Hagen.. War er einfach nur schlau oder ist er ein Betrüger? Ein 37-Jähriger ist vom Amtsgericht Hagen verurteilt worden, weil er auffallend viel Glück am Automaten hatte.

Es klimperte, klimperte, klimperte. Aber so viele Münzen konnte der Geldspielautomat einer Spielhalle in Wehringhausen gar nicht mehr ausspucken: Fast 3000 Euro Gewinn an zwei Tagen. Doch da war kein Glück im Spiel, sondern Betrug – befand jetzt das Amtsgericht.

Aktenzeichen 90 Ds 546/14: Angeklagt ist ein Hähnchenmann (37) aus Oberbayern, der mit seinem mobilen Verkaufswagen kreuz und quer durch Deutschland reist und im Februar auch in Hagen Station machte. Frühmorgens, bevor er seinen Stand mit dem Grillgeflügel öffnete, ging er zunächst in eine nahegelegene Spielhalle, um Kaffee zu trinken. Dort hockte er sich „zur Entspannung“ auch vor ein Spielgerät, warf Münzen ein. Und schon begann eine unheimliche Glücksserie.

„Er warnte: Mach’ das Spiel aus.“

Seine bevorzugten Apparate, der „Slentop“ und der „Casino-Liner“, Roulette-Geräte mit rotierenden Scheiben, erzielten auffällig hohe Gewinne: 1870 Euro am ersten, sowie 1100 Euro am zweiten Spieltag. Das überstieg sogar die gesetzlich erlaubte Höchstgrenze: Danach darf ein Spielautomat pro Tag nicht mehr als 1000 Euro ausschütten.

Die irritierte Spielhallenaufsicht benachrichtigte den Casinobetreiber. Der Chef (49) erschien zweimal vor Ort, zahlte an den mutmaßlichen Gewinner noch 1450 Euro in bar aus. „Er stand am Gauselmann-Apparat und hat mich sogar auf einen Gerätefehler hingewiesen“, erinnert sich der Wehringhauser Spielhallenbetreiber. „Er hat mich gewarnt: Mach’ besser das Spiel aus. Dafür bin ich ihm heute dankbar.“

Der angeklagte Hähnchenmann schweigt zum Vorwurf. Er war offenbar nicht der einzige Spieler mit Spezialwissen, der im Februar zum Dauergewinner wurde: Damals konnten durch eine geheime Tastenkombination bestimmte Spielautomaten der Firma Gauselmann geplündert werden. Wer den Trick kannte, konnte beim Roulette hohe Gewinne erzielen, egal welche Zahlen fielen.

Allein in einer Februarnacht sollen durch geschicktes Tastendrücken deutschlandweit mehrere hundert Spielhallen in Geldnot geraten sein. „Ein perfekt geplantes Vorgehen einer organisierten Betrügerbande“, vermutet das Unternehmen Gauselmann aus Espelkamp (Kreis Minden), das auch die Merkur-Spielotheken betreibt und aus dessen Fabrik rund 100 000 Automaten in deutschen Spielhallen stammen.

Warnbrief kam einen Tag zu spät

Nachdem Gauselmann von der Manipulation seiner Geräte erfahren hatte, seien sofort alle 5000 Kunden informiert worden. „Der Brief kam bei uns einen Tag zu spät an“, ärgert sich der Wehringhauser Spielcasinobetreiber, „da war schon abgesahnt.“

Amtsrichter Dr. Thorsten Opitz verurteilte den Hähnchenmann zu 2400 Euro Geldstrafe – wegen Computerbetrugs in zwei Fällen.