Fröndenberg. In über 40 Ländern hat Rainer Döring die Geocaches bereits entdeckt. Auch in Fröndenberg sind dutzende versteckt.
Das Laub raschelt unter den Schuhen, die Ästchen der Tannen knacksen bei jedem Schritt. Querfeldein lautet die Richtung, die das Smartphone von Rainer Döring vorgibt. Auf der Suche nach Geocaches ist der 74-Jährige bereits durch unzählige Wälder auf der ganzen Welt gestapft. Die digitale Schnitzeljagd ist aber nicht nur etwas für Rentner, sondern eigentlich für die ganze Familie.
Auf der Suche nach unnatürlichen Dingen
Seinen Ursprung hat das Geocaching, also die Suche nach kleinen Plastik-Containern mithilfe von GPS-Koordinaten, im Jahr 2000, erklärt Döring auf dem Parkplatz des Golfclubs Gut Neuenhof. Damals hat das US-Verteidigungsministerium die Technik vollumfänglich der Zivilgesellschaft zur Verfügung gestellt. Und dann, sagt Döring, sei ein Amerikaner auf die Idee einer digitalen Schnitzeljagd mithilfe der GPS-Koordinaten gekommen. Was als kleiner Spaß anfing, hat inzwischen tausende Anhänger weltweit. Nahezu überall sind die Caches, zumeist kleine Plastikbehälter wie Filmdosen, versteckt – verbunden mit kleinen Rätseln. Von der Nordsee bis zu den Alpen. Von der Antarktis bis zum Mount Everest.
So auch in den Wäldern Fröndenbergs. Dabei unterscheidet der Geocaching-Profi unter mehreren verschiedenen Caches: Traditional, Multi, Earth-Caches, Challenge-Caches oder Rätsel- und Event-Caches. Alle haben eine unterschiedliche Schwierigkeitsstufe und sind farblich markiert. Zwischen Golfspielern schlängelt sich ein kleiner Weg vorbei am Gut Neuenhof. Hinein in den Wald. An einer Steinmauer soll laut Hinweis ein Cache versteckt sein. „Am besten hält man nach unnatürlichen Dingen Ausschau“, sagt Döring. Das können kleine Steinhäufchen oder gut positionierte Holzstücke sein. „Für manche braucht man auch Werkzeug. Magneten sind sehr beliebt“, erklärt der Experte. Und tatsächlich. Unter einem Haufen kleiner Äste liegt der erste kleine Behälter. Geschafft!
Spielerische Elemente
Geocaching macht aus einer kleinen Wanderung im Wald gleich ein spielerisches Erlebnis. In der Fachsprache steht hier die sogenannte „Gamification“ im Mittelpunkt. Die Sucht nach dem nächsten Geocache hat Rainer Döring schon vor Jahren gepackt. 14.000 habe er bereits gefunden – in über 40 verschiedenen Ländern, erzählt er, während wir den kleinen Waldweg hinunterschlendern.
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„Geocachen ist aber kein Wettbewerb“, betont der 74-Jährige. Das Erlebnis steht im Vordergrund. Daher ist es nicht nur eine Freizeitbeschäftigung für Rentner, sondern auch Kinder oder Familien. Vereinsstrukturen gibt es nicht. Alles ist digital organisiert, mit wenigen Klicks kann’s losgehen.
Mit den Tipps des Experten stapfen wir gleich mit einem anderen Blick durch den Wald. Ob man dabei nicht irgendwann paranoid wird und an jeder Ecke potenzielle Geocache-Verstecke sieht? Das kann schon mal vorkommen, schmunzelt Döring. Manchmal wird er dabei tatsächlich fündig. Der nächste Cache ist versteckt in einem verwitterten Baumstamm. Den hat der Rentner hier sogar selbst angebracht. Während andere nur einen Steinwurf entfernt den Golfschläger schwingen, tappen wir durchs Dickicht. Der Cache ist schnell gefunden. Passendes Werkzeug hat Rainer Döring „drei Meter um den Cache“ versteckt. Gesagt, gefunden. An einer roten Schnur baumelt ein Schraubenschlüssel. Ein paar Drehungen und der Cache öffnet sich.
Die spielerischen Elemente zusammen mit kleinen Rätseln packen selbst Laien nach wenigen Minuten. Nach jedem Erfolgserlebnis ist der Drang, das nächste Versteck zu finden, größer. So hat es auch bei Rainer Döring angefangen. Als der 74-Jährige beruflich in Hamburg wohnte, war er auf der Suche nach Abwechslung beim Weg zur Arbeit. „Ich bin jeden Tag mit dem Rad denselben Weg gefahren.“ Bis ein Freund ihn aufs Geocachen brachte. „Seitdem bin ich nie wieder denselben Weg gefahren“, lacht Döring. Inzwischen halte ihn die Technik rund um das Hobby auch fit. Das schätzt er ebenso wie die Ausflüge in die Natur selbst.
20 Jahre alte Caches in Europa
Für ihn liegt der Reiz mittlerweile in der Geschichte. Sieben Caches gibt es europaweit, die seit dem Start der Bewegung vor 20 Jahren noch immer existieren: in Belgien, Irland, Dänemark, Schottland, Finnland und Schweden. Auch die hat er – bis auf den schottischen – bereits alle entdeckt. Alleine viermal war der Rentner in den USA, an West- und Ostküste, für die digitale Schnitzeljagd. „Dort sind die Wege aber viel weiter“, sagt er. Das Handy weist unterdessen die Richtung zum nächsten Punkt im Wald. 280 Meter. Querfeldein.
Zimperlich darf man beim Geocachen nicht sein. Zwischen dutzenden Tannen ist irgendwo der nächste Behälter versteckt. Das Laub raschelt, die kleinen Ästchen knacksen. Nach wenigen Minuten im Unterholz ist auch dieser Cache gefunden. Laut Logbuch hat nur eine Woche zuvor der letzte Cacher hier Halt gemacht. Dutzende weitere Verstecke sind kreuz und quer in der gesamten Ruhrstadt zu finden. Unsere Suche endet hier. Aber auch wir werden sicherlich nicht die letzten sein.
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