Frömern. Steuert der Kreis nicht mehr Mittel bei, könnten Jugendliche auf der Strecke bleiben - und beliebte Angebote Geschichte sein.
Es ist ein Hilferuf für die offene Kinder- und Jugendarbeit in kirchlichen Einrichtungen. Jugendreferenten aus Frömern und Holzwickede sowie Pfarrer Gisbert Biermann schlagen Alarm: Sollte der Kreis nicht mehr finanzielle Mittel für die Arbeit zur Verfügung stellen, könnten im beliebten Jugendtreff Spirit in Frömern - aber auch in Holzwickede und Bönen - bald die Lichter ausgehen.
Aktionen überregional bekannt
Es geht dem Team um Jugendpresbyter Steffen Schuldt vor allem um die Fortschreibung des Jugendförderplans. Eigentlich hätte der bereits vor rund eineinhalb Jahren fortgeschrieben werden sollen. Doch derzeit liegt der Förderplan auf Eis. Erst im Januar 2021 will der Kreistag sich der Sache annehmen. Die Überzeugungsarbeit der vergangenen Monate, so Steffen Schuldt, sei nach der Kreistagswahl jedoch hinfällig. Um in Zeiten der Corona-Pandemie aber nicht aus den Augen verloren zu werden, wollen sie nun auf das Thema aufmerksam machen.
Wie sehr das Thema - gerade auch die Frömerner - beschäftigt, macht ein Blick auf das eigene Personal deutlich. Klaus Meyer, nach dem Weggang von Sebastian Richter einer von zwei Jugendreferenten, hat gekündigt. Mangelnde Perspektiven, fehlende Unterstützung und ein prall gefülltes Überstundenkonto hätten diesen Schritt notwendig gemacht. Dabei habe man in den durch die evangelische Kirche getragenen Einrichtungen ein "eindrucksvolles Programm", wie Schuldt sagt. Die Sei-kein-Schaf-Aktion der evangelischen Jugend sticht überregional heraus; während der Kinderbibelwoche kommen rund 200 Kinder nach Frömern und auch in den Sommer- sowie Herbstferien gehören Freizeiten dazu - organisiert von Haupt- und Ehrenamtlern gleichermaßen. Holzwickedes Jugendreferenz Hendrik Lemke: "Das Ehrenamt bedarf des Hauptamtes." Und eben dafür müsse der Kreis Unna die finanziellen Zuschüsse aufstocken. Diese seien seit zehn Jahren unverändert - trotz steigender Kosten und Inflation.
Großteil der Steuermittel für Jugendarbeit
Die Forderung: Mehr Personal, das zudem voll und nicht nur anteilig vom Kreis getragen wird. Ein Verwaltungsentwurf für die Sitzung des Jugendhilfeausschusses sieht zumindest eine Vollfinanzierung der Personalkosten vor. Zudem sollen in Frömern, Dellwig, Fröndenberg und Holzwickede je 1,5 Stellen je Einrichtung vorgehalten werden. Doch der Vorschlag stehe laut Steffen Schuldt auf wackeligen Beinen. Nicht alle Fraktionen seien mit dem Entwurf einverstanden.
Pfarrer Gisbert Biermann macht die Lage - zumindest für den Fröndenberger Norden - deutlich: Von 75.000 Euro, die im Rahmen der Kirchensteuer nach Frömern fließen, müssten rund 60.000 Euro alleine für die Finanzierung der Jugendeinrichtung vorgehalten werden. "Es ist dramatisch schwierig für die Kirchengemeinde", sagt Biermann. Dabei, so betont er, will sich die Kirche keinesfalls aus der Affäre ziehen. Man wolle weiterhin Geld für die Jugendarbeit ausgeben und Träger bleiben. Es gehe darum, mittelfristig handlungsfähig zu bleiben. Eine Jugendliche aus Holzwickede macht die Problematik deutlich: "Jugendliche, die nicht aus Howi raus kommen und weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben, gehen uns durch die Lappen." Sie spricht damit vor allem auf die präventive Arbeit an, die die Einrichtungen leisten.
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