Fröndenberg. Vor gut einem Monat sind auf der Kiebitzwiese zwei Storchenjunge geschlüpft. Gregor Zosel vom Nabu hat noch weitere Gäste gesichtet.

Sie sind zurzeit die Attraktion des Naturschutzzentrums Kiebitzwiese in Fröndenberg. Ein Storchenpaar hat hoch oben auf seinem Horst Nachwuchs bekommen.

Vom Aussichtshügel aus können Besucher die Fütterung der beiden Weißstorchjungen beobachten. Gregor Zosel vom Naturschutzbund (Nabu) Fröndenberg spricht im Interview über weitere Gäste auf der Kiebitzwiese, die Folgen der Trockenheit und die Faszination der Insektenwelt.

Die Hoffnung bei den Besuchern der Kiebitzwiese ist groß, dass der Storchennachwuchs in diesem Jahr auch flügge wird. Wie alt sind die Jungvögel jetzt?

Gregor Zosel Das erste Foto der jungen Störche wurde am 1. Juni gemacht. Eines der Jungen ist zwei, drei Tage jünger als das andere. Bis sie flügge werden, dauert es dann ungefähr zwei Monate. Bislang waren es immer beringte Tiere, die hier gebrütet haben, diesmal sind es zwei unberingte Altvögel. Wenn die Brut erfolgreich ist, kann es sein, dass sie auch im nächsten Jahr wiederkommen.

Gregor Zosel vom Nabu Fröndenberg
Gregor Zosel vom Nabu Fröndenberg © WP | Thekla Hanke

Wie wirkt sich zurzeit die anhaltende Trockenheit aus?

Es wird für die Vögel schwieriger, an Nahrung zu kommen, weil der Boden knüppelhart ist. Störche ernähren sich ja vor allem auch von Regenwürmern, die Vögel kommen aber gar nicht in den harten Boden. Zum Glück haben wir ein gutes Mäusejahr. Und aktuell profitieren sie davon, dass die Wiese auf dem Gelände gemäht wurde. Jetzt finden sie dort viele Heuschrecken.

In diesem Sommer beherbergt die Kiebitzwiese noch einen besonderen Gast?

Zurzeit lebt hier auch ein Kranich. Er war mit drei anderen im Vogelzug unterwegs und die Gruppe hat hier auf ihrer Reise gerastet. Die drei anderen sind weitergeflogen, einer ist hier geblieben. Aktuell ist er in der Mauser und kann nicht gut fliegen. Wahrscheinlich schließt er sich im Herbst wieder einem Schwarm an. Auf der Kiebitzwiese kann man beobachten, wie sich der Kranich Insekten von Gräsern schnappt.

Gebiet der Kiebitzwiese steht seit 2002 unter Naturschutz

Das Gebiet der Kiebitzwiese in Fröndenberg ist seit 2002 unter Naturschutz gestellt. Im Februar 2011 wurde mit der Wiedervernässung der ehemaligen Feuchtwiesen begonnen. Möglich ist das durch einen Stichgraben vom Rammbach auf die Kiebitzwiese. „Das Schöne ist, dass hier auch im Sommer das Wasser steht, weil es künstlich zugeführt wird“, erklärt Gregor Zosel von der heimischen Nabu-Ortsgruppe.

Seit 2009 leben Heckrinder auf der Kiebitzwiese, 2012 wurde der Aussichtshügel angelegt. Seit der Vernässung des Gebietes haben sich zahlreiche Vogelarten angesiedelt. 2014 nistete dort erstmals ein Weißstorchpaar. Das Naturschutzgebiet zieht, so hat es Gregor Zosel beobachtet, Besucher aus dem gesamten Kreis Unna, aus Menden und dem Kreis Soest an.

Ein Fernglas sollten sie aktuell aber am besten selbst mitbringen - im stationären haben sich Wespen eingenistet. Ein freundlich gestalteter Zettel weist derzeit auf die schwarz-gelben Bewohner hin. Viele weitere Informationen zur Kiebitzwiese: www.biostationunna.de

Apropos Insekten - wie sieht es damit aus? Registrieren Sie auch ein Insektensterben?

Der Insektenbestand ist eine Katastrophe. Das Nahrungsangebot ist deshalb für die Vögel viel geringer. Ich kartiere seit zwei Jahren auch Insekten. Von Schwebfliegen und Libellen mache ich schon seit längerem Bestandsaufnahmen. Wenn man das eine zeitlang macht, bekommt man bei einem kleinem Gebiet wie der Kiebitzwiese einen guten Eindruck davon, welche Arten abnehmen und welche zunehmen. Die Wespenspinne zum Bespiel gab es hier früher überhaupt nicht. Jetzt sieht man sie häufig.

Kranich auf der Kiebitzwiese Fröndenberg
Kranich auf der Kiebitzwiese Fröndenberg © Gregor Zosel

Was könnte den Insekten helfen?

Es ist vor allen Dingen wichtig, Möglichkeiten zur Eiablage für Insekten zu schaffen. Insekten sind meist sehr spezialisiert – Brennnesseln sind beispielsweise die Futterpflanze der Raupen bestimmter Schmetterlinge. Manchmal ist deshalb eine unscheinbare Brache viel wichtiger als eine Blumenwiese. Wer eine Blühwiese anlegen möchte, sollte Saat heimischer Pflanzen und Gräser nutzen, wie sie die Bio-Station anbietet und der Nabu für eine kleine Wiese auf der Hohenheide verwendet. Das sind alles Pflanzen und Gräser, an denen der Insektennachwuchs groß werden kann. Davon profitieren wir ja alle!