Fröndenberg. .
Heribert Sander (62) und Ludwig Neuhaus (74) hatten sich auf eine schöne Radtour gefreut. Ihr Ziel ist es, den Ruhrtalradweg in mehreren Etappen abzuklappern. Auf dem E-Bike. Doch das löste Ärger mit der Deutschen Bahn aus
Da sie den Abschnitt zwischen Neheim und Schwerte schon kennen, wollten sie nun mit dem Zug nach Winterberg, um von dort aus bis Neheim zu radeln. Doch die Freude am Fahren wurde schon vor dem Start in Winterberg getrübt. Und heute haben die Ruheständler gar Angst, jemals wieder mit ihren Rädern Bahn zu fahren. Getoppt wurden ihre Erlebnisse noch von einer rüden Antwort des DB Regio Kundendialogs, nachdem die Senioren ihre Erlebnisse dort per Brief geschildert hatten. Für diese Antwort musste sich ein Pressesprecher der Bahn sogar entschuldigen. Was war passiert?
Schon beim Einstieg in den Zug nach Winterberg schafften es Heribert Sander aus Fröndenberg und Ludwig Neuhaus aus Menden nur mit Mühe, ihre 30 Kilo schweren E-Bikes in den Zug zu wuchten. Der Ausstieg aus dem Fahrrad-Abteil in Winterberg gestaltete sich ähnlich problematisch. So weit, so unerfreulich. Die Männer machten sich auf die Strecke, fuhren bis Neheim und wollten von dort aus mit dem Zug zurück nach Fröndenberg. „Diese Rückfahrt stellte alles in den Schatten“, erinnert sich Heribert Sander. Eingesetzt war nämlich ein älterer Zug. „Und da müssen Sie erstmal suchen, wo das Abteil für Fahrräder und Kinderwagen ist“, berichtet Sander. „Man läuft und sucht, und dann ist man schon das erste Mal außer Atem“, sagt der 62-Jährige, der nach einer Lungenkrebs-Erkrankung auf Flüssigsauerstoff angewiesen ist. Das Radfahren, die Bewegung, ist für ihn Lebenselixier. Als sie den Waggon für Räder gefunden hatten, stellten sie fest, dass sie sich mit ihren Rädern durch eine schmale Tür vier Stufen hochquetschen mussten. „Wir hatten gerade das erste E-Bike im Zug, da ging die Tür auf einmal zu“, berichtet Sander, „obwohl mein Freund noch draußen war“. Panik machte sich breit. Hastig drückten die Männer den Türöffner, schließlich konnte auch Ludwig Neuhaus den Zug erklimmen, der Angst hatte, durch die sich schließende Tür könnte das Rad eingeklemmt werden. „Das Schlimme war, dass ein Bahn-Bediensteter nicht bereit war, uns zu helfen“, ärgert sich Sander.
In einem Brief schilderte er der Bahn das Erlebte. „Schließlich wird die Strecke ja als Ruhrtalradweg angepriesen, und die Bahn rühmt sich als fahrgastfreundliches Unternehmen.“ Die patzige Antwort des Kundendialogs lässt Sander fassungslos zurück. Zwar bedauert der Schreiber zunächst, dass die Fahrt „nicht so verlaufen ist, wie Sie es erwarten durften“. Nach einigen Erläuterungen schließt er aber mit der Feststellung: „Sie sollten bei so schweren Fahrrädern die körperliche Fitness besitzen, um damit auch fertig zu werden.“ Das saß. „Wir kann er so über uns urteilen?“, fragten sich Sander und Neuhaus.
Die Pressestelle der Bahn rudert inzwischen zurück. „Das ist eigentlich nicht die Art und Weise, wie wir uns vorstellen, dass mit unseren Kunden umgegangen wird“, erklärt Sprecher Dirk Pohlmann auf Anfrage unserer Zeitung. „Wir entschuldigen uns für die Form des Schreibens.“
Heribert Sander und Ludwig Neuhaus sind fest davon überzeugt, dass sie nicht die einzigen sind, die Schwierigkeiten haben, ihre E-Bikes in den Zug zu bekommen. Wie viele ältere Menschen genießen sie es, mit etwas elektronischer Unterstützung noch Rad fahren zu können. „Wir wollen ja trampeln“, sagt Neuhaus. Aber wenn der Berg zu hoch oder der Gegenwind zu stark sind, dann wird der Elektromotor angeworfen. Mit Gegenwind von der Bahn hatten sie nicht gerechnet.