Fröndenberg. .

Sie wollten sich nicht immer alles von den Lehrern vorkauen lassen. Sie wollten selbst Themen setzen und eigenständig recherchieren. Deshalb haben die Zwölftklässlerinnen Sarah Kuhl, Janine Raffel, Sina Krehl, Anastasia Barke und Hannah Möller an dem Projektkurs Evangelische Religion teilgenommen. Das gemeinsame Thema, auf das sich die fünf Schülerinnen der Gesamtschule Fröndenberg geeinigt haben, lautet „Inklusion“.

Die Idee zum Thema ergab sich aus einem Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin Ute Kraft, die ihnen im Herbst des vergangenen Jahres den Kontakt zu einem Flüchtlingsjungen vermitteln konnte. Das anschließende Interview war Auslöser für einen konkreten Gedanken: Keiner darf ausgeschlossen werden.

Eigenständige Recherche

Dann fing für die Schülerinnen die Recherche an, indem sie sich fragten, welche Probleme es neben Sprachbarrieren im Schulalltag geben könnte und was Inklusion überhaupt bedeutet. „Das Wort war mir vorher gar nicht geläufig“, gibt Sarah Kuhl zu. Die GSF hat zwar seit drei Jahren inklusive Klassen in den Jahrgangsstufen fünf bis sieben, in denen bis zu sechs lernbehinderte Schüler sitzen. „Aber ich habe keinen Kontakt zu den jüngeren Schülern, und man sieht ihnen die Lernbehinderung ja nicht an“, so Sarah.

Die Schülerinnen haben mit Hilfe von Oliver Heller die Inklusionslehrer der Gesamtschule interviewt, sich den Unterricht angeschaut und die Berichterstattung in Zeitungen analysiert. Dieses Arbeiten fernab von einem strikten Lehrplan hat die Teilnehmerinnen begeistert. „Wir erschaffen etwas, das bleibt“, begründet Sarah ihre Motivation, sich über den Unterricht hinaus zu engagieren. Denn nach Vorgaben des Schulministeriums muss am Ende jedes Projekts ein Produkt stehen. Eine besonders schwierige Aufgabe, wie die Schülerinnen rückblickend feststellen.

„Wir hatten zwar recht schnell ein Thema und viele Ideen dazu, konnten aber einfach nicht alles umsetzen“, erinnert sich Janine Raffel. Erst im Januar hatte die Gruppe dann die zündende Idee: eine Zusammenstellung der Ergebnisse auf der Homepage der Schule. „Natürlich muss jede Schülerin auch in einem Portfolio die Ergebnisse festhalten, aber so können wir verschiedene Perspektiven auf das Thema Inklusion an der Gesamtschule geben“, erklärt Oliver Heller den Entschluss. Dabei dürfe ein kritischer Blick auf die eigene Schule nicht fehlen, so der Lehrer für evangelische Religion.

Gemeinsame Internetplattform

Janine begeistert vor allem eine Sache an der gemeinsamen Plattform: „Jeder von uns hat andere Aufgaben übernommen, die nun am Ende ein großes Projekt ergeben.“ Sarah hat sich beispielsweise durch die 120 Seiten vom „Index für Inklusion“ gearbeitet und daraus einen Fragebogen erstellt. Sie hat die Vorgaben auf ganz konkrete Fragen für Eltern und Schüler heruntergebrochen, die bei der Orientierung helfen sollen. Daneben gibt es Fotostrecken, ein beispielhaftes Lehrerinterview im Videoformat und gut aufgearbeitete Hintergrundinformationen. All diese Materialen stehen unter einem selbst entworfenem Logo: Die GSF eingefügt in das typische Symbol für Inklusion und damit als Teil der Inklusion.

Oliver Heller ist überzeugt von dem Konzept der Projektkurse. Zwei Stunden in der Woche hat er sich mit den Schülerinnen zusammen gesetzt. Dazu kamen einige außerplanmäßige Termine wie der Besuch des Schulausschusses und eine extra Projektwoche. Ergebnis der Projektwoche war ein Barriereparcours, den die Schülerinnen zusammen mit Achtklässlern entworfen haben. Darin mussten die restlichen Schüler Aufgaben lösen: mit verbundenen Augen Formen erfühlen, einen kyrillischen Text schreiben, mit Boxhandschuhen Reiskörner sortieren oder im Rollstuhl verschiedene Aufgaben im Schulgebäude erledigen.

Vor allem bei der letzten Aufgabe sind Sarah einige Kritikpunkte aufgefallen: „Die Inklusion könnte noch verbessert werden. Noch können körperlich Behinderte nicht auf unsere Schule gehen.“ Dazu wären einige Baumaßnahmen nötig, die schwer umzusetzen sind. Auch diese kritischen Punkte kommen in die Endauswertung.