Fröndenberg. . Die Polizei hat mit einer Hundertschaft einen Kongress im Fröndenberger Stiftskeller gesichert. Linke demonstrierten gegen AfD-nahe Veranstaötung

Es ist der wohl größte Polizeieinsatz in der jüngeren Geschichte der Ruhrstadt. So sieht es zumindest Ute Hellmann, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde im Kreis Unna, mit Blick auf die Geschehnisse rund um den vierten alternativen Wissenskongress im Stiftsgebäude.

Am Sonntagmorgen gegen 10 Uhr marschieren rund 30 linke Demonstranten am Fröndenberger Bahnhof auf. Antifa-Gruppierungen haben am Samstagabend vom zunächst geheim gehaltenen Veranstaltungsort des alternativen Wissenskongresses erfahren und eine Demonstration am Marktplatz angemeldet.

Hundertschaft der Polizei sichert AfD-nahe Veranstaltung

Rund um den Bahnhof, die Innenstadt, entlang der Alleestraße und vor dem Stiftskeller haben sich bereits Einsatzkräfte der Polizei mit der Unterstützung einer Hundertschaft versammelt, um die Lage im Blick zu behalten. Die Kreuzung Von-Tirpitz-Straße/Unionstraße muss zu Beginn des Demonstrationszuges zeitweise gesperrt werden. Die etwa 30 linken Demonstranten ziehen mit Banner und sowie roten Regenschirmen durch die Innenstadt bis auf den Marktplatz. Dort positionieren sich gleichzeitig die Einsatzkräfte.

Kurze Zeit später beginnt der Einlass zum alternativen Wissenskongress im Stiftskeller. Nur wer sich im Vorfeld angemeldet und einen Lichtbildausweis dabei hat, bekommt Zutritt. Eine spontan angemeldete Mahnwache von Die Partei am Stiftsgebäude. „Wir haben in Witten im vergangenen Jahr schon Erfahrungen bei dieser Veranstaltung gesammelt“, erklärt Stefan Borggraefe, Vorsitzender der Piratenpartei im Ennepe-Ruhr-Kreis, der ebenfalls angereist ist. Ihm gehe es darum, gegen Verschwörungstheoretiker und Menschen, die gegen das Grundgesetz arbeiten, zu protestieren. „Der gesellschaftliche Diskurs hat sich verschoben“, sagt er mit Blick auf den Zulauf rechtsgerichteter Parteien.

Veranstalter wollen sich zum Kongress nicht äußern

Aus den Reihen des Vereins zur Förderung des politischen Dialogs, seines Zeichens Veranstalter des Kongresses, heißt es, dass man „Leute zur politischen Arbeit bringen“ wolle. Auf der Agenda standen Vorträge zu „erfolgreichen Demonstrationen am Beispiel von Kandel und Berlin“ oder aber auch alternativen Medien.

Auf die Abkehr von „Mainstream-Medien“ angesprochen, erklärt Pressesprecher Ingo Schumacher vom Verein zur Förderung des politischen Dialogs, dass man Menschen Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung abseits der etablierten Medien aufzeigen wolle. Die Veranstalter selbst wollen sich laut Auskunft Schumachers nicht zum Kongress äußern.

30 linke Demonstranten auf dem Marktplatz

Gegen 11 Uhr ertönt plötzlich Musik aus dem Stiftsgebäude, erste Reden sind zu hören. Doch nur kurz. Denn nach und nach schließen sich die Fenster und die rund 80 Teilnehmer bleiben unter sich.

Linke Demonstranten auf dem Marktplatz lassen ihrerseits Musik vom Dach eines kleinen Transporters erklingen. „Es lohnt sich zu protestieren“, sagt Anna Schmidt aus dem Organisationsteam. Den etwa 30 Autonomen gehe es vor allem darum, die Bevölkerung auf die Problematik mit Verschwörungstheoretikern und rechtsgerichtetem Gedankengut aufmerksam zu machen, zu sensibilisieren.

Die Bewohner der Ruhrstadt reagieren größtenteils gelassen, einige bleiben gar an der Alleestraße stehen und beobachten das Geschehen.