Kreis Unna. Erste Versorgungslücken werden deutlich. Zahl der Infizierten steigt sprunghaft auf 51. Mehr als 10.000 Menschen kontaktieren Info-Telefon.
Der Kreis Unna verzeichnet am Mittwoch 51 laborbestätigte Corona-Fälle, zwei stammen aus Fröndenberg. "Das ist dramatisch. Die Lage ist absolut ernst", sagt Landrat Michael Makiolla. Am Dienstag seien es noch 25 gewesen. Die Entwicklung sei rasant. "Die Bekämpfung des Coronavirus ist die größte und schwierigste Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg." Die Behörden konzentrieren alle Bemühungen auf die Eindämmung und Bekämpfung des Virus. So ist das Kreishaus für den Publikumsverkehr geschlossen, um die Kapazitäten für Aufgaben rund um die Pandemie freizuhalten. Auch der Sitzungsbetrieb ist eingestellt. Es gibt regelmäßig in verschiedenen Konstellationen Krisensitzungen.
Darüber hinaus befinden sich aktuell 23 Menschen im Krankenhaus auf normalen Stationen, die als begründete Verdachtsfälle gelten. Ihre Testergebnisse stehen noch aus. Eine weitere Person liegt auf der Intensivstation. Auch ein bestätigter Infektionsfall befinde sich derzeit im Krankenhaus. Der Rest, so Fachbereichsleiter Gesundheit, Josef Merfels, ist in häuslicher Quarantäne. Genau wie die mehr als 1000 identifizierten Kontaktpersonen.
Bisher 490 Tests gemacht
490 Tests hat das Kreisgesundheitsamt bisher in seinen zwei Testzentren in Unna und Lünen durchgeführt. Hinzu kommen jene, die die Hausärzte machen. Der Kreis befinde sich momentan in Gesprächen mit den Krankenhäusern im Kreisgebiet und der Kassenärztlichen Vereinigung. Denn das System soll umgestellt werden - wie genau, sei noch nicht spruchreif.
Fröndenbergs Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Rebbe hat in der Bürgermeisterkonferenz ein Testzentrum für seine Stadt gefordert, sagt er. "Auch im Südkreis soll ein Zentrum errichtet werden. Ich habe mich dafür gemeldet. Ich würde das sehr gut finden", so Rebbe im Gespräch mit der Westfalenpost. Ob das möglich ist, werde aktuell geprüft.
Praxis in Fröndenberg geschlossen
Derweil gibt es erste Versorgungslücken, sagt der Landrat. Sowohl Rettungspersonal als auch das Kreisgesundheitsamt, das die Test durchführt, hätten kaum noch Schutzkleidung. "Ambulante Pflegedienste wollen ihre Aufträge nicht mehr alle ohne Schutzkleidung erfüllen", sagt Makiolla. Es gehe sogar so weit, dass einige Hausärzte ihren Betrieb eingestellt hätten. Im Gespräch mit allen Bürgermeistern und Ministerin Ina Scharrenbach habe er auf das Problem hingewiesen und Abhilfe gefordert. Material sei bestellt, jedoch ohne konkreten Liefertermin.
Friedrich-Wilhelm Rebbe weiß, dass eine hausärztliche Gemeinschaftspraxis in Fröndenberg geschlossen hat. Ob das in Zusammenhang mit dem Coronavirus erfolgt sei, könne er nicht sagen. Sicher sei jedoch: "Die medizinische Versorgung in Fröndenberg ist gewährleistet."
Infotelefon überlastet, Veranstaltungen beschränkt
Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß, sagt der Landrat. So seien allein am Montag rund 10.000 Anrufe beim Infotelefon des Gesundheitsamtes eingegangen. Nur 212 konnten die Mitarbeiter bearbeiten. Am Dienstag waren es weitere 4809 Anrufe, von denen 295 bewältigt werden konnten. Personal und Technik werden zwar aufgestockt, doch der Landrat bittet eindringlich darum, nur anzurufen, wenn es sich um einen dringenden Notfall handle.
Der Kreis hat sich am Mittwoch auf ein einheitliches Vorgehen in den Kommunen verständigt. "Bürger müssen besorgt sein und sich an Empfehlungen halten", sagt Makiolla. Zu viele seien noch sorglos in der Stadt unterwegs. "Die Lage ist ernst." Bis zum ersten Mai werden die Beschränkungen vermutlich verlängert: Das bedeutet das Aus für Tanzveranstaltungen und Kundgebungen rund um den Feiertag. Zudem sei er fest davon überzeugt, dass auch darüber hinaus weitere Beschränkungen gelten werden. Die kommunalen Ordnungsbehörden werden auch über die Einhaltung wachen und beispielsweise Spielplätze kontrollieren.