Fröndenberg. Stadtwerke Energie Verbund soll abgewickelt werden. Fröndenberg und sieben weitere Stadtwerke geben bundesweite Kundenakquise auf.

Die Stadtwerke wollen ihre nächste Beteiligung an einem Unternehmen aufgeben. Konkret soll der Geschäftsbetrieb der Stadtwerke Energie Verbund SEV GmbH aufgelöst werden. Zusammen mit sieben weiteren Stadtwerken aus anderen Kommunen sollten so Kunden über die Stadtgrenzen hinaus gewonnen werden.

Investitionen zurückverdient

Gegründet wurde der SEV im Jahr 2011. Damals standen zahlreiche Stadtwerke vor dem Problem eines gesättigten Marktes. Um Kundenverluste auf eigenem Gebiet auszugleichen, sollten mit minimalem Aufwand Neukunden im gesamten Bundesgebiet gewonnen werden. Die Stadtwerke Fröndenberg sind mit einem zehnprozentigen Gesellschaftsanteil am SEV beteiligt. „Wir haben kein Geld verbrannt und unsere Geld mehr als zurückverdient“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Heitmann auf WP-Anfrage.

Das Aus für den Stadtwerke Energie Verbund ist demnach auf die Pleite eines Abrechnungsdienstleisters zu Jahresbeginn zurückzuführen, so Heitmann weiter. „Wir mussten schnell reagieren und das ist der risikoärmste Weg.“ Die Kundenakquise ist durchgehend über eine Internetplattform betrieben worden.

„Wesentliche Umsetzungsstrategie war es, möglichst auf individuelle, persönliche Kundenberatung zu verzichten, möglichst keine Mitarbeiter einzustellen und weitgehend mit externen Dienstleistern zu arbeiten“, heißt es dazu in einer Vorlage für den Fröndenberger Stadtrat, der den Ausstieg absegnen muss. Diese externen Dienstleister waren unter anderem für den Betrieb der Software und die Abrechnung der Energielieferungen für die Kunden zuständig.

Kundenstamm bereits verkauft

Zwar warf die gemeinsame GmbH durchweg Gewinne ab – 2015 und 2016 jeweils 1 und 1,1 Millionen Euro; 2018 noch 400.000 Euro – doch durch zahlreiche Konkurrenzangebote steige das Risiko, künftig eben keine Gewinne mehr einzustreichen. Hinzu komme, dass die Strom- und Gaspreise seit 2017 konstant steigen und die Margen entsprechend geringer ausfallen. „Dies ist auch der Grund dafür, dass seit Mitte 2018 mehrere ,Konkurrenz-Plattformen’, die mit Dumping- Angeboten gearbeitet haben, Insolvenz anmelden mussten“, heißt es weiter.

Insgesamt hatte der SEV laut Heitmann rund 12.000 Kunden. Allerdings hätte durch die Insolvenz des Dienstleisters auch ein Millionenschaden entstehen können. Es bestand demnach die Gefahr, dass etwa Abschlagsabbuchungen und Energieabrechnungen in Höhe von einer Million Euro im Monat nicht mehr gewährleistet werden konnten. Im Zuge der Abwicklung ist der Kundenstamm bereits an die lekker Energie GmbH mit Sitz in Berlin – ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Krefeld – verkauft worden.

In der nächsten Gesellschafterversammlung soll daher der Beschluss gefasst werden, den Geschäftsbetrieb des SEV offiziell einzustellen. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Fröndenberg hat dem Vorhaben bereits am 19. September grünes Licht erteilt.