Fröndenberg. Nach dem Weggang von Pfarrer Wohlgemuth rufen die kfd-Frauen St. Marien für Sonntag zur Demonstration auf. Sie fordern eine menschliche Kirche.

Sie wollen das nicht einfach so hinnehmen: Nach dem Weggang von Pfarrer Norbert Wohlgemuth rufen die Kfd-Frauen für Sonntag, 11. August, zur Demonstration auf.

„Als wir das gehört haben, waren wir sehr geschockt. Es kann nicht sein, dass ein Priester auf sich alleingestellt bleibt“, sagt Hildegard Pielken aus dem Leitungsteam der Kfd St. Marien. „Wir wollen uns solidarisch erklären.“ Norbert Wohlgemuth hatte am 28. Juli nach der Verabschiedung von Pastor Georg Toborek erklärt, dass er Fröndenberg verlassen und sein Amt niederlegen werde – aus Protest gegen mangelnde Reformen in der katholischen Kirche und die Entfernung von der Lebenswirklichkeit der Menschen.

Frauen wollen bei Kirchenoberen auf Missstände aufmerksam machen

Mit ihrer Aktion wollen sie die Kirchenoberen auf diese Missstände aufmerksam machen. Innerhalb ihres Kreises sei das auch in der Vergangenheit schon Thema gewesen. Jetzt wollen sie damit auch nach außen gehen. In einer gemeinsamen Erklärung, die das Leitungsteam um Hildegard Pielken, Ursula Sloboda, Karin Schmidt und Euphemia Brochtrop im Namen der kfd-Frauen verfasst hat, heißt es: „Die Kirche entfernt sich immer mehr von der Gemeinde der Gläubigen, die Lebenswirklichkeit der Menschen. Die Obrigkeit lebt Überheblichkeit, Selbstüberschätzung und Selbstgefälligkeit vor.“ Die katholische Kirche, warnen die Frauen, verliere ihre Glaubwürdigkeit.

Norbert Wohlgemuth hatte für jeden ein gutes Wort

„Wir könnten noch viele Jahre einen guten Priester haben“, sagt Hildegard Pielken. Norbert Wohlgemuth sei in der Frauengemeinschaft sehr beliebt gewesen. „Er hatte zu allen einen guten Draht“ und sei Ansprechpartner für alle gewesen.

Auch interessant

Beim Frühstück der Kfd sei er häufig zu Gast gewesen, habe jeden persönlich begrüßt. „Das persönliche Wort, das macht doch einen guten Pfarrer aus“, sagt Hildegard Pielken. Wohlgemuth habe es verstanden, auch die jungen Menschen in der Gemeinde anzusprechen. In ihrer Erklärung haben die Frauen dazu geschrieben: „Die Priester an der Basis reiben sich für die Menschen vor Ort auf und erhalten keinerlei Unterstützung ihres Dienstgebers und wir verlieren schon wieder einen Priester, der für uns ein guter Seelsorger und guter priesterlicher Freund wurde.“

Einer der größten Frauenverbände

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (Kfd) ist mit rund 450.000 Mitgliedern in 4000 pfarrlichen Gruppen der größte katholische Frauenverband und einer der größten Frauenverbände Deutschlands.

In Fröndenberg findet jeden zweiten Dienstag um 9 Uhr im Monat ein offenes Frühstück der Kfd im Pfarrheim St. Marien statt. Beginn mit Meditation/Morgenlob. Nächster Termin ist der 13. August.

Während Norbert Wohlgemuths Wirken in Fröndenberg sei die Gemeinde aufgeblüht, erklären die Frauen. Die Messdienerzahl sei so hoch wie nie. „Was sagen wir diesen Kindern?“, fragt die Kfd. Um ihren Enkel habe es ihr am meisten leid getan, sagt Hildegard Pielken. Er habe in Norbert Wohlgemuth einen Freund gesehen, sei deshalb auch gerne in die Kirche gegangen. „Und gerade die jungen Leute brauchen wir doch. Sie sind die Kirche von morgen.“

Stille Demonstration vor 10-Uhr-Messe vor St.-Marien-Kirche

Am Sonntag wollen die Frauen vor der 10-Uhr-Messe vor der St.-Marien-Kirche stehen und still demonstrieren. Drei Plakate, die sie hoch halten werden, sind bereits vorbereitet. Neben ihrer Erklärung steht darauf auch ihre Forderung geschrieben „Wir wollen eine menschliche Kirche“. Stören würden sie auf keinen Fall, erklärt Hildegard Pielken.

Auch interessant

Gemeinsam mit den anderen Frauen hofft sie nun auf Unterstützung, vielleicht auch aus dem Dekanat Unna. „Wir wissen selber nicht, was passieren wird. Aber es wäre schön, wenn viele kommen würden.“ Erste positive Rückmeldungen kann Hildegard Pielken schon verzeichnen – über Konfessionsgrenzen hinweg. „Wir wissen, durch diese Aktion bekommen wir Pfarrer Wohlgemuth nicht zurück. Aber wir wollen das nicht einfach so hinnehmen.“