Dellwig. In der Corona-Pandemie setzen die Fröndenberger Seifenschwestern auf ihren neuen Online-Shop. Das Probe-Schnuppern geht leider derzeit nicht.

Der Geruch, der einen sofort beim Betreten der Seifenwerkstatt empfängt, ist überwältigend, macht aber auch deutlich, warum bei Auswahl und Einkauf der persönliche Kontakt so wichtig ist. Genauer, das „Probeschnuppern“ wie es Katrin Thiede nennt. Das Internet kann dieses verführerische Erlebnis nicht ersetzen. Trotzdem machen die Seifenschwestern das Beste aus der Corona-Situation.

Der Duft, der einen beim Eintritt in die Werkstatt der Seifenschwestern in Dellwig empfängt, versammelt die Gerüche aller Seifen - 30 Sorten insgesamt -, die hier produziert werden. Handseife, Shampooseife, Putzseife, vegane Seife oder solche für die Fellpflege der geliebten Vierbeiner.

Seife mit Imker-Honig

Die Seifenschwestern aus Dellwig und ihr Onlineshop sind über www.seifenschwestern.de erreichbar. Die bestellte Waren kann man direkt nach Vereinbarung an der Werkstatt (Hauptstraße in Dellwig) abholen oder sich zuschicken lassen.

Sie fertigen auch Seifen nach Sonderwünschen von Kunden an. Zum Beispiel hat ein Paderborner Imker seinen Honig nach Fröndenberg geschickt, bekommt daraus nun Honigseife.

Opfer von Corona sind aktuell auch die Kurse, in denen man selbst die Herstellung von Seife erlernen kann.

Bei der Auswahl entscheidet das persönliche Wohlempfinden der eigene Nase. Soll es in Richtung grüne Kräuter gehen oder lieber Orange und Kokos oder doch Kaffee? Geruchsübertragung durch das WWW ist bekanntlich noch nicht erfunden. Und deshalb kann der vor gut zwei Monaten gestartete Onlineshop der „Seifenschwestern“ nicht das komplette Einkaufserlebnis ersetzen. Das wissen Katrin Thiede und Silke Hebgen. Und doch ist es für die beiden Fröndenberger (wobei Hebgen in Kamen zuhause ist) Seifenschwestern die beste Möglichkeit, zumindest einen kleinen Teil der Ausfälle aufzufangen, die ihnen die Coronapandemie eingebrockt hat. Deshalb haben sie den Shop ins Leben gerufen.

Leerer Terminkalender

Denn der Seifenschwestern-Terminkalender, der auch in der Werkstatt hängt (Katrin Thiede wohnt direkt nebenan) ist in diesem Sommer und Herbst von gähnender Leere gekennzeichnet, beziehungsweise von Terminen, die wieder durchgestrichen werden mussten. Bislang haben Thiede und Hebgen ihre handgemachten Seifen, die ohne Palmöl, Paraffinen, Konservierungsstoffe oder Mikroplastik auskommen, zum allergrößten Teil auf Märkten verkauft. In Fröndenberg zum Beispiel sind sie Stammgast auf dem Bauernmarkt. Und bekanntlich ist nicht nur der von der Stadt abgesagt worden. Anderswo sieht es wegen des Virus’ genauso aus.

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„Wir waren total entsetzt“, erinnert sich Katrin Thiede an den Frühling, als nicht nur ihr und ihrer Seifen-Partnerin mehr und mehr das Ausmaß der Situation bewusst wurde. Letztendlich seien sie froh darüber, dass sie als Seifenschwestern nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Mit Herzblut und vielen Stunden Arbeit hat sich das Projekt in nun fast zehn Jahren (2021 soll der runde Geburtstags eigentlich gefeiert werden) zu einem hübschen Zubrot entwickelt und sich weit über Fröndenberg hinaus einen Namen gemacht. Aber die Seifenschwestern stehen jederzeit hinter den eigentlichen Berufen zurück, so Katrin Thiede, Erzieherin im Dellwiger Kindergarten „Ruhrpiraten“ und Kommunikationsberaterin Silke Hebgen.

Umfangreiches Hobby

Umso leidenschaftlicher frönen sie dafür ihrem umfangreichen Hobby. Viele Wochenenden im Jahr verbringen sie auf den Märkten. „Ich liebe den Kontakt zu den Menschen“, sagt Silke Hebgen. Schnuppern lassen am Probebeutel, beraten, vielleicht noch eine andere Duftkombination empfehlen.

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Wirklich gut geht das nur mit einer gewissen Nähe an ihrem Stand. Genauso lieben es die beiden, selber über die Märkte zu bummeln, andere Stände mit handwerklichen Produkten zu erkunden. Nun geht das alles nicht.

Noch hoffen sie auf die Vorweihnachtszeit. Der Weihnachtsmarkt im Wildwald Vosswinkel soll, Stand jetzt, mit einem entsprechenden Konzept stattfinden. „Normalerweise wäre ich jetzt mitten in der Produktion“, erzählt Katrin Thiede. Da die andere Seifenschwester einige Kilometer weiter nördlich im Kreis Unna wohnt, ist die Seifenproduktion meist die Aufgabe von Thiede in ihrer heimischen Werkstatt. Hebgen macht viel drum herum, wie die individuellen Etiketten. An Ideen tüfteln sie zusammen, dafür nehmen sie sich auch außerhalb von Corona immer wieder Zeit.

Ware stapelt sich in der Werkstatt

Die Stoßzeit beginnt eigentlich im Herbst, mit Märkten zu Erntedank, und dann ist die Adventszeit nicht mehr weit. Freie Wochenenden gibt es bis Weihnachten kaum. Nun stapelt sich in der Werkstatt die Ware, die für das Frühlings- und Frühsommergeschäft gedacht war. Aus rechtlichen Gründen (die deutsche Kosmetikverordnung ist ein dicker und komplexer Wälzer) müssen die Seifen ein Haltbarkeitsdatum tragen. Bei zu feuchter Lagerung können sie nach ein paar Jahren vielleicht ranzig werden, mehr kann aber eigentlich nicht passieren.

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Ein bisschen Sorgen machen sich Thiede und Hebgen dennoch. Denn der Duft lässt mit der Zeit schon nach. In etwa einem Jahr würden sie einige der Seifen aus dem Lager nicht mehr unbedingt verkaufen wollen. Dann würden sie diese vielleicht an Bedürftige spenden, denn ihre eigentliche Arbeit machen die Seifen dann natürlich immer noch: richtig sauber mit gutem Gewissen.

Der Onlineshop hat sich mittlerweile gut etabliert, vor allem bei langjährigen Stammkunden. Aber die Seifenschwestern hoffen vor allem, dass auch bald das richtige Erlebnis Seifenkauf wieder möglich ist. Vor allem das „Probeschnuppern“.