Menden. . Neujahrsempfang der Fröndenberger SPD steht im Schatten des Groko-Parteitags. Guido Baranowski lässt bei den Zuhörern die Ohren klingeln.

Gudrun Herrmann starrt gebannt auf den Smartphone-Bildschirm. Sie drückt sich den Kopfhörer ins Ohr. Gut 100 Kilometer Luftlinie entfernt in Bonn hält gerade NRW-Parteichef Michael Groschek auf dem Parteitag die Eröffnungsrede. „Richtig mitreißend“, sagt die 59-Jährige, die im Ortsverein Frömern-Ostbüren-Palz Schriftführerin ist.

Sie sitzt eigentlich auf dem Neujahrsempfang ihrer Fröndenberger SPD. Wie Herrmann wollen viele Sozialdemokraten aber auch den Groko-Parteitag nicht verpassen.

Dortmunder Technologiepark mitkonzipiert

Der Parteitag hatte die Gästeliste durcheinandergewürfelt: Die ehemalige Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann sagte ab. Auch der Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek wollte lieber nach Bonn. Stattdessen kam Guido Uekermann, der selbst gestand, noch vor zehn Tagen davon ausgegangen zu sein, den Neujahrsempfang als Besucher beehren zu dürfen. Baranowski (selbst Fröndenberger) hatte den Dortmunder Technologiepark in den 80er Jahren mitkonzipiert und aufgebaut.

Was Baranowski zur Fröndenberger Stadtentwicklung sagt, lässt dann einigen Zuhörern die Ohren klingeln. Baranowski spricht fallende Mietpreise im Stadtgebiet an. „Da ist noch Luft nach oben.“ Für Vermieter seien im Vergleich mit größeren Städten die Rendite niedrig – kein ureigenstes sozialdemokratisches Thema.

Neugestaltung des Karl-Wildschütz-Platzes

Er fordert mehr öffentliche und private Investitionen und weniger Kaufkraftverluste. Von 141 Millionen Kaufkraft der Fröndenberger Bürger bleiben nur 53 Prozent in der Stadt. Der Rest des Geldes wird anderswo ausgegeben. „Alle stadtplanerischen Maßnahmen müssen auch auf die Belebung des Einzelhandels abzielen“, sagt Baranowski.

Bei der Neugestaltung des Karl-Wildschütz-Platzes müsse mehr Aufenthaltsqualität her – und Frequenzbringer. „Nicht schon wieder eine Seniorenresidenz auf dem Karl-Wildschütz-Platz!“ Auch der Name müsse attraktiv sein. „Nennen Sie es bloß nicht Neue Mitte“. Ohne W-Lan gehe nichts mehr.

Smartphone und Kopfhörer zur Seite gelegt

Gudrun Herrmann hat Smartphone und Kopfhörer zur Seite gelegt. Dabei spricht in Bonn doch gerade Parteichef Martin Schulz. Herrmann gesteht: „Ich fand die Rede hier auch sehr interessant. Und außerdem ist mein Datenvolumen verbraucht.“