Fröndenberg. Die Corona-Pandemie hat das Projekt etwas ausgebremst, aber die Vorbereitungen für das Rennradmuseum laufen weiter auf Hochtouren.

Da kommt was ins Rollen: Die wichtigsten Exponate für das geplante Rennradmuseum am Fröndenberger Markplatz sind da. Ob es aber noch zu einer Eröffnung in diesem Sommer kommen kann, steht in den Sternen.

Es sind auch die Coronaausbreitung und die daraus folgenden Schutzmaßnahmen, die den Förderverein zuletzt an vielen Stellen ausbremsten. Die etwa die Organisation von Sitzungen oder Arbeitseinsätzen erschwerte oder verhinderte. Entmutigen lässt man sich aber nicht, das betonen alle Beteiligten im Pressegespräch am Samstagnachmittag ganz ausdrücklich.

Martin Munderloh mit dem ältesten Rad der Sammlung, ein italienisches Modell Baujahr 1899
Martin Munderloh mit dem ältesten Rad der Sammlung, ein italienisches Modell Baujahr 1899 © Alexander Lück | Alexander Lück

Mitte vergangener Woche konnten sie darüber hinaus einen wichtigen Schritt gehen. Und der sorgte, so berichtet Vorstandsmitglied Bettina Hartwig-Labs, für neue Euphorie und Gänsehaut. Gut 30 Rennräder haben nun in den Räumen des geplanten Rennradmuseums am Marktplatz – dort, wo sich bis Jahresbeginn noch das Bücherparadies befand – ihr neues Zuhause gefunden. „Die Menschen sollen von außen sehen können, dass etwas passiert", sagt Bernd Kern, der Vorsitzende des Fördervereins. Der Großteil der Sportgeräte stammt aus der Sammlung von Andreas Grünewald. In Fröndenberg groß geworden, lebt dieser nun in Süddeutschland und will bekanntlich mit seinen Schätzen für einige Hingucker und Publikumsmagneten im Rennradmuseum sorgen.

Vergangene Woche kam er nach Fröndenberg und brachte die Rennräder zusammen mit den Helfern des Fördervereins aus dem bisherigen Lagerort in der Ruhrstadt in die neuen Museumsräumlichkeiten. Das älteste Modell stammt noch aus dem 19. Jahrhundert, gebaut 1899 in Italien.

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Mit nur einem Gang ging es natürlich auch damals schon die steilen Alpenpässe hinauf. Andere, etwas jüngere Modelle wiederum zeigen, wie bei den ersten Gangschaltungen die Kette noch von Hand umgelegt und dafür angehalten werden musste.

Design fast unverändert

Das Design der Rennmaschinen, also die Form des Rahmens oder des Lenkers, hat sich seit den Anfängen fast gar nicht verändert. Für Technik- wie Sportbegeisterte gleichermaßen soll das Museum an Anziehungspunkt werden. Zwei der nun hier stehenden Rennmaschinen gehören Hans Kuhn. Der Fröndenberger nahm an zahlreichen Titelkämpfen teil, wurde Deutscher Meister im Mannschaftszeitfahren. Zwei Räder, die er in seiner erfolgreichen Karriere gefahren ist, sollen das Museum bereichern. Außerdem hat er später zahlreiche Filme gedreht, etwa im Jahr 2000, als hier an der Ruhr Deutsche Meister ermittelt wurden. Dafür wird im Museum eine Multimediaecke eingerichtet, mit gemütlichen Sitzgelegenheiten. „Wir wollen Geschichten erzählen", nennt Vorstandsmitglied Jürgen Labs das Ziel. Von Firmen und Köpfen, die den Radsport in der Ruhrstadt vorantrieben, vom (leider nicht sehr langlebigen) Profiteam der Union.

Viele Menschen erreicht

Dank des Internets hat man schon Menschen weit außerhalb Fröndenbergs erreichen können. Manche möchten vielleicht ganz besondere Räder aus ihrem Besitz oder andere Ausrüstungsgegenstände und Devotionalien von Profisportlern für eine gewisse Zeit zur Verfügung stellen. Die Ausstellung soll in Bewegung bleiben.

Wichtiger Schritt

Einen wichtigen bürokratischen Schritt hat der Förderverein Rennradmuseum vor wenigen Wochen gehen können: Durch die sogenannte Freistellungsbescheinigung vom Finanzamt ist man nun ein eingetragener Verein, kann dadurch auch Spenden akquirieren.

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Und das wird nötig. Denn zwar wird das Leader-Projekt 65 Prozent der geplanten 80.000 Euro Kosten zum Start des Museums übernehmen. Den Rest aber muss man selber aufbringen. Und auch für die Leader-Gelder zunächst in Vorleistung gehen. Trotz der Pandemie passiert hier im Moment sehr viel Schreibtischarbeit.

Logo ist bereits fertig

Der Verein hofft auf Unterstützung. „Die Mitgliederwerbung werden wir in den nächsten Wochen ganz verstärkt angehen", verspricht Bernd Kern. Auf der To do-Liste in den Museumsräumen steht als nächstes der Fußboden. Fenster und Türen wurden bereits erneuert, schon in Kürze soll auch ein großes Plakat an der Fassade auf das ambitionierte Vorhaben hinweisen.

Zeitplan ungewiss

Das nigelnagelneue Logo des Rennradmuseums ist nämlich fertig, noch möchte man es aber geheim halten. In der jetzigen Lage einen Zeitplan zu präsentieren, hält man für schwierig. Ursprünglich mal für den Beginn des Sommerhalbjahres angedacht, ist aktuell eher die Frage, ob man es überhaupt in diesem Jahr schaffen kann. Festlegen möchte sich der Vorstand angesichts der Corona-Unsicherheiten nicht. „Wir wollen erst öffnen, wenn es auch zum größten Teil wirklich fertig ist", sagt Bernd Kern.

Von der Stadt Fröndenberg ist der Förderverein weiterhin enttäuscht. Bislang habe man nahezu keine Unterstützung aus dem Rathaus erfahren. Aufhalten und entmutigen lassen will man sich davon aber nicht. Das Projekt Rennradmuseum hat für den Verein eine große Strahlkraft.