Fröndenberg. Unnas Landrat Marion Löhr hat das Projekt „Jedes Kind soll schwimmen lernen“ an den Start gebracht, auch 2024 laufen die Kurse wieder.

Schwimmen ist für Kinder so wichtig wie Lesen und Schreiben, ist Unnas Landrat Mario Löhr, selbst Familienvater, überzeugt. Das Problem: Viele Mädchen und Jungen können sich aus unterschiedlichen Gründen nicht im Wasser bewegen.

Erschreckende Zahlen: 2021 ertranken in Deutschland 299 Menschen, 2022 bereits 355 und letztes Jahr gab es noch einmal ein Plus auf 378, darunter 16 Kinder (1 bis 10 Jahre) sowie 29 Teenager (11 und 20 Jahren). Die Weltgesundheitsbehörde WHO in Genf teilt mit, dass weltweit rund 236.000 Fälle von Ertrunkenen bekannt werden, sie warnt immer wieder eindringlich vor den Gefahren.

Die UN-Vollversammlung hatte 2021 den Welttag am 25. Juli gegen das Ertrinken eingeführt, um stärker für das Thema zu sensibilisieren und die Menschen zu erinnern, dass „jeder ertrinken kann, aber niemand ertrinken sollte“.

Das Freibad in Dellwig fand bisher bei „Jedes Kind soll schwimmen lernen“ noch keine Berücksichtigung.
Das Freibad in Dellwig fand bisher bei „Jedes Kind soll schwimmen lernen“ noch keine Berücksichtigung. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Zu den effektivsten Maßnahmen gehören nach WHO-Angaben Schwimmunterricht in Grundschulen und die Betreuung von kleineren Kindern in Kitas. In diesen Rahmen passt das Angebot des Kreises Unna perfekt.

2023 waren 300 Kinder angemeldet

Initiator Mario Löhr ist mit den bisherigen Events mehr als zufrieden und hofft auf eine ähnliche Resonanz wie 2023. „Im letzten Jahr waren 300 Kinder angemeldet und viele haben das Seepferdchen gemacht“, so der Landrat. „Ich will weiterhin, dass Kinder sicherer in der Nähe von Schwimmbädern und Gewässern werden. Schwimmen können kann Leben retten!“

Ich will weiterhin, dass Kinder sicherer in der Nähe von Schwimmbädern und Gewässern werden.
Mario Löhr - Landrat

Der Start fand vor zwei Jahren zunächst nur im Bornekampbad Unna statt. Weil die Aktion so gut angenommen wurde, beteiligten sich 2023 bereits drei Bäder. Jetzt bekommen junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab sechs Jahren die Chance an fünf Standorten während der ersten vier Wochen der Sommerferien. Dabei gibt es finanzielle Unterstützung vom Kreis, pro Kind werden nur 25 Euro fällig. Dafür gibt’s für jeden Teilnehmer zusätzlich einen Poncho und natürlich das Seepferdchen, wenn die Grundlagen beherrscht werden. Die Kurse dauern jeweils zwei Wochen von montags bis freitags vom 8. Juli bis zum 2. August mit zehn Einheiten. Wer anschließend noch ein bisschen übt, kann sich sogar über die Seerobbe als Abzeichen freuen. Eine Anmeldung bis zum 15. Mai ist zwingend erforderlich im Internet unter www.kreis-unna.de/schwimmkurse. Einrichtungen aus Fröndenberg (Löhnbad), Werne (Solefreibad), Unna (Bornekampbad), Selm (Bürgerfreibad) und Kamen-Heeren (Schwimmbad) beteiligen sich.

Das Löhnbad ist wieder dabei

Der zuständige Mitarbeiter der Stadtwerke Fröndenberg, Betreiber des Löhnbades, Dirk Jürgens, freut sich über die Initiative: „Wir selbst bieten keine Kurse an, da haben wir eine Kooperation mit der DLRG.“ Rund zwölf Schwimmlehrer stehen in den Sommerferien zur Verfügung, um den kleinen Nichtschwimmern die Grundbegriffe beizubringen. 2023 wurde das Angebot sehr gut angenommen: „Wir hoffen natürlich wieder auf eine ähnliche Beteiligung.“ Saisoneröffnung für alle Wasserfreunde ist der 1. Mai.

2023: Über 80 Kinder haben die Sommerferien in Fröndenberg genutzt und Schwimmen gelernt.
2023: Über 80 Kinder haben die Sommerferien in Fröndenberg genutzt und Schwimmen gelernt. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Verdutzt schaute allerdings Dirk Weise vom Freibad Dellwig, als er feststellen musste, dass die ehrenamtlich betriebene Einrichtung im Fröndenberger Westen erneut fehlte. „Wir haben uns schon im vergangenen Jahr beworben, da wurde uns zugesichert, bei einer Wiederholung wären wir dabei“, so der Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft. „Schließlich bieten wir bereits seit etwa acht Jahren eigene Kurse, haben ein engagiertes Team mit Martin und Nils Severmann sowie Annette Reeske-Manthey an der Spitze.“ Durch entsprechende Planungen stünden immer ausreichend Fachkräfte zur Verfügung: „Zumal wir in den Sommerferien eigene Gruppe an fünf Tagen zu anderen Zeiten als beim Kreisangebot betreuen.“

Ehrenamtliche Freibad Dellwig sind traurig

Er sei nicht so sehr enttäuscht, sondern mehr traurig, weil hier sich auch Familien beteiligen könnten, die sonst an finanzielle Grenzen stoßen: „Wir nehmen normal 130 Euro bei maximal zwölf Teilnehmern pro Kurs und jeweils 15 Einheiten, zu den 25 Euro beim Angebot des Kreises schon ein gewaltiger Unterschied.“

Wir haben uns schon im vergangenen Jahr beworben, da wurde uns zugesichert, bei einer Wiederholung wären wir dabei.
Dirk Weise - Geschäftsführer Betreibergesellschaft

Zudem die Dellwiger sich einen guten Ruf erarbeiteten: „Wir bekommen zum Beispiel Anfragen aus Dortmund, das Vertrauen der Eltern in unsere Leitung ist also vorhanden.“ Die Ehrenamtlichen verstehen nicht, was da passiert, denn: „Eigentlich werden wir vom Kreis vorbildlich unterstützt.“ Hoffnung ist da: „Dann eben im nächsten Jahr.“

Jetzt heißt es am Sonntag, 14. April, erst einmal „Wasser marsch“, das Becken wird befüllt. Damit am 1. Mai mit einer großen Fete nicht nur die Saisoneröffnung gefeiert wird, sondern auch die Einweihung des Kinderbeckens im Mittelpunkt steht.