Fröndenberg/Hamm. Erst zwölf Hochwasser-Einsätze seit Heiligabend in der eigenen Stadt, dann folgt die Fröndenberger Feuerwehr einem Hilferuf aus Hamm.
Voll erwischt hat das Weihnachts-Hochwasser auch die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Fröndenberg. Bei den zwölf Flut-Einsätzen zwischen dem Tag vor Heiligabend und dem zweiten Weihnachtstag waren nach Angaben von Wehrleiter Jörg Sommer etwa 100 der insgesamt 280 Fröndenberger Kräfte gefordert.
Volle Keller: In Fröndenberg trifft es diesmal vor allem den Westen
„Darunter waren auch einige Doppeleinsätze, aber man muss schon sagen: Unsere Wehr insgesamt hat in Fröndenberg, diesmal vor allem im Westen im Bereich Hauptstraße, Unnaer Straße, Ohlstraße und auch Westfeld Enormes geleistet“, erklärte Sommer. „Dafür will ich allen Einsatzkräften und ihren Familien, die an den Festtagen auf ihre Lieben länger verzichten mussten, meinen Dank aussprechen. Denn natürlich sei es alles andere als angenehm, wenn man mit der Familie unterm Weihnachtsbaum sitzt und dann der Melder geht. „Aber wir haben versprochen, dass wir an 365 Tagen im Jahr an sieben Tagen die Woche und 24 Stunden rund um die Uhr für die Bevölkerung in unserer Stadt da sind. Und das sind wir auch.“
In den Keller steht das Wasser einen Meter hoch
In den meisten Fällen musste und konnte die Feuerwehr tatkräftig helfen, vor allem beim Auspumpen vollgelaufener Kellerräume in Wohnhäusern. „In einem Keller stand das Wasser mehr als einen Meter hoch.“ Auch auf mehreren Straßen, an denen die Gullys überliefen, mussten die entstandenen Seen gepumpt werden, um wieder für Verkehrssicherheit zu sorgen.
Zu Silvester erstmals eine Bereitschaft für die Einsatzführung
Dabei richtet die Feuerwehr in Fröndenberg keine Weihnachts-Bereitschaften ein: „Das läuft unter dem üblichen Geschäft“, sagt Sommer. Zu Silvester werde das allerdings erstmals anders: „Dann wollen wir zumindest eine Bereitschaft für die Einsatzführung einplanen.“
Führungskräfte sollen schnellstmöglich an die Einsatzstellen
Dieser Einsatzführungsdienst soll dafür sorgen, dass die Führungskräfte der Fröndenberger Blauröcke möglichst schnell an die jeweiligen Einsatzstellen gelangen. Zwar seien die letzten Jahreswechsel in Fröndenberg friedlich und ohne größere Zwischenfälle abgelaufen, doch in diesem Jahr soll es die spezielle Einsatzplanung für den Silvesterabend und die Neujahrsnacht geben.
Nach Hilferuf aus Hamm: Neun Mann schleppen dort Sandsäcke
A propos größere Zwischenfälle: In der Nacht zum Mittwoch drohte in Hamm-Uentrop eine große Damm-Anlage zu brechen, hinter der eine größere Siedlung mit Hunderten von Bewohnern liegt, die im Fall des Falles evakuiert werden müssten. Um den Damm mit Unmengen von Sandsäcken zu sichern und riesige Wassermengen aus dem Zusammenfluss von Lippe und Ahse abzupumpen , arbeiteten dort schon seit Tagen zahlreiche Wehrleute bis zum Umfallen - aus Hamm, aber auch aus den Kreisen Unna, EN und MK und sogar aus dem Münsterland. Auch Fröndenberg hatte nach der Starkregen-Katastrophe von 2021 Hilfe aus vielen Teilen von NRW erhalten.
Als der Hilferuf die Ruhrstadt erreicht, entscheidet Jörg Sommer eingedenk der immer noch angespannten Hochwasserlage, gemeinsam mit der Bergkamener Wehr vorzugehen: Neun Kräfte aus Fröndenberg setzen sich um 1 Uhr in der Nacht zum Mittwoch in einen Mannschaftstransportwagen, um eine Stunde später an der Einsatzstelle in Uentrop ein Bergkamener Fahrzeug zu übernehmen. „So etwas ist einfacher, als ein Fahrzeug aus dem laufenden Einsatz zu nehmen und ein neues hineinzubringen.“
Zumal die Fröndenberger das Bergkamener Fahrzeug aus dem Effeff kennen, denn über ein Löschfahrzeug vom Typ LF 20 Kat-S verfügen sie in der Ruhrstadt auch. Und bis zum Mittwochvormittag schleppen die Fröndenberger Wehrleute mit den Kameraden aus Bergkamen die Sandsäcke: „Schwere Sandsäcke durch die matschigen Gärten zum Deich schleppen, das kann ein Mensch fünf Stunden lang machen, dann ist Ende, dann ist das Limit erreicht“, wird derweil Matthias Wiebusch von der Feuerwehr Hamm im dortigen Lokalradio zitiert.
Jörg Sommer war selbst auch bis tief in die Nacht in Hamm, wo in höchster Eile insgesamt 25.000 Sandsäcke gelegt werden mussten. Wie gesagt: Es war kein Weihnachten für die Fröndenberger Feuerwehr.