Gelsenkirchen-Schalke-Nord. Der Automobilzulieferer ZF will nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall weiterhin die Produktion in Gelsenkirchen schließen.

Der Automobilzulieferer ZF hat den Schließungsbeschluss des Werks in Gelsenkirchen erneuert, das teilte Gewerkschaftssekretär Ralf Goller (IG Metall) jetzt mit. ZF-Sprecher Florian Tausch hat das bestätigt. Mit der Schließung, angekündigt für Ende 2024, verbunden sind rund 200 Arbeitsplätze, offen ist hingegen weiter die Zukunft des angeschlossenen Entwicklungscenters mit seinen rund 150 Beschäftigten.

Betriebsrat und IG Metall: Ein schwerer Schlag für Beschäftigte und deren Familien

Die Hoffnungen von Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft ruhten bis zuletzt auf einer Machbarkeitsstudie, anhand der geprüft werden sollte, inwieweit die Herstellung von Produkten anderer Standorte eine wirtschaftliche Alternative sein könnte, um den Standort an der Freiligrathstraße zu erhalten.

Im Ergebnis dieser Machbarkeitsstudie habe der Vorstand mit Mitteilung von Montag, 11. März, der IG Metall und dem Betriebsrat mitgeteilt, dass man am Beschluss der Schließung festhält, da keine alternative Produktion für Gelsenkirchen gefunden worden sei. Die Mitteilung löste bei Gewerkschaft und Betriebsrat Protest aus. Gewerkschaftssekretär Ralf Goller und Betriebsrat Uğur Coşkun sprechen von einem „schweren Schlag für Beschäftigte“ und deren Familien: „Wir hatten zu keiner Zeit den Eindruck, dass die Prüfung in anderen Divisionen oder bei externen Zulieferern mit der nötigen Ernsthaftigkeit und auch nicht anhand der festgelegten Kriterien erfolgt ist.“ Stattdessen habe es oberflächliche Beurteilungen und eine Wiederholung von schon bekannten oder feststehenden Erkenntnissen gegeben.

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„Dass ZF hunderte Millionen in Standorte im In- und Ausland investiert und für Gelsenkirchen lieber die Schließungskosten als eine Investition in Schalke übernimmt, macht uns sehr betroffen und wütend“, so Uğur Coşkun, Betriebsratsvorsitzender ZF Gelsenkirchen. Unter anderem baut ZF sein Getriebewerk in Gray Court, South Carolina (USA), für 500 Millionen US-Dollar (rund 460 Millionen Euro) aus. Es soll für die nächste Generation der Antriebstechnologien für Pkw und Nutzfahrzeuge umgerüstet werden. Auf der anderen Seite drücken den Konzern Schulden in Milliardenhöhe durch frühere Zukäufe und Übernahmen - beispielsweise der US-Konzerne „TRW“ und „Wabco“. Letzterer war ein führender Anbieter von elektronischen Brems- und Fahrzeugregelsystemen sowie von Federungs- und Antriebssystemen.

Der nächste Schritt sind nach Gewerkschaftsangaben Verhandlungen zwischen beiden Seiten zu einem Sozialtarifvertrag. „Wir stellen klar, dass wir nach wie vor an eine Zukunft des Standortes Gelsenkirchen glauben und fordern ZF auf, begleitend zu den Verhandlungen, zu ernsthaften Gesprächen zur Fortführung des Werkes zurückzukehren, statt über einen Interessenausgleich und Sozialplan zu verhandeln“, so Ralf Goller, Geschäftsführer der IG Metall Gelsenkirchen.

Tausch zufolge haben bereits „etliche größere und kleinere Unternehmen im Umfeld von Gelsenkirchen angefragt, ob man Kontakt zur Belegschaft herstellen und die Mitarbeiter vermitteln könne“. Nach Darstellung des Unternehmenssprechers übersteige diese Nachfrage nach Facharbeitern die Zahl der Produktionsmitarbeiter um ein Mehrfaches. „Wir sind optimistisch, dass jene ZF-Mitarbeiter in Gelsenkirchen, die weiter erwerbstätig sein wollen, gute Perspektiven am Arbeitsmarkt im Umfeld ihrer bisherigen Arbeitsstelle haben.“

Als Reaktion auf die schlechten Nachrichten seitens des ZF-Konzerns, findet am Donnerstag, 14. März, zwischen 11 und 14 Uhr eine Demonstration der IG Metall in Erle statt. Die Protestler nehmen folgende Wegstrecke: Freiligrathstraße (Auftaktkundgebung), Kurt-Schumacher-Straße, Emscherstraße, Kurt-Schumacher-Straße, Uferstraße, Freiligrathstraße (Abschlusskundgebung). Es kommt zu Verkehrsbeeinträchtigungen.