Fröndenberg. Das Aus nach 50 Jahren: Der Kult-Kiosk von Walburga und Jan Lingott am Schulzentrum in Fröndenberg schließt.
Ende nach einem halben Jahrhundert. Mit dem Kiosk und Schreibwarenladen von Walburga und Jan Lingott schließt am Samstag eine echte Institution am Fröndenberger Schulzentrum. Mit der aktuellen Lage rund um Corona hat das aber nichts zu tun.
Die gemischte Tüte für ein paar Pfennig (später Cent), aber bitte ohne Lakritz, dafür mehr saure Zungen und Weingummi. Vielleicht auch mal ein Wassereis oder Schokoriegel. Wie viele Schülerinnen und Schüler (den Schreiber dieser Zeilen mit eingeschlossen) mit diesen Wünschen in den letzten Jahrzehnten am Kioskfenster an der Overbergstraße standen, kann man bei besten Willen nicht schätzen.
Gut 2000 Schüler in Laufweite
Die Einkäufe vor Unterrichtsbeginn und am Nachmittag sind immer ein wichtiges Standbein gewesen für den Laden, sicherlich gut die Hälfte der Kundschaft, vorsichtig geschätzt. Kein Wunder, bei gut und gerne 2000 Schülern in Laufweite. Diese Möglichkeit, mal schnell was zum schnuckeln zu kaufen, aber ebenso auch ein fehlendes Schreibheft oder Stifte oder etwas Lesestoff, gibt es hier am Samstag zum letzten Mal. Walburga und Jan Lingott schließen den Kiosk und Schreibwarenladen.
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Dank der Corona-Auswirkungen und damit fehlender Schüler hatten sie in den letzten Wochen die Öffnungszeiten gerade über die Mittagsstunden deutlich reduziert. Mit der Pandemie hat die Aufgabe des Ladens ansonsten aber nichts zu tun. Der Plan stand schon deutlich früher fest. „Ich gehe in den wohlverdienten Ruhestand“, lacht Jan Lingott. Und seine bessere Hälfte damit ebenfalls. Sie gehen diesen Schritt frohen Mutes und guten Gewissens. Wichtig war den beiden vor allem, dass die gut 80 Quadratmeter Verkaufsfläche weiter genutzt werden und nicht leer stehen. Hätte eine Lösung noch weiter auf sich warten lassen, hätte das Ehepaar die Türen auch noch weiter offen gehalten. „Dann aber ging es schließlich ganz schnell.“
Kein Interessent
Ihre Wunschlösung wäre es eigentlich gewesen, dass jemand anders das Geschäft in dieser Form übernimmt: mit den oben beschriebenen Leckereien (nicht nur) für Schüler, mit Schreibwaren, Zeitschriften, Lottoannahmestelle und Paketdienst. Es fand sich aber kein Interessent. Stattdessen zieht demnächst das Büro einer Versicherungsagentur ein. Für all die Stammkunden, ob klein oder groß, ist das schade. Aber die Selbstständigkeit mit so einem Geschäft ist kein Zuckerschlecken, weiß Jan Lingott. Zwölf Stunden hatten sie zumindest an den Wochentagen geöffnet, gestemmt nur von ihnen beiden. Und damit ist die Arbeit ja auch bei weitem nicht getan. So ging es etwa oft nach Ladenschluss direkt in den Großmarkt. „Dafür muss man schon die Laune mitbringen“, sagt Jan Lingott verschmitzt.
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„Der Kundenkontakt ist alles“, ergänzt Ehefrau Walburga. Nur wenn man das liebt, könne man so ein Geschäft stemmen. Die beiden Mendener hatten den Laden im Jahr 2000 übernommen. Beruflich waren sie zuvor in anderen Bereichen unterwegs, waren aber wenige Jahre zuvor in die Wohnung direkt neben dem Schreibwarenladen gezogen. Und als Friedrich Schmidt seinerzeit den Laden altersbedingt in jüngere Hände geben wollte, wagten sie den Sprung ins kalte Wasser.
1970 Laden eröffnet
Schmidt hatte den Laden 1970 eröffnet, pünktlich auch zur Gründung der Gesamtschule. Der Name war für Generationen von Schülern eine Institution. Nach Schulschluss holte man sich noch eine Kleinigkeit „bei Schmidt“. Genau zum runden Geburtstag ist nun Schluss an der Overbergstraße. Die Regale sind schon ziemlich leer, was noch da ist, wird zu reduzierten Preisen verkauft.
Die Lingotts würden jetzt gerne reisen, wenn das denn erlaubt wäre: „Wir konnten wegen des Ladens viele Jahren keinen Urlaub machen. Wenn wir jetzt darauf noch ein bisschen warten müssen ist das nicht so tragisch“, sagt Jan Lingott. Was bleibt, sind schöne Erinnerungen, besonders an die Jüngsten. Jan Lingott: „Wenn jemand mit zehn Cent zu uns kam und dachte, er könnte nun den halben Kiosk kaufen.“ Auch da fand sich immer eine Lösung.