Fröndenberg. .
Grüne Eier stammen von Hennen mit grünen Ohrläppchen, aha. Und zwischen uralten Haustierrassen und klobigem Bauernbrot gibt’s veganen Honig. Aha! Der ist neu beim Bauernmarkt im Himmelmannpark, der am Sonntag Ziel für viele Hundert Besucher war. Ein älterer Herr beäugt das bunte Gläserdurcheinander denn mit Skepsis. „Sie sind also Ihre eigene Biene?“, vergewissert er sich bei Marion Nast und erhält ein selbstbewusstes „Genau!“ zur Antwort.
Sanfte Ironie und Stichelei
Die Honigmacherin aus Hemmerde lässt sich von der sanften Ironie des Besuchers überhaupt nicht aus dem Konzept bringen. „Sterben Veganer, wenn sie Fleisch essen?“, stichelt der Herr mit demonstrativem Blick hinüber zum Grill mit den brutzelnden Bratwürstchen. Mit einem entschlossenen „Also ich kenne nur glückliche Bienen“, verabschiedet er sich und fügt nachsichtig hinzu: „Na ja, wenn’s hilft...“ Es hilft den Bienen, meint Marion Nast unbekümmert, „und es hilft Veganern. Da sie alles ablehnen, was vom Tier kommt, geht also auch Honig nicht.“ Er wird den Bienchen ja aus den Waben stiebitzt und durch schnödes Zuckerwasser ersetzt.
Die Herstellung des Ersatzprodukts macht allerdings eine Heidenarbeit, erklärt Marion Nast. Für eine schlappe Handvoll Gläser sammelt sie 400 Löwenzahnblüten – nur die Blüten – einzeln von Hand und legt sie erst mal in Wasser ein. Danach werden sie aufgekocht, müssen ruhen, werden durchgesiebt, unter Beigabe von (viel) Zucker wieder gekocht und so lange auf kleiner Flamme geköchelt, bis sich nur durch Reduktion ein zähes Gemisch ergibt. „Das soll schmecken?“, zweifelt eine weitere Besucherin. „Klar!“, antwortet Nast. „Vegan ist absolut im Kommen!“
Eine uralte Kartoffelsorte
Sacht im Wiederkommen sind geradezu historische Gemüsesorten wie die „Hörnchenkartoffel“, die Landwirt Sebastian Becker in Ostbüren aus seiner Ackerscholle pflügt. Der 23-Jährige, der den Nebenerwerbshof von seinem Opa übernommen hat, arbeitet gemeinsam mit seiner Freundin Marie Jendreizik (23) ehrgeizig auf Vollerwerb hin. Die seltsam geformten Knollen, „ziemlich dünn, dafür lang“, seien eine wirklich uralte Kartoffelsorte mit leichtem Nussgeschmack.
„Sie heißt Bamberger Hörnchen, muss in unserer Region aber anders genannt werden“, berichtet Becker amüsiert: Denn die EU schreibt vor, dass das Bamberger Hörnchen nur in Bamberg Bamberger Hörnchen heißt. „Wir nennen es deshalb Haarstrang-Hörnchen“, kommentiert Sebastian Becker diese Vorschrift, und beide jungen Leute lachen. „EU eben!“
EU-genehm sind, o Wunder, die grünen Eier des Arche-Hofs. Heute zum Bauernmarkt hat Otto Dahlhoff gerade keine dabei, ausverkauft, macht dafür ein lustiges Ratmalfix daraus: „Was sind das denn für Hühner, die grüne Eier legen?“ Äh... solche, die grünes Futter bekommen? Falsch! „Es ist die Rasse. Und die erkennt man woran? – An den grünen Ohrläppchen!“ Ach ja, die liebenswerte Viecherei des Ostbürener Arche-Hofs ist vom Bauernmarkt, den diesmal wieder 33 regionale Anbieter bestückten, nicht wegzudenken.
Fasziniert scharen sich Kinder wieder um die Gänse, die energisch schnatternd nach Möhrenstiften verlangten, und um die Angoradamen Bella und Blümchen – zwei schneeweiße explodierte Wattebäusche, ideal zum Dauerstreicheln.