Hagen.. Dauerregen und danach Schnee beeinträchtigten das Weihnachtsgeschäft in Südwestfalen. Richtig voll war es nur in der ersten Hälfte des Dezembers.

Montag vor Silvester. Rathaus-Galerie Hagen, 14 Uhr. Kleine Überraschung. Von Umtausch-Hektik keine Spur. Es ist zwar voll, aber die Kunden schauen eher nachweihnachtlich entspannt. Nichts drängt. Viele Betriebe haben geschlossen - Freizeit zwischen den Jahren. Junge Familien mit Kinderwagen, Pärchen und die typischen Shopping-Queens zwischen 16 und 25 flanieren durch die immer noch weihnachtlich geschmückte Galerie. Überall rote Sale-Schilder - jetzt schon.

Für manchen Ladeninhaber ist es vielleicht zu ruhig. In Modeketten wie Hallhuber, Zara, Esprit oder S.Oliver, aber auch in Schmuck- und Parfümerieläden kann man die Kunden an zwei Händen abzählen. „Es könnte etwas mehr sein“, bestätigt Nina List, Filialleiterin bei Coloseum. Aber noch steht der Nachmittag ja bevor, „und die Leute brauchen ein Silvester-Outfit“, macht sie sich Mut. Umgetauscht worden sei jedenfalls weniger als im Vorjahr.

Gedränge bei den Smartphones

Szenenwechsel. Zweite Etage. Saturn saugt die jüngeren Kunden geradezu an und macht seinem Namen als Frequenzbringer alle Ehre. Gedränge am Schalter „Abholung Online-Käufe“, Gedränge bei den Smartphones, besonders bei Apple-Produkten. Verkäufer hetzen von Kunde zu Kunde und erklären geduldig die unterschiedlichen Geschäftsmodelle, insbesondere die Verträge. Issam Aziz von Unity Media hat schon drei geschrieben - „das ist für einen Montag ziemlich gut“.

„Heute ist es voll wie an Heiligabend“, bestätigt Verkäufer Mehdi Eatemadi. Die Bargeld-Geschenke von Oma werden umgesetzt. „Aber die Leute sind dabei nicht gestresst. Jeder weiß, was er will. Man kann kaufen, aber man muss nicht, weil gerade Weihnachten ist.“

Schnee hebt die Stimmung

So richtig voll waren die Geschäfte im südwestfälischen Einzelhandel nur in der ersten Dezemberhälfte, dann hat wieder einmal das Wetter zugeschlagen. Erst Dauerregen, dann Schnee nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag machte die Hoffnung auf ein deutliches Plus zum Vorjahr zunichte. „Die Händler hatten mehr erwartet, aber der Winter hat die Kunden ausgebremst“, sagt Karina Brühmann, Sprecherin des Einzelhandelsverbandes Südwestfalen.

„Ein durchwachsenes Weihnachtsgeschäft für den stationären Handel“, so ihr Fazit. Durch den Winter habe es aber immerhin Impulse für den darbenden Textil- und Schuhhandel gegeben. Hier werden größere Rabatt-Aktionen erwartet.

Für Tourismus-Gebiete wie Winterberg gelten andere Regeln. „Schneefall hebt bei uns die Stimmung“, sagt Winfried Borgmann vom Stadt-Marketing. „Wenn es stürmt und schneit, zieht es die Leute in die Geschäfte. Nicht alle wollen auf die Piste.“ Profitiert haben Brühmann zufolge südwestfälische Städte mit durchgängigen Weihnachtsmärkten wie Hagen, Siegen, Iserlohn und Lüdenscheid. Der Einzelhandel steht nach ihren Worten „vor der größten Herausforderung seit der Einführung der Selbstbedienung“.