Fröndenberg. . Alt-Bürgermeister Willi Demmer ist mit 84 Jahren noch einmal Schützenkönig. Er redet übers Alter, die sichere Hand beim Schießen und klare Worte.
Diese Nachricht sorgte für Aufsehen: Alt-Bürgermeister Willi Demmer räumte am vergangenen Wochenende zum dritten Mal den Vogel bei den Hohenheider Schützen ab. Im Interview mit WP-Redakteur Arne Poll redet der 84-jährige überzeugte Fröndenberger nach dem großen Erfolg auch über seine Kritiker.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Demmer. Sie sind wieder im Amt. Haben Sie die ganzen Feiern gut überstanden?
Willi Demmer: Ja, klar. Wir haben die Halle sauber gemacht, mit starker Beteiligung. Alle waren da. Wenn alle mithelfen, funktioniert das. Die Schützen sind eine tolle Gemeinschaft. Ich hab natürlich auch mal den Besen in die Hand genommen. Dumm Rumstehen ist nicht meine Art. Das gilt auch für meine Königin Elsbeth. Die hat natürlich auch mitgeholfen.
Sie haben Elisabeth Kauke zur Königin an Ihrer Seite erwählt.
Die wollte vor zwei Jahren schon einmal und hat auch jetzt darum gekämpft, den Vogel ‘runterzuholen. Ich wollte ja nur Prinzengemahl machen. Aber es ging ehrlich gesagt manchen zu weit, drei Mal in Folge eine Königin, die selbst den Vogel abgeschossen hat, zu haben. Dabei haben die Frauen das so ausgezeichnet gemacht. Elsbeth wollte es unbedingt werden. Und sie wäre es auch beinahe geworden. Wir haben ja gegeneinander geschossen. Es ging um einen Schuss. Es war ein richtiger Kampf zwischen uns. Bis zwei Uhr nachts. Dann habe ich gewonnen. Und natürlich habe sich sie ausgewählt.
Böse Zungen behaupten, Sie hätten den Vogel gar nicht selbst abgeschossen. Sie haben jetzt die Möglichkeit, alles geradezurücken.
Nein, das stimmt nicht. Das haben ein paar Leute gehässig dahergesagt. Ich bin zwar etwas älter. Und es ist auch so, dass mal die Hände zittern. Aber ich habe keinen Alzheimer. Ich sage immer: Älter dürfen wir werden, aber nicht alt. Wenn man alt wird, wird man abgeschoben. Ich war gerade erst vier Tage in Polen und vergangenes Jahr eine ganze Woche in Zypern. Aus der Stadtverwaltung habe ich neulich auch erst einen richtig zusammengefaltet. Ich habe mich gewundert, dass ich das noch kann. Ich hab mich hinterher entschuldigt.
Sie haben selbst den Takt vorgegeben: Alle 25 Jahre werden Sie Schützenkönig. Beim nächsten Mal wären Sie 109.
Dann werde ich das nicht mehr. Ich habe mir das reiflich überlegt. Ich werde aber im Blick behalten, was sich unter der Stange tut. Ich stoße die Leute an, dass sie die Initiative ergreifen. Die Leute müssen sich was trauen. Ich drehe vielleicht ein bisschen dran. Ich habe schon einige Male dran gedreht.
Erst Bürgermeister, jetzt König. Was war Ihnen der liebste Job?
Ich wurde gefragt, wie man mich nennen soll: Alt-Bürgermeister oder Schützen-Bürgermeister. Für manche bin ich ja immer noch der Bürgermeister. Ich mag beides. Das wird man wohl nicht los.
Manchmal denkt man, dass heute jemand fehlt, der wie Sie auch mal auf den Putz hauen kann. Würden Sie heute noch mal Bürgermeister werden wollen?
Das waren andere Zeiten. Ich war ja damals nur ehrenamtlicher Bürgermeister. Die Juristen aus der Verwaltung konnte ich nicht riechen. Ich hätte das Fröndenberger Landrecht bevorzugt (lacht). Aber wir standen dann trotzdem auf einer Ebene. Ich habe das alles mit Leib und Seele gemacht.
Eine Frage des Charakters?
Leute, die ein bisschen verrückt sind, sind mir lieber als Leute, die auf dem Sofa liegen und nichts tun. Ohne solche Leute hätten wir in Fröndenberg nichts erreicht. Das ist beim Schützenverein genauso. Die Schützen sorgen dafür, dass auf den Dörfern noch Leben ist. Dafür bin ich auch dabei.