Fröndenberg. Markus Paul ist Astrofotograf und bietet Sternführungen im Sauerland an. Sein Hobby verdankt der Fröndenberger einem Unfall beim Tauchen.

Wenn alle anderen schlafen, schaut Markus Paul in den Himmel. Der Fröndenberger ist Astro­fotograf und bietet inzwischen Sternführungen und Meteoritenkunde für Laien und Kinder an.

„Durch das Teleskop sieht man vor allem Sterne und Planeten.“ Der 43-Jährige zeigt den Teilnehmern seiner Führungen daher die Krater auf dem Mond, den Saturn mit seinen Ringen oder die Wolkenbänder des Jupiters. „Die kann man eigentlich immer sehen. Galaxien hingegen sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Die sind nicht mehr als ein Nebelfleck.“

Doch während seiner Führungen gilt der Blick nicht die ganze Zeit den Sternen. Markus Paul hat auch immer einen Meteoriten in der Jackentasche. 2018 erst hat er sich selbst auf die Suche nach einem begeben, der in Renchen (Baden-Württemberg) heruntergekommen ist. „Da bin ich manchmal um vier Uhr morgens vor der Arbeit losgefahren, um zu suchen.“ Gefunden hat den Meteoriten jemand anderes. Trotzdem steht in seinem Wohnzimmer heute eine Replik sowie ein winziges Stück aus dem echten Meteoriten.

Zwei bis drei Stunden Belichtungszeit

ür dieses Bild vom Pferdekopfnebel und Flammennebel hat Astrofotograf Markus Paul eine ganze Nacht gebraucht.
ür dieses Bild vom Pferdekopfnebel und Flammennebel hat Astrofotograf Markus Paul eine ganze Nacht gebraucht. © Astrofotograf | Markus Paul

Ein weiterer Aspekt seines Hobbys war lange Zeit die Astrofotografie. Für die braucht es laut Paul vor allem eins: viel Geduld. Denn ein scharfes Bild von den Sternen ist nicht mal eben so gemacht. „Für ein Bild bin ich meist mit elf Taschen losgefahren“, erzählt er grinsend und zeigt, was er dafür alles mitnehmen muss: Fotoausrüstung, eine Autobatterie, jede Menge warme Klamotten sowie Proviant. Rund 70 Kilo.

Damit verbrachte er eine ganze Nacht in den Bergen. Zwei bis drei Stunden dauerte allein die Belichtungszeit. Hinfahren, aufbauen, ausrichten, warten, fotografieren, einpacken und zurückfahren – „Das ging abends um 17.30 Uhr los und ich war dann etwa um 4.30 Uhr morgens wieder zuhause.“

Schwierig an der Astrofotografie sei vor allem, die Kamera richtig auszurichten und gut zu befestigen. Denn während der langen Belichtungszeit „darf das Bild nicht einen Millimeter wackeln, auch nicht im Wind“. Dann werde die Aufnahme sofort unscharf. Trotzdem müsse die Kamera die Rotation der Erde nachstellen können.

Stand auf Christkindelmarkt

Sternführungenim Sauerland

Markus Paul bietet für „Laien und Kinder“ Sternführungen im Sauerland an.

Die Führungen dauern knapp zweieinhalb Stunden und finden nur bei gutem (wolkenlosen) Wetter statt. Termine können sich daher verschieben.

Neben einem Blick in den Nachthimmel durch das Teleskop thematisiert Paul dabei auch Meteoriten.

Die Gruppengröße ist dabei auf 15 Personen maximal beschränkt. Kleinere Gruppen sind dabei idealer.

Kinder sollten älter als sechs Jahre sein, da ihre Augen sonst noch nicht in der Lage sind, alle Sterne und Objekte am Nachthimmel zu erkennen.

Anmeldungen sind möglich auf seiner Internetseite unter www.sternfuehrungsauerland.de oder per E-Mail unter möglich.

Mittlerweile hat er die zeitintensive Astrofotografie aufgegeben und konzentriert sich vor allem auf Sternführungen. Der Himmel über seinem Zuhause sei dafür perfekt, erklärt er. Im vergangenen Jahr ist Markus Paul zu seiner Freundin nach Fröndenberg gezogen, in die Nähe von Ostbüren in ein Häuschen auf dem Land. „Hier gibt es kaum Lichtverschmutzung nachts.“

Der Himmel über Fröndenberg findet Paul schöner als in seiner alten Heimat Freiburg. „Ich hab allerdings auch schon eine Galaxie beobachten können, als das Freiburger Stadion neben mir die Flutlichter anhatte.“

Wer mehr über den Astrofotografen erfahren möchte, kann vom 13. bis 15. Dezember an seinem Stand auf dem Christkindelmarkt vorbeischauen. Bei gutem Wetter will er sein Teleskop mitbringen. Paul hofft, dort Kontakt zu den Fröndenbergern und vielleicht auch einigen Lehrern zu knüpfen. „Ich würde den Kindern gerne zeigen, was ich mache.“ Der Sauerlandpark habe bereits Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet.

Interaktive Sternenkunde

Bei seiner Arbeit mit Kindern ist Paul vor allem der interaktive Faktor wichtig. „Ich lasse die Kinder dann gerne nach kleinen Meteoritensplittern im Sand suchen oder mikroskopiere welche.“ Denn der Stein ist längst nicht so stumpf graubraun, wie er auf den ersten Blick wirkt. „Ich will, dass sie sich fragen: Was ist in so einem Meteoriten drin?“ Aber auch Radioastronomie hat er mit Kindern schon gemacht. „Das war im Rahmen von Jugend forscht 2016“, erzählt er. „Dabei haben wir nachgewiesen, dass man die Sonne hören kann.“ Nach seinem Umzug nach Fröndenberg ist er jetzt noch auf der Suche nach einem Raum für ein Kleinplanetarium, in das er bei schlechtem Wetter ausweichen kann.

Ein kleines Fragment des Meteoriten aus Renchen sowie eine Replik des Fundes hat er in seinem Wohnzimmer stehen.
Ein kleines Fragment des Meteoriten aus Renchen sowie eine Replik des Fundes hat er in seinem Wohnzimmer stehen. © Lisa Dröttboom

Seine Leidenschaft für den Sternenhimmel hat der gelernte Physiotherapeut vor 13 Jahren entdeckt. „Ich habe als Kind von meinen Eltern Bücher über Astronomie geschenkt bekommen, aber die fand ich immer langweilig. Die haben bei mir nur im Regal gestanden.“ Erst nach einem Tauchunfall 2006 habe er sich nach einem neuen Hobby umgesehen und dabei die alten Bücher wieder aus dem Regal geholt.