Breckerfeld. . Vor etwas mehr als einem Jahr wurde Siner Wolde aus Eitrea von ihrem Sohn und ihrem Mann getrennt. Sie feiert in Breckerfeld das zweite Weihnachtsfest ohne ihre Familie.
Wenn sie nur einen Wunsch erfüllt bekäme an diesem Heiligen Abend. Nur einen Wunsch, ihren sehnlichster Wunsch, ihren einzigen Wunsch – es wäre dieser, der sich nicht erfüllen wird: Das Fest der Liebe möchte Siner Wolde mit ihrer kleinen Familie feiern.
Mit ihrem Sohn Yabsra und mit ihrem Mann Combelem Karim. Beide hat die 25-jährige Frau, die in der Flüchtlingsunterkunft an der Windmühlenstraße ein Zimmer mit zwei anderen Frauen teilt, seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen. Seit jenem Tag, als Schleuser die Familie aus Eritrea über die Grenze von Makedonien nach Griechenland bringen wollten und ihr Mann mit dem Kind auf dem Arm nicht schnell genug vor Grenzsoldaten davonlaufen konnte.
Wie vor 2000 Jahren
Ein wenig erinnert ihre Geschichte an jene, die sich vor mehr als 2000 Jahren im Heiligen Land abspielte. An die Flucht der Heiligen Familie vor dem Herrscher Herodes nach Ägypten. Vor mehr als drei Jahren machten sich Siner und Combelem in Eritrea auf den Weg.
Sie flohen aus einem Land, dem die Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen, willkürliche Tötungen, Folter sowie fehlende Meinungs- und Religionsfreiheit vorwirft. Sie flohen über den Sudan, über Syrien, durch die Türkei bis nach Griechenland, wo der kleine Yabsra schließlich geboren wird. Sie flohen, weil sie sich so sehr nach einer besseren Zukunft sehnen. Doch endete diese Flucht in einer Nacht vor mehr als einem Jahr für die Familie in einer Katastrophe.
Nur ein Bild auf dem Handy
Ein Foto auf dem Smartphone, das Combelem Karim dabei zeigt, wie der den Yabsra auf dem Arm hält, ist alles, was Siner Wolde in diesen Tagen bleibt. „Hier in Deutschland, hier in Breckerfeld, habe ich es sehr gut angetroffen“, sagt die junge Mutter, die innerhalb des letzten Jahres Deutsch gelernt und für den Bauhof der Stadt Breckerfeld gearbeitet hat, „aber mein Kind und meinen Mann – beide vermisse ich so sehr.“
Täglich versucht sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn zu telefonieren. „Er fragt immer wieder nach seiner Mama“, sagt Siner Wolde. Wie soll ein Dreijähriger verstehen, warum ihn Soldaten in einer Nacht von seiner Mutter losreißen, warum sie eine Familie trennen? Und so muss der kleine Yabsra nun das zweite Weihnachtsfest ohne seine Mutter feiern. Siner Wolde hat immer wieder die Behörden und die Mitarbeiter der Zuwanderungsberatung um Hilfe gebeten. Bislang ohne Erfolg.
Hilfe durch das Forum Flüchtlinge
Unterstützung erfährt sie nun auch durch das Breckerfelder Forum Flüchtlinge, das sich Anfang Dezember gegründet hat und in dem sich unter anderem das Diakonieteam der Evangelischen Kirchengemeinde und Margret Förster (Arbeiterwohlfahrt) um die junge Mutter kümmern. „Wir erwägen, uns auch an den Petitionsausschuss des Bundestages zu wenden und den Bundestagsabgeordneten René Röspel einzuschalten“, so Pfarrer Gunter Urban, „es kann doch in einem vereinten Europa nicht sein, dass eine Mutter tausende von Kilometern getrennt von ihrem Mann und ihrem Kind leben muss.“
Dieses Weihnachtsfest, es ist für die gläubige Christin Siner Wolde ein trauriges, ein nachdenkliches. Mit ihren Gedanken ist sie am Heiligen Abend bei jenen beiden Menschen, die sie über alles liebt. Am Heiligen Abend und an jedem Tag – bis das Schicksal die kleine Familie, die Mutter, den Vater und das Kind, wieder zusammenführt.