Fröndenberg. Das siebte Zeitzeugen-Interview für das Fröndenberger Kettenschmiedemuseum ist im Kasten. Inzwischen gibt es zahlreiche Anekdoten rund ums Museum.

Das siebte Zeitzeugen-Interview des Fördervereins Kettenschmiedemuseum ist im Kasten. Mit den etwa fünfminütigen Clips will man an die über Jahre florierende Kettenindustrie an der Ruhr erinnern.

Überlieferungen gehen verloren

Den Besuchern der Kettenschmiede werden bereits einige der Zeitzeugen-Interviews vor Ort gezeigt. Immer wieder schlendern interessierte Gäste – etwa beim Bauernmarkt – an den alten Maschinen und dem Bildschirm mit den Clips vorbei. Es sind kleine Häppchen. Die Idee entstand Ende 2016. Befeuert durch den Niedergang des Bergbaus und der Stahlgewinnung im Ruhrgebiet ist nur noch an wenigen Stellen erleb- und spürbar, wie die Menschen seinerzeit gelebt und gearbeitet haben. „Keiner weiß mehr, was damals war“, bringt es daher auch der neueste Protagonist der Zeitzeugen-Interviews, Norbert Muczka, das Konzept auf den Punkt.

Attraktion Bauernmarkt

Die große Schmiedeaktion, die der Förderverein des Kettenschmiedemuseums normalerweise zum Saisonabschluss abhält, wird während des Bauernmarktes stattfinden.

Der offizielle Saisonabschluss ist für Ende Oktober geplant (Bericht folgt).

Die Liste der Zeitzeugen liest sich inzwischen wie ein Who-is-Who der Fröndenberger Kettenindustrie. Schmiede wie Dagobert Köster oder Karl-Heinrich Fälker kommen ebenso zu Wort wie die Industriellen-Gattin Hildegard Prünte, Alt-Bürgermeister Willi Demmer oder Wegbereiter des Kettenschmiedemuseums – wie etwa Norbert Muczka. Die Aufnahmen dauern – je nach Gesprächspartner – mehrere Stunden und werden am Ende auf etwa vier bis fünf Minuten Video zusammengeschnitten. Es gehe laut Norbert Muczka vom Förderverein darum, einen möglichst genauen Eindruck der damaligen Zeit zu vermitteln.

Besondere Erinnerungen

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Dagobert Köster, seit seinem 14. Lebensjahr Schmied, ist auch heute noch ehrenamtlich im Förderverein aktiv. Bei Trauungen ist er derjenige, der das symbolische Kettenglied schmiedet. Ohne Menschen wie ihn würde die Kettenindustrie langsam aber sicher in Vergessenheit geraten. „Die Zange is’ dem Schmied seine Hand“, sagt Köster in einem Interview.

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Norbert Muczka hat das Kettenschmiedemuseum von Anfang an begleitet. Der studierte Stadtplaner hat rund 25 Jahre bei der Fröndenberger Stadtverwaltung gearbeitet. In seine Zeit fällt auch der Bau der Kettenschmiede, den Muczka „verwaltungsseitig abgewickelt“ hat. Geistiger Vater des Museums war Adolf Ulmke, der mit einer gewissen Hartnäckigkeit dafür sorgte, dass der Fröndenberger „Kultur-Tempel“ mit Förder- und Eigenmitteln gebaut werden konnte. „Da dran haben wir ja auch jahrelang gebastelt“, sagt Muczka schmunzelnd.

Wirtschaftliches Standbein

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Als zusätzliches Standbein für die Kettenschmiede, und auch das beschreibt Muczka in seinem Interview, kam am 9. September 1999 die erste Hochzeit hinzu – genau vier Monate nach Eröffnung des Museums. Inzwischen haben sich 764 Paare im historischen Ambiente im Himmelmannpark das Ja-Wort gegeben. Inzwischen sind die Einnahmen aus genau diesen Hochzeiten überlebenswichtig für den Förderverein. Der Erfolg scheint Muczka und Co. Recht zu geben: Internationale Gäste sind keine Seltenheit mehr. Erst kürzlich hätten sich eine Mendenerin und ein Engländer dort das Ja-Wort gegeben, die sich in Leicester (England) kennengelernt haben. „Da war halb England da, es war alles voll. So etwas ist wirtschaftlich nicht zu unterschätzen“, erklärt Norbert Muczka. Denn nach der Trauung würden viele Hochzeitsgesellschaften zudem in den umliegenden Golfclubs feiern.

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