Fröndenberg. Pastor Georg Toborek wird den katholischen Pastoralverbund Fröndenberg verlassen. Obwohl der 73-jährige Seelsorger gerne noch bleiben würde.
Ein Seelsorger im besten Sinne des Wortes, der sich Zeit nimmt für die Menschen. Und ein glaubwürdiger, authentischer Verkünder der christlichen Botschaft: Pastor Georg Toborek wird den katholischen Pastoralverbund Fröndenberg Ende Juli verlassen. Obwohl er gerne noch bleiben würde.
Zum Gespräch mit dem 73 Jahre alten Seelsorger trifft sich die WP am Schmallenbach-Haus, dem Haupteinsatzort von Georg Toborek. Eine Gruppe an Bewohnern sitzt draußen vor dem Haus und genießt den Sommer. Dem Seelsorger winken einige fröhlich zu, sobald sie ihn gesehen haben.
Priester äußerst beliebt
Durchaus ein stellvertretendes Bild, denn der Priester ist in den katholischen Gemeinden der Ruhrstadt und in der Senioreneinrichtung – inklusive natürlich auch des Hauses Hubertia in der Innenstadt – äußerst beliebt. Bei Gläubigen aller Generationen. Viele Menschen sind entsprechend traurig, seit vor kurzem die Meldung die Runde machte, dass der Seelsorger Fröndenberg demnächst verlassen wird. „Ich würde gerne noch bleiben. Aber die Kräfte lassen es nicht mehr zu“, erzählt Toborek. Vor allem das lange Stehen, etwa auch im Gottesdienst am Altar, falle ihm zunehmend schwer.
Zudem ergab sich nun eine Möglichkeit, nach Dortmund zu seiner Schwester zu ziehen, die in ihrem Haus eine freie Wohnung hat. Das führte schließlich zu der Entscheidung. „Ich hoffe, Ihr könnt das nachvollziehen“, schreibt Toborek im Pfarrbrief des Pastoralverbundes an die Gemeindemitglieder gerichtet. Die familiäre Nähe, das ist dem Seelsorger immer schon wichtig gewesen, erzählt er weiter.
Nur als Familie möglich
Geboren 1945 in Oberschlesien, dort die Schule und das Theologiestudium absolviert, in Oppeln zum Priester geweiht, siedelte die Familie (er hat sechs Geschwister) 1972 ins Ruhrgebiet um. „Das war immer klar, dass wir diesen Schritt nur als Familie zusammen machen.“ Und sie blieb immer wichtig. Als katholischer Priester ja alleine lebend, hatte er seine Familie an den verschiedenen Einsatzorten im Sauerland oder Ruhrgebiet immer nah bei sich. „Das Leben ist Begegnung. Meine Familie ist Stütze und Kraftquelle meines Lebens.“ Und was er auch in der Fröndenberger Gemeinde aus ganzem Herzen mit Leben füllte, ist die Begegnung mit Menschen.
Ausgehungert nach Begegnungen
2010 kam er in die Ruhrstadt. Bereit, mit damals 65 Jahren nochmal etwas Neues anzufangen. Gottesdienste in den verschiedenen Kirchen des Pastoralverbundes halten, Gemeindegruppen betreuen (er war zum Beispiel Präses der Kolpingsfamilie), allen voran aber die Seelsorgearbeit im Schmallenbach-Haus war seine Aufgabe. Die Begegnung mit den älteren, pflegebedürftigen, auch sterbenden Menschen prägte diese Arbeit. „Es gibt leider Menschen, die ganz alleine sind im Alter. Die sind ausgehungert nach Begegnungen. Manche fühlen sich auch überflüssig, nicht mehr gebraucht.“
Kein Ersatz für Seelsorger aus dem Schmallenbach-Haus
Sowohl das goldenen Priesterjubiläum als auch den Abschied aus dem Pastoralverbund Fröndenberg von Pastor Georg Toborek begeht die Gemeinde am kommenden Sonntag mit einem Gottesdienst um 11 Uhr (Achtung: nicht wie üblich hier um 10 Uhr) in der St. Marienkirche. Im Pfarrzentrum direkt daneben besteht nach dem Gottesdient die Gelegenheit, sich persönlich von dem Seelsorger zu verabschieden.
Beginnend ab dem 8. September ändert sich durch den Verlust von Pastor Georg Toborek (für ihn kommt kein anderer Priester als Ersatz) die Messordnung in den katholischen Kirchen Fröndenbergs: geänderte Zeiten für die Messen in St. Agnes Bausenhagen (samstags, 18 Uhr); St. Josef Westick (Sonntag, 11 Uhr); St. Konrad Langschede (Sonntag, 11.30 Uhr); Herz-Jesu Hohenheide (Sonntag, 9.30 Uhr). Unverändert bleiben das Schmallenbach-Haus (Samstag, 16.30 Uhr) und St. Marien (Sonntag, 10 Uhr).
Georg Toborek blickt nun auf neun Jahre in Fröndenberg zurück: „Die Menschen waren immer sehr offen zu mir, den Zugang zu ihnen haben sie mir ganz leicht gemacht.“ Und so konnte er das machen, was ihm im Beruf – der ja vor allem auch Berufung ist – wichtig ist: „Die Botschaft der Bibel und von Jesus Christus verkünden und den Menschen erschließen. Ihnen zeigen, dass der Glaube sinnvoll und notwendig ist, damit das Leben gelingen kann.“ Der aber auch Konsequenzen für das Leben abseits von Gotteshaus und Gebet haben muss, so Toborek.
Pfarrer Wohlgemuth: „Warmherziger Priester“
Für ihn folgt auch ein Einsatz für soziale Gerechtigkeit oder zur Bewahrung der Schöpfung aus diesen Lehren. „Mit Herz und Humor, mit viele Freude und Glaubensstärke“, so sagt Pfarrer Norbert Wohlgemuth als sein Chef, habe Georg Toborek in den vergangenen Jahren seinen Dienst in Fröndenberg versehen. Und in ihm einen „warmherzigen und glaubwürdigen Priester“ im Seelsorgerteam gehabt.
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Toboreks Abschied fällt zusammen mit einem für ihn weiteren ganz besonderen Datum. Denn seine Weihe zum Priester lag im Juni nun genau 50 Jahre zurück. Ursprünglich sollte in der Gemeinde nur dieses Ereignis, das goldene Priesterjubiläum, gefeiert werden. Nun heißt es am kommenden Sonntag (siehe Infobox) gleichzeitig auch, Abschied zu nehmen. Katholische Priester scheiden mit dem 70. Lebensjahr aus dem aktiven Dienst aus, können danach aber als sogenannte Subsidiare in einer Gemeinde ihrer Wahl und auch im Umfang ihrer Wahl noch unterstützend tätig sein, etwa Gottesdienste feiern. Genau das nach seiner Pensionierung 2016 auch weiter in Fröndenberg zu tun, war Georg Toborek bis zuletzt ein Herzensanliegen.