Fröndenberg. . Das Heimatjahrbuch des Kreises Unna liegt vor. Gerd Honeise, Jochen von Nathusius und Alfred Leider lieferten spannende Geschichten.
Alte Wege und neue Erkenntnisse: Das aktuelle Jahrbuch für den Kreis Unna enthält nicht weniger als fünf Beiträge aus Fröndenberg über Fröndenberg.
Wenn es um die Geschichte Ostbürens geht, gibt es wohl kaum einen kompetenteren Ansprechpartner als Gerd Höneise. Als er angefragt wurde, einen Text für das Jahrbuch des Kreises Unna beizusteuern, wählte er eine Geschichte, die gut zu dem diesjährigen Oberthema dieser Publikation – Wege, Straßen, Grenzen – passte. Und die ihm bei der Recherche selber jede Menge neue Erkenntnisse brachte.
Wälle und Gräben
Die Abfolge mehrere Erdwälle und Gräben im Ostbürener Wald – östlich des Dorfes gelegen an einem alten Weg, der von Unna-Siddinghausen nach Bausenhagen führt – ist keineswegs natürlich Ursprungs. Höneise konnte, dank Fachzeitschriften und Mithilfe renommierter Heimatforscher, nachweisen, dass es sich hierbei um eine Landwehr handelt. Das sind im Mittelalter durchaus übliche Verteidigungsanlagen der kleinen Dörfer gewesen, ähnlich den Stadