Fröndenberg. Während der Krise will Sascha Bovensmann würdevolles Abschiednehmen ermöglichen und stellt die Arbeitsweise um. Besonderer Schutz ist gefragt.
Die Coronakrise wirkt sich auch auf die Bestatter in der Region aus. Nicht nur Beratungsgespräche und Trauerfeiern laufen aktuell anders als gewohnt. Auch mit dem Virus infizierte Tote müssen würdevoll beerdigt werden, ohne dass Mitarbeiter gefährdet werden.
Bestattermeister Sascha Bovensmann, Geschäftsführer von Bestattungen Hellmann, und sein Team schrecken vor diesen Herausforderungen nicht zurück. Sie haben Ideen entwickelt, wie sie mit der aktuellen Situation am besten umgehen. Mehr noch: Er und sein Team haben sich auch um den ersten Corona-Toten des Kreises Unna gekümmert.
Fröndenberger Corona-Toten überführt
"Selbstverständlich bestatten wir trotzdem", stellt Sascha Bovensmann klar. Corona hin oder her. Da trenne sich die Spreu vom Weizen. Denn einige Bestatter lehnen solche Fälle ab. Sein Team bestehe aus Fachkräften, die auch für eine solche Lage ausgebildet seien und genau wüssten, worauf es beim Umgang mit einem infizierten Leichnam ankommt. "Wir haben dafür intern Fachleute", sagt er.
Deshalb schreckte das Bestattungshaus auch nicht zurück, als vergangene Woche eine positiv getestete Person aus einer Fröndenberger Senioreneinrichtung in Menden starb und ein Bestatter nötig war. "Wir haben den Senior aus dem Mendener Krankenhaus abgeholt", sagt Sascha Bovensmann. Dafür seien selbstverständlich hohe Sicherheitsmaßnahmen nötig gewesen.
Versorgung mit Ganzkörperschutz
Bei einem infektiösen Verstorbenen müssen Bestatter sich bei jedem Handgriff streng ans Gesetz halten, erklärt der Fachmann. Mundschutz, Augenschutz, zwei Paar Handschuhe übereinander und mitunter sogar Ganzkörperanzüge tragen die Kollegen, die für die Überführung zuständig sind. "Der Körper wird in desinfizierende Tücher gehüllt", so Sascha Bovensmann. Das passiert noch im Krankenhaus. Dann wird der Körper in eine Leichenhülle gepackt, die ebenfalls desinfiziert werden muss. Anschließend wird die Hülle in den Sarg gebettet, der wiederum von außen desinfiziert und gekennzeichnet wird. "Infektiöser Verstorbener" muss darauf vermerkt werden. Erst dann kann die Schutzkleidung abgelegt und der Sarg zum Transport im Wagen verstaut werden. Die Wagen werden darüber hinaus regelmäßig desinfiziert.
Der Sarg wird dann im Kühlbereich des Bestattungshauses entsprechend gelagert, bevor die Beisetzung stattfindet oder er zur Einäscherung ins Krematorium gebracht wird. "Wir müssen uns dann eng mit dem Krematorium abstimmen", erklärt Sascha Bovensmann. Denn vor der Verbrennung finde eine zweite Leichenschau statt, die ein Amtsarzt durchführen muss. Jedes Glied der Kette muss geschützt werden.
"Die Organisation und Überführungen sind natürlich viel aufwendiger", sagt Bovensmann über die Arbeit mit infizierten Verstorbenen. Die übliche Versorgung des Toten im Bestattungshaus oder Abschiednehmen sind in diesem Fall zum Schutze aller nicht erlaubt. Trotz aller Einschränkungen: Die Hinterbliebenen können weiterhin zwischen einer Erd- und einer Feuerbestattung wählen. Die infizierten Verstorbenen müssen nicht zwangsweise verbrannt werden, stellt der Experte klar.
Vorbereitung auf den Ernstfall
Als die Corona-Krise begann, hat das Bestattungshaus eine Trockenübung gemacht. Was das bedeutet? Das Team ist alle Vorgänge durchgegangen, hat Schutzkleidung angelegt und den Ernstfall geprobt. "Wir haben das Thema theoretisch und praktisch aufgefrischt", sagt Bovensmann. Denn auch wenn die Grundlagen bekannt sind, mit infizierten Leichen habe man in der Regel einmal pro Jahr zu tun. Auch der Landesverband habe ein Video zur Auffrischung zur Verfügung gestellt.
Als dann ein Corona-Verdachtsfall aufkam, habe das Team alles abrufen können. "Der Fall stellte sich später als negativ raus." Dennoch habe das Team so agiert, als würde es sich um einen Ernstfall handeln.
Zugang zu Schutzkleidung vereinfachen
"Im Moment haben wir noch genug Schutzkleidung", sagt Sascha Bovensmann. Doch das könne sich mit steigender Fallzahl natürlich schnell ändern. Deshalb versuchen er und seine Bestatterkollegen in NRW, im Verband als systemrelevante Berufsgruppe eingestuft zu werden. "Dann hätten wir einen besseren Zugang zu solchen Materialien."
Sascha Bovensmann glaubt, dass das Land die Bestatter bei ihren Notmaßnahmen schlicht vergessen habe. "Wir müssen uns schützen können." Die Sicherheit seiner Mitarbeiter müsse immer gewährleistet sein.