Fröndenberg. In der Trauringmanufaktur auf dem Hof Sümmermann in Fröndenberg-Frömern können Kunden ihre Trauringe sogar selbst schmieden.

Hell erleuchtete Glasvitrinen hängen an den Backsteinwänden. Trauringe mit funkelnden Steinchen oder auch die ganz klassisch-schlichten Varianten liegen darin. „Moment, da fehlen noch ein paar“, sagt die Goldschmiedemeisterin Birte Schumacher und läuft zwischen den Vitrinen hin und her, um ihre restlichen Modelle ins rechte Licht zu rücken. Die 33-Jährige fertigt individuelle Trauringe an. So sollen Liebende am schönsten Tag im Leben etwas ganz Persönliches am Ringfinger tragen. Und nicht nur das: Kunden können ihre Ringe sogar selbst schmieden.

Birte Schumacher ist Goldschmiedemeisterin. Seit 2011 ist sie selbstständig; angefangen hat es damals mit einem eigenen Geschäft in Unna. Seit drei Jahren ist sie nun auf dem Hof Sümmermann und hat dort ihre Trauringmanufaktur. Termine gibt’s nur nach Vereinbarung. „Ich finde, dass die Flexibilität einfach wichtig ist“, sagt sie. So könne sie den Kunden zeitlich meist immer gerecht werden.

Die Goldschmiedin

Bereits mit 23 Jahren hatte Birte Schumacher sowohl ihre Gesellinnen- als auch Meisterprüfung abgelegt.

Birte Schumacher fertigt nicht nur Trau-, sondern auch Verlobungsringe an.

Mehr Informationen gibt’s auf ihrer Website: www.trauringmanufaktur.de

Beratung ist das Wichtigste

Wer einen Termin in der Manufaktur vereinbart, bekommt zunächst einmal eine Beratung von Birte Schumacher. „Die Beratungsgespräche dauern bei mir etwa zwei Stunden“, sagt die Goldschmiedin. Die 33-Jährige versucht, in der Zeit ganz genau auf die Kundenwünsche einzugehen und vor allem die Kunden kennenzulernen. Häufig kommen die Menschen mit persönlichen Geschichten zu ihr. „Ich bin wirklich stolz darauf, dass mir die Leute so schnell vertrauen und mir Dinge aus ihrem Leben erzählen“, sagt sie.

Zwei Frauen haben sich auf ihre Trauringe jeweils das Hochzeitsdatum und die Koordinaten des Orts, an dem sie sich kennengelernt haben, eingravieren lassen.
Zwei Frauen haben sich auf ihre Trauringe jeweils das Hochzeitsdatum und die Koordinaten des Orts, an dem sie sich kennengelernt haben, eingravieren lassen. © Birte Schumacher

In dem Gespräch geht es natürlich auch um die Ringe; welches Modell soll es sein, wie ist das Budget, welche Form und welches Material soll der Trauring haben. Ganz bewusst hat die Inhaberin lediglich 50 verschiedene Modelle in ihren hell erleuchteten Glasvitrinen ausgestellt. So möchte sie verhindern, dass die Kunden überfordert sind oder sich von zu viel Angebot „erschlagen“ fühlen. Birte Schumacher schmiedet alle Ringe selbst, daher dauert es nach erfolgreichem Beratungsgespräch auch zwei bis drei Monate, bis die Exemplare fertig sind. Der Preis ist genau so individuell wie der Ring. „Der teuerste Trauring hat 5500 Euro gekostet“, erzählt sie. Über die Kosten kläre sie die Kunden allerdings immer ausreichend auf. „Ich versuche, immer zu erklären, aus was sich der Preis zusammensetzt“, erklärt die Goldschmiedin.

