Fröndenberg..
Den Unterschied zwischen Klang und Krach lässt man sich am besten von einem Biker erklären, der sich nicht unter martialischem Geheul in die Kurven legt. „,Klang´ ist basslastig tief, durch großvolumigen V2-Twin mit viel Hubraum“, erläutert Phil aus Dortmund kennerisch und winkt mit glänzenden Augen die nächsten zwei blitzenden Harleys durch die Absperrung. „Das ist das typische Geräusch einer Harley Davidson...“ Knatter, knatter, röhr... tief und volumig. „Harleyfahrer cruisen, sie jagen nicht“, nennt Phil einen weiteren Unterschied, „Krach machen Rennmaschinen, die man auf 1600, 1700 Umdrehungen hochzieht – bei vielen ist noch die Auspuffanlage manipuliert. Das sind die, die ich dann von der Straße kratze.“
Phil ist Rettungssanitäter. Seine BMW in Polizei-Grünweiß parkt an der Straße unmittelbar vor der Kurve und wirkt zum Entzücken der Raser-geplagten Anwohner den ganzen Samstag über als durchschlagende Tempobremse: „Alle denken, dort steht Polizei und steigen in die Bremse“, frohlocken Gerda und Manfred Falkenthal: „Kann das Motorrad nicht dort stehen bleiben?“ Der gedeihlichen Nachbarschaft zwischen feiernden Bikern und mitfeiernden Anwohnern ist die Tempobremse jedenfalls entschieden zuträglich, und da die Falkenthal-Tochter sogar zwei Motorräder fährt, versteht man sich bestens.
Bierfassrollen und Zündkerzenwerfen
Bestens war auch die Stimmung vor der Ruhrlandhalle, wo der „Free Hog Rider“-Motorradclub am Samstag seinen fünften Geburtstag feierte. Biker aus ganz Deutschland knatterten in schweren Lederkluften auf blitzenden Maschinen nach Warmen, Biker-gemäß wurde aufgetischt: Spare Ribs und XL-American Burger, die gegen Mittag mit der Sonne um die Wette brutzelten. So lief der Getränkeabsatz blendend, mit einem Euro pro Bier (und Nichtalkoholika) und zwei Euro für einen Jack Daniels waren die Preise volkstümlich kalkuliert. „Wir wollen ja keinen Profit machen, sondern Spaß haben“, betonte Clubmitgründer Holger Determeyer alias „Holgiwood“, deswegen waren auch Spaßwettbewerbe organisiert: Bierfassrollen (mit dem Vorderrad des Bikes) oder Zündkerzenwerfen (Damenprogramm).
Leider fand das alles vor zu wenigen Geburtstagsgästen statt. „Viele von denen, die sich angemeldet hatten, sind nicht gekommen. Vermutlich ist das Wetter zu gut... schade“, bedauerte „Holgiwood“, besonders schade für die Top-Liveband „Back TT Roots“, die am Abend ihre Knallershow vor nur einigen Handvoll Rockfans abzog. Mit treibenden Covern von Deep Purple, ZZ Top, Uriah Heep, Ozzy Osborne, alles 60er und 70er Jahre... Reichlich Bein- und Armfreiheit vor der Bühne war immerhin zum Abhotten garantiert.
Ehrenrunde mit qualmendem Auspuff
Zum röhrenden Sound von „Born to be wild“ röhrte dann Andy auf seiner Harley in die Halle und drehte mit qualmendem Auspuff unter johlenden Bikern eine Ehrenrunde. Draußen hockte ein gemütliches Trüppchen bis spät in die Nacht bierplauschend beisammen: Pete aus Wermelskirchen und Klaus aus Nienburg (mit 200 Kilometern die weiteste Anreise) hatten sich vorsorglich im Hotel Am Park einquartiert, einige andere Biker zelteten auf der Wiese. Und nach dem Konzert fanden auch noch einige der vielen übrig gebliebenen Rippchen und XL-Burger zum halben Preis Abnehmer.