Fröndenberg.

„Letzte Woche war die Jugend dran und heute die alten Säcke“, stellt Sulke trocken fest und damit gleich zu Beginn unter Beweis, dass er Spaß versteht. Bis auf Gladbeck sind die Fans ihrem Altmeister an diesem Abend hinterher gereist und beglücken die Kulturschmiede mit „ausverkauft“. Stephan Sulke kann sich mit Fug und Recht als „alter Sack“ bezeichnen (mit liebevoller Selbstironie), denn er macht seit fast 50 Jahren Musik. Sein bekanntestes Lied ist bis heute wohl „Uschi“ – es landete im Juli 1982 auf Platz 3 der ZDF-Hitparade.

Sulke wuchs als Sohn Berliner Juden hauptsächlich in der Schweiz auf, was sein possierliches Schwyzerdeutsch erklärt, und er pflegt es ausgiebig auf der Bühne. Verwebt dabei schlitzohrigen Humor mit meist nachdenklichen, melancholischen Texten – die Kombi gelingt, da Sulkes Witz äußerst hintersinnig ist und oft leise wie seine Melodien. Er singt entweder a capella, zu Keyboard oder Akustikgitarre, jedes Lied ist ein kleines Kunstwerk voller Poesie: Damals, die erste große Liebe: „ein vergilbtes Stück Papier und eine kleine Mädchenschrift, nur ein Stück Papier... und letzten Endes doch ein Stück von mir.“ Solche Lieder kann man sich auch früh um 4 Uhr an der Bar vorstellen, nostalgisch in Erinnerungen schwelgend, und der Pianomann streichelt sanft die Tasten.

In „Der Typ von nebenan“ besingt Sulke Einsamkeit, bei „Weißt du noch“ gibt’s Szenenapplaus – viele Fröndenberger hier und heute „wissen“ offenbar noch. Auch dieses Lied enthält die Zeile „heute komm’ ich mir so einsam vor“, doch bevor die Stimmung ins allzu Traurige kippt, darf man schon wieder herzlich lachen. Als sich der 68-jährige Künstler nämlich auf der Bühne sprichwörtlich „zum Affen“ macht und brusttrommelnd intoniert: „300 Kilo aus dem Kongo, nun heiß ich Jo und sitz’ im Zoo.“ Und beim Herumpossieren mit Frau Gorilla starrt Frau Müller neidzerfressen durch die Gitterstäbe, „weil Herr Müller nicht mehr kann, was ich kann“.

Enten hätt’ er eben züchten sollen, nicht Herr Müller, sondern Stephan Sulke, diese seine neueste CD findet in der Pause eifrige Abnehmer in der Kulturschmiede.