Fröndenberg. Der Schmallenbach-Verbund baut auf dem Hirschberg um: Entstehen soll ein Gesundheits- und Pflegecampus. Nicht allen gefällt das.
Eine weitere Hürde auf dem Weg zum Gesundheits- und Pflegecampus auf dem Hirschberg ist genommen. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt hat sich jüngst mehrheitlich für die Errichtung eines Altenpflegeheims mit 80 Plätzen auf dem Gelände des Schmallenbach-Verbundes ausgesprochen. Konkret geht es um den geplanten Neubau des Haus’ 2, der – anders als zunächst vorgesehen – auf dem jetzigen Parkplatz entstehen soll. Sollten Hauptausschuss und Rat in dieser und der kommenden Woche auch zustimmen, könnte es zumindest theoretisch losgehen.
Sprechchöre vor der Sitzung des Ausschusses
Mit Plakaten, Trillerpfeifen und Sprechchören hatten Mitarbeiter und Freunde des Schmallenbach-Verbundes vor dem Stiftsgebäude, in dem die Sitzung stattfand, Stellung bezogen, um ihre Unterstützung für das Bauvorhaben auszudrücken. Sie reagierten damit auf die Kritik einiger Anwohner, die gegen die Erweiterung sind. Diese wiederum nutzten die Anwohnerfragestunde für ihre Fragen und auch NABU-Mitglied Paul Schlücking äußerte seine Bedenken während der politischen Sitzung. Eins haben die Kritiker gemeinsam: Sie möchten die Rodung des Waldstücks verhindern, das zwischen der Von-Nell-Breuning-Straße und der Einrichtung liegt.
+++ Wichtig: So sieht der Neubau von Haus 1 auf dem Hirschberg auf – und das sind die Probleme +++
Rund 2850 Quadratmeter Wald sollen umgewandelt werden, heißt es in der Vorlage, und „als Grün- bzw. Parkfläche für die Bewohner des Hauses neu gestaltet“ werden. Und weiter: „Zum verbleibenden Waldbestand hin soll die Entwicklung eines Waldsaums erfolgen.“ Die Sorge der Kritiker: Wenn Wald gerodet und weitere Flächen versiegelt würden, gebe es weniger Sickerflächen, die bei extremen Wetterereignissen die Siedlung beispielsweise vor Hochwasser schütze. Die Initiative Pro Ökologie auf dem Hirschberg setzt sich darüber hinaus seit mehreren Jahren „für den Erhalt von Wald und Wiesen am Schmallenbach-Haus“ ein.
Heinz Fleck selbst betont immer wieder: „In Summe werden nachher aber mehr Bäume auf dem Hirschberg stehen als vorher.“ Mehr noch: Er stellt sich vor, dass der Campus eine hohe Aufenthaltsqualität bietet, belebt ist und gut genutzt wird. Auch ein Gewächshaus und Obstbäume, die von Senioren und Kitakindern betreut werden, könne er sich gut vorstellen. Auch eine neue Cafeteria soll entstehen, von der Besucher den Blick ins Tal genießen können. Ebenfalls angedacht: Ein Klang- und Bewegungsweg. „Der Berg muss attraktiv sein.“
Weitere Entwicklung hängt von Preisentwicklung ab
32 Millionen Euro: Der geplante Gesundheits- und Pflegecampus ist ein Millionen-Projekt, dass sich der Chef des Schmallenbach-Verbundes, Heinz Fleck, für den Hirschberg vorgenommen hat. Aktuell laufen die Arbeiten am Neubau des Haus’ 1 auf Hochtouren. Im August woll der Rohbau fertig sein, ein Jahr später das gesamte Gebäude. Doch momentan machen Handwerker- und Materialmangel sowie extreme Preissteigerungen Probleme (wir berichteten). Das habe auch Konsequenzen für die weiteren Planungen. „Wir gucken aktuell von Projekt zu Projekt. Ich weiß noch nicht, ob wir direkt im Anschluss weitermachen oder erst einmal warten. Das hängt von Material, Preis und der weltpolitischen Lage ab“, sagt Fleck in Bezug auf die Campus-Planungen. Er beneide aktuell niemanden, der baue.
Ursprünglich sollte alles bis 2026 fertig sein. Durch die komplizierte Lage, das Warten auf Förderrichtlinien und verlängerte Ausschreibungszeiten wäre der Termin mit den ursprünglichen Planungen nicht haltbar gewesen. Dadurch ist der Ausweichplan entstanden, den zweiten Neubau ebenfalls auf einer Parkfläche zu realisieren. Statt im hinteren Teil des Geländes nach einem Teilabriss neu zu bauen, soll nun ein Teil der Parkplätze weichen. Gegenüber des alten Haus’ 1 soll der Neubau nun entstehen. Geplant sind dann Teilumzüge, sodass das aktuelle Haus 2 saniert werden kann, das wiederum als Therapiezentrum und Pflegekompetenzzentrum für Menschen mit Demenz genutzt wird und dann auch teilweise als Wohngemeinschaft für Menschen des Integrationsbetriebes angelegt werden könne. Der letzte Schritt wäre dann der Abriss vom alten Haus 1 und das Anlegen der Grün- und Parkflächen. Die Kapelle bliebe unberührt und das alles „quartiersmäßig angeordnet“, so Fleck. Durch diese Vorgehensweise könnte Zeit gespart und der ursprüngliche Plan, 2026 fertig zu sein, theoretisch eingehalten werden – zumindest, wenn Gewerke, Geld und Material vorhanden sind.
Schirmherr für Generationenprojekt gesucht
Die Vision von Heinz Fleck: Der Campus soll Alt und Jung gleichermaßen anlocken. Wenn alles nach Plan läuft, will Fleck 2026 ein Generationenfest mit einem Tag der offenen Tür veranstalten – es soll belebt und abwechslungsreich zugehen. „Die einen entwickeln hier ihr Leben und die anderen verbringen den letzten Lebensabschnitt hier. Und wieder andere arbeiten hier“, sagt Fleck. Vom Einjährigen bis zum Hundertjährigen sei auf dem Hirschberg Platz. Auch die Zusammenarbeit zwischen Senioren und den Kitakindern soll nach Corona verstärkt werden. Das Projekt wird von TU Dortmund und der FH Südwestfalen wissenschaftlich begleitet. Ideen gibt es viele, aber: „Wir brauchen dafür natürlich auch Kohle“, sagt Fleck und lacht. Er wünscht sich im Idealfall eine Schirmherrschaft, also jemanden, der das Projekt gerne unterstützen und begleiten möchte. Wer Interesse habe, könne sich gerne melden.