Fröndenberg. .
In Fröndenberg kursiert ein Gerücht, das Feuerwehr-Leiter Jörg Sommer unglaublich fuchst: „Wenn ein Haus mit Photovoltaikanlage brennt, würden wir es nur kontrolliert abbrennen lassen“, zitiert Sommer das, worauf er schon mehrfach angesprochen wurde, und stellt klar: „Das stimmt natürlich nicht.“
Was aber stimmt, ist Folgendes: Beim Brand eines Gebäudes mit einer Photovoltaikanlage (PV-Anlage) sind die Feuerwehrleute besonderen Gefahren ausgesetzt. Ein Stromschlag könnte tödlich sein. Deshalb richten sich Sommers Leute nach einer Handlungsempfehlung, die der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) und der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) zum Umgang mit Photovoltaikanlagen veröffentlicht haben.
Im April 2010 war der Ernstfall eingetreten. Als es bei der Firma Kessler an der Alleestraße brannte, war eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Problem: Das Haus befindet sich auf der Nordseite der Alleestraße – die Anlage auf der der Straße zugewandten Dachseite. Von der Rückseite bekamen die Feuerwehrkameraden keinen Zugang. „Deshalb mussten wir diesen Brand komplett durchs Treppenhaus löschen“, erklärt Jörg Sommer. Denn mit dem Wasser auf die Solarmodule zu zielen, deren Leitungen unter Umständen bereits durch das Feuer beschädigt sind, das wäre risikobehaftet – vor allem wenn Feuerwehrkräfte zur Brandbekämpfung in Anlagennähe arbeiten müssen.
Das Grundproblem ist, dass sich die Spannung auf der PV-Anlage im Regelfall nicht abschalten lässt.
Photovoltaikanlagen produzieren Gleichstrom von mehreren Hundert Volt. Dieser Strom wird durch das Haus über Leitungen zum Wechselrichter geleitet, dort in Wechselstrom gewandelt und dann ins öffentliche Netz eingespeist. Bei einem Brand kann zwar die Stromversorgung zum Netz getrennt werden. Der Strom von den Modulen fließt aber trotzdem weiter und kann auch nicht abgeschaltet werden. „Zwischen den Modulen und dem Wechselrichter ist also noch Spannung“, erklärt Sommer.
Wenn die Isolierung der Leitungen beschädigt sind, kann es in Verbindung mit Löschwasser zu einem gefährlichen Kurzschluss kommen. Abschalter an den Solarmodulen wären hier eine Lösung. Die fordert zwar der Deutsche Feuerwehrverband von der Photovoltaikindustrie, sie sind aber nicht verpflichtend. „Und eine Nachrüstung kostet mehrere Hundert Euro“, weiß Feuerwehrmann Lars Fälker, der als Elektrofachkraft in der Feuerwehr Fachmann für Photovoltaikanlagen ist.
So lange diese Abschalter nicht flächendeckend verbaut sind, gilt für die Feuerwehrleute vor allem eines: Abstand zu allen spannungsführenden Teilen und überfluteten Bereichen halten.
Nun könnte man meinen, dass die Solarmodule nachts, wenn es dunkel ist, keine Spannung erzeugen. Doch weit gefehlt: Feuerwehrstrahler, die den Feuerwehrleuten in der Dämmerung und nachts helfen, den Überblick über die Lage zu behalten, scheinen auch auf die Module und steigern damit die Stromproduktion.
Für die Feuerwehr ist es im Ernstfall also praktisch, wenn es mehrere Zugänge zum Haus gibt. Immer sind Photovoltaikanlagen für die Feuerwehr im Einsatzfall eine Herausforderung. Aber, das betont Jörg Sommer: „Wir lassen kein Haus kontrolliert abbrennen. Wir geben alles.“