Hagen. Christian Fricke hat seine guten Vorsätze von Silvester 2013 mehr als erfüllt: Von einst 220 Kilogramm hat er schon 70 verloren. Und es geht weiter.

Vor genau einem Jahr, an Silvester 2013, da hatte er gute Vorsätze und große Pläne. Inzwischen ist klar: Christian Fricke hat verloren – und zwar mächtig. Doch er ist unglaublich froh darüber. Denn verloren hat er an Körpergerwicht. Von ursprünglich 220,9 Kilogramm bei 1,85 Meter Größe waren gestern Morgen exakt 70,2 Kilo weggeschmolzen. Das sind 20 Kilo mehr als er sich eigentlich für dieses Jahr vorgenommen hatte. Christian Fricke hat also durchs Verlieren gewonnen und sagt am Ende des Jahre: „Ich fühle mich pudelwohl. Mein altes Leben ist weg.“

Im Juli hatte unsere Zeitung über Christian Fricke, den viele als Vorhaller DRK-Leiter kennen, berichtet. Über sein Übergewicht, das ihn schon seit Kindesbeinen begleitet hatte, das aber immer heftiger und somit auch gesundheitlich problematisch wurde. Und über den tiefgreifenden Schritt, sich im April nach diversen gescheiterten Abnehmversuchen den Magen dauerhaft mit einer Operation verkleinern zu lassen. 40 Kilo hatte der heute 29-Jährige damals bereits verloren und gerade eine Adipositas-Selbsthilfegruppe gegründet.

Dieser Artikel in unserer Zeitung hat dem neuen Leben von Christian Fricke noch einmal einen zusätzlichen Schub gegeben. Denn das evangelische Krankenhaus in Haspe („Mops“) kam auf ihn zu. Inzwischen hat Fricke, der zuletzt arbeitslos war, dort in der Adipositaschirugie eine Anstellung gefunden. „Ich wiege die Patienten, vermesse sie. und

Christian Fricke an seinem Arbeitsplatz in der Adipositaschirurgie des evangelischen Krankenhauses in Haspe.
Christian Fricke an seinem Arbeitsplatz in der Adipositaschirurgie des evangelischen Krankenhauses in Haspe. © WP

vor allem berate ich sie.“ Für viele ist es eine Wohltat, dass sie auf ihn treffen. Auf jemanden, der selbst nachempfinden kann, wie es stark übergewichtigen Menschen geht. „Sie fühlen sich verstanden, sie können mit mir viel ungezwungener über intime Dinge sprechen.“ Christian Fricke leitet zusätzlich zu seiner Ursprungsselbsthilfegruppe unter dem Dach des DRK Vorhalle nun eine weitere am Adipositas-Zentrum des Mops. Zwei weitere sind für 2015 geplant – eine davon speziell für türkische Mitbürger. „Der Bedarf ist in Hagen auf jeden Fall da, der Zulauf ist groß“, sagt Fricke, der vorher als Einzelhandelskaufmann und in der Sicherheitsbranche gearbeitet hatte. Und er geht völlig darin auf: „So eine Arbeit habe ich mir immer gewünscht.“

Respekt vor dem Rückfall

Doch auch sonst hat er einen großen Wandel seit dem vergangen Silvester erlebt. „Hoch in die dritte Etage laufen ohne Aufzug – das habe ich früher nicht geschafft“, erinnert sich Christian Fricke. „Meine Blutdruckmittel habe ich komplett abgesetzt, die Blutwerte sind heute alle im Rahmen.“

Er merkt auch, dass er sonst aktiver geworden ist: „Ich habe gerade den Lkw-Führerschein gemacht.“ Der Motorrad-Führerschein soll bald folgen. Tanzen ist seine große Leidenschaft geworden: „Ich gehe zur Disco-Fox-Party.“ Er organisiert mit der Tanzschule Siebenhüner Zumba-Kurse für Übergewichtige und die „Fette Party“, bei der dicke Menschen ungezwungen tanzen können.

Christian Fricke wird heute oft angesprochen auf seinen Gewichtsverlust. Das motiviert ihn, das macht ihn stolz. Dabei vergisst er aber auch nicht, dass er es auch mit Unterstützung geschafft hat: „Ohne meine Lebensgefährtin und Freunde hätte ich vieles nicht so gut erreichen können. Dafür bin ich ihr dankbar.“

Die Magenverkleinerung war für Christian Fricke die Eingangstür zu einem neuen Leben. Aber sie ist keine Lebensversicherung. Er weiß nicht zuletzt durch seine neue Tätigkeit am Mops, dass es Menschen gibt, die einen Rückfall erleiden, die wieder erheblich zunehmen. Hat er Angst davor? „Angst nicht, aber Respekt. Ich will die Vorteile, die ich heute durch mein neues Leben habe, nicht wieder verspielen.“ Fricke hat sich für 2015 ein neues Ziel gesteckt: „120 Kilogramm sollen es am Ende sein.“ Und er rät allen, die sich heute etwas vornehmen: „Man muss sich greifbare Ziele setzen und sie in kleinen Etappen abarbeiten.“