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Momente bleiben in Erinnerung

Birte Schumacher leitet ihre Trauringmanufaktur mit Herz und Leidenschaft. Zwölf-Stunden-Tage sind da keine Seltenheit. Doch das mache ihr nichts aus. „Natürlich falle ich dann abends kaputt ins Bett, aber ich mache das gerne.“ Und es zahlt sich aus. Die 33-Jährige bekommt häufig Karten und Danksagungen von Brautpaaren. Andere empfehlen sie weiter und erzählen ihr im Nachhinein immer noch, wie froh sie über ihre persönliche Ringe sind. „Da ist man schon stolz“, sagt sie.

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Von Corinna Schutzeichel

Insbesondere die Gänsehautmomente machen ihre Arbeit so besonders. Schumacher erzählt, dass manchmal sogar Tränchen fließen. „Ein Ring ist nicht nur ein Schmuckstück, da steckt viel mehr dahinter.“ Es gibt viele Geschichten, an die sich die 33-Jährige erinnert. Eine bezieht sich auf ein Pärchen, dass gerne wandern gegangen ist. „Also habe ich die Ringe in der Farbe des Sonnenaufgangs in den Bergen angefertigt“, erklärt sie. Einer der gold-gelben Ringe enthält dazu viele kleine Steinchen in der Fassung eines Berges. Birte Schumacher gibt jedem „Ringpaar“ einen Namen. „Diese Trauringe habe ich Wanderlust genannt.“

Beabsichtigt stellt Birte Schumacher lediglich um die 50 Modelle aus, um die Kunden nicht zu überfordern.
Beabsichtigt stellt Birte Schumacher lediglich um die 50 Modelle aus, um die Kunden nicht zu überfordern. © Sophie Beckmann

Eine andere Geschichte, die der jungen Frau direkt in den Sinn kommt, handelt von einem homosexuellen Pärchen. Zwei Frauen kamen zu ihr und wollten etwas ganz Besonderes haben, was zu ihnen passt. „Also habe ich auf einen der silbernen, etwas robusteren Ring das Datum der Hochzeit eingraviert. Auf den anderen kamen die Koordinaten von dem Ort, wo sich beide kennengelernt haben. „Das ist etwas ganz Persönliches, nur die beiden wissen, was die Koordinaten bedeuten“, sagt Birte Schumacher. Die Goldschmiedin möchte auch, dass sich jeder willkommen fühlt. „Ich sage immer, dass ich Ringe für Liebende anfertige.“ Dabei spiele es keine Rolle, ob es hetero- oder homosexuelle Brautpaare sind. Die 33-Jährige möchte auf keinen Fall, dass sich jemand schlecht behandelt fühlt. Bei ihr ist jeder gleich und sie gibt sich für jeden Kunden und jedes Paar die gleiche Mühe.

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Selbst schmieden möglich

Zunächst werde der Ring völlig frei erarbeitet und besprochen. „Diese Trauringe gibt es eigentlich nie zwei Mal. Es sind alles Unikate“, sagt Birte Schumacher. Sie hat viele Kunden, die extra aus Süddeutschland anreisen. „Bei ihnen spielt der Preis häufig keine Rolle“, sagt Schumacher. Die weitere Besonderheit der Trauringmanufaktur: Kunden können ihren Trauring sogar selbst schmieden. „Allerdings ist das nicht ganz so einfach“, erklärt die Goldschmiedin. Man müsse gesondert darauf achten, welche Materialien verwendet werden können. Und auch die Einarbeitung von Steinen ist nur begrenzt bis gar nicht möglich. „Das mache ich dann meist nachträglich“, sagt sie. Das Angebot werde eher selten genutzt. Aber es ist nach wie vor möglich.

Die 33-Jährige versucht, zwar allen Wünschen gerecht zu werden, allerdings geht das nicht immer. Vor allem wenn Kunden mit Bildern von Ringen zu ihr kommen und sagen „so möchte ich das haben“, ist das nicht immer möglich. „Aber genau dafür sind die längeren Beratungstermine da“, erklärt die Goldschmiedemeisterin. In den gemeinsamen Stunden werden dann verschiedenen Vorschläge und Ideen verarbeitet. „In neun von zehn Fällen ist der Kunde begeistert und auch bereit den Preis zu zahlen“, sagt sie.

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