Fröndenberg. Bewohner des Schmallenbach-Verbundes machen eine digitale Schnitzeljagd mit Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule. Beide Seiten profitieren.
Irmgard Schulte ist 92 Jahre alt und mit flotten Schritten unterwegs. Zielstrebig schiebt sie ihren Rollator über das Gelände des Schmallenbach-Verbundes auf dem Hirschberg. Sie gibt den Weg vor. Gerade steuert sie Hochbeete an. An ihrer Seite sind Gülüstan Ismayilova (14) und Jolien Hopp (14) mit Ipads in der Hand. Gemeinsam machen die drei eine digitale Schnitzeljagd. Sie ist Teil des Gesamtschul-Projekts „GSF hilft“ des neunten Jahrgangs.
„Ich bin völlig begeistert“, sagt Lehrerin Annegret Baumann, die das Projekt „Digitale Schnitzeljagd“ leitet. Die Gesamtschule sei sehr digital unterwegs, alle Schülerinnen und Schüler würden mit Ipads arbeiten. Ihr Wissen geben zwölf von ihnen nun innerhalb des Projektes auch an die Seniorinnen und Senioren, die im Schmallenbach-Verbund wohnen, weiter.
Schnitzeljagd vorab ausgearbeitet
Baumann hat vor Ort vorbereitend einen Fragenkatalog mit Bildern und unterschiedlichen Stationen auf dem Gelände erarbeitet, den die Tandempartner gemeinsam abarbeiten. „Die Senioren zeigen den Jugendlichen jetzt, was wo ist und erklären es ihnen“, sagt Annegret Baumann. Im Gegenzug lernen die Senioren von den Schülern den Umgang mit dem Tablet. Für Seniorinnen und Senioren stelle es einen niedrigschwelligen Zugang zur digitalen Welt dar – und natürlich eine nette Abwechslung vom Alter. „Bis jetzt sind schon zahlreiche Gespräche entstanden. Ich hatte erst großem Bammel, aber es ist toll!“
Das Hochbeet ist gut bestückt. Salat auf der einen, Bohnen und Kohl auf der anderen Seite. Alles gedeiht hervorragend. Irmgard Schulte lächelt und erklärt den Jugendlichen, welches Gewächs was ist. Gülüstan Ismayilova und Jolien Hopp schauen auf das Ipad: „Wer pflegt das Beet?“, ist die nächste Frage. „Na, ich!“, antwortet die 92-Jährige stolz. Früher habe sie einen tollen Garten gehabt, nun kümmert sie sich hier um die Gemüsebeete. Einiges davon, so erzählt sie, gehe dann in die Küche und werde verarbeitet. „Ich ernte alles.“ Nur um die Kartoffeln, sagt die Rentnerin, kümmere sich der Kindergarten. „Wir haben hier einen fantastischen Gärtner.“
Berührungsängste abbauen
Die beiden Mädels grinsen sich an. Sie finden die Aktion interessant. „Ich finde es gut. Allerdings hatte ich zu Beginn auch Angst und wusste nicht, wie ich mit den alten Menschen umgehen soll“, sagt Gülüstan Ismayilova. Sie habe sonst nur Kontakt zu ihren eigenen Großeltern. „Ich war erst nervös“, gibt sie zu. Doch die Aufregung sei schnell verflogen. Weiter geht’s, die nächste Station ruft schon. Wo stehen die Deko-Hühner? Annegret Baumann gibt einen kleinen Tipp. Plötzlich blüht Irmgard Schulte richtig auf. „Da! Ach, da sind sie doch, die Hühner! Super! Spitze!“, ruft sie auf einmal laut und vergnügt. „Die habe ich noch nie gesehen.“
Derweil drehen auch die anderen Teams ihre Runden. Lennard Julius (14): „Es lief ganz gut und hat sehr viel Spaß gemacht.“ Bewohner Klaus Jürgen findet es super, dass die jungen Leute vorbeigekommen sind. „Ich wusste gar nicht, was auf mich zukommt“, sagt er. Doch es habe ihm viel Spaß gemacht. Josefa Lopez Rueda vom Sozialen Dienst hatte im Vorfeld genau überlegt, welche Seniorinnen und Senioren für das Projekt infrage kommen. Wer kann alleine raus, wer ist orientiert genug? Die Idee fand sie sofort klasse. Besonders nach Corona sei es für die Bewohner schön, wieder in Kontakt zu kommen – auch mit neuen Medien. „Erst gab es natürlich eine gewisse Skepsis bei vielen“, sagt sie. Doch mit einem Handzettel voller Informationen und dem Titel „Rätselraten rund ums Haus“ habe es schließlich geklappt. „Wir sind total zufrieden“, sagt sie. In den Zweierkonstellationen sei viel passiert, viel erzählt worden. „Das ist sehr wertvoll.“
Irmgard Schulte und ihre Team-Kolleginnen sind inzwischen wieder zurück am Startpunkt. Etwas erschöpft, aber glücklich isst die 92-Jährige einen Keks. „Ich würde das wieder machen“, sagt Gülüstan Ismayilova. Und auch Irmgard Schulte strahlt. „Können wir klatschen? Das war toll!“