Fröndenberg. Der Marktplatz ist seit Dezember für den Autoverkehr gesperrt. Einige Menschen interessiert das nicht. Jetzt gibt es vermehrt Kontrollen.
Obwohl der Beschluss für die Sperrung des Marktplatzes inzwischen rund eineinhalb Jahre zurückliegt, ist das Thema noch immer präsent. Denn seit rund vier Wochen ist der Ratsbeschluss nun gültig – aber nicht jeder sieht das ein.
Heute
Wenn Oya Soyyigit vom Café Melange aus ihrem Fenster schaut, dann sieht sie Autos. Mitten auf dem Marktplatz. „Ich war für die Sperrung“, sagt die Geschäftsführerin. Jede Innenstadt brauche ihrer Meinung nach eine ordentliche Fußgängerzone ohne Autos. Das sei auch für die Planung von Festen besser, fügt sie hinzu. Umsatzeinbußen habe sie seit der Sperrung nicht wahrnehmen können. Im Gegenteil. Ihre Kunden hätten schon immer hinter dem Laden geparkt. Auf dem Markt sei immer viel gerast worden in der Vergangenheit. „Und auch heute ist der Markt noch befahren“, sagt sie verärgert. Und auch die SPD-AG 60 + ist unzufrieden. In einer Pressemitteilung schreiben die Sozialdemokraten über „die seltsame Verkehrssituation“ des gesperrten Marktplatzes: „Man konnte gut aus dem Versammlungsraum im Markgrafen sehen, wie etliche Autos den Marktplatz querten. Wenn man den Verkehr hier schon unterbinden will, muss man auch die entsprechenden Maßnahmen ergreifen, um dass neue Konzept durchzusetzen.“
Christoph Börger vom Ordnungsamt der Stadt kennt das Problem. Denn bisher ist nur die Beschilderung angebracht. Die versenkbaren Poller, die die Straße versperren sollen, stehen noch nicht. „Die Poller werden im Zuge der Marktumgestaltung im Frühjahr oder Sommer folgen“, sagt Christoph Börger. Es sei bekannt, dass sich nicht alle Bürger an das Verbot halten. In der Praxis ist es nur dem Lieferverkehr erlaubt in den Morgenstunden auf den Markt zu fahren. „Wir kontrollieren den ruhenden Verkehr und wollen ab jetzt noch intensiver überprüfen in dem Bereich.“ Wenn das allein nicht reiche, dann würden auch Bußgelder verhängt. Auch die Polizei sei mit im Boot und überwache den fließenden Verkehr.
Damals
Im September 2018 beschloss der Rat mit knapper Mehrheit von SPD und Grünen – 18 zu 15 Stimmen – das Ende des rund 20 Jahre andauernden „Spuks“ in der Stadtmitte. „Das Thema der Schließung ist unzweifelhaft mit der Innenstadtentwicklung verbunden“, so Bauamtsleiter Martin Kramme seinerzeit. Im Anschluss an die Abstimmung drückten die Sozialdemokraten zudem aufs Tempo. Sie forderten die Marktplatzneugestaltung mithilfe von Leader-Mitteln vorzuziehen und bereits 2020 anzugehen.
Die vorerst letzte Episode um die Sperrung bildete dann das Bürgerbegehren. Rund 1400 gültige Unterschriften hatte Initiator Lars Köhle im Frühjahr 2019 gegen den Ratsbeschluss gesammelt. Letztlich scheiterte das Vorhaben an juristischen Formalitäten. Im Grundsatz war es eine nicht sauber formulierte Stelle zur Sperrung des Marktplatzes für jeglichen Fahrzeugverkehr – und nicht den Durchgangsverkehr, wie ihn der Rat beschloss – die den Ausschlag gab. Auch ein von der CDU forcierter Ratsbürgerentscheid – eine Befragung der Bürger durch einen Ratsbeschluss, der einer Zweidrittelmehrheit bedarf – scheiterte am Veto von SPD und Grünen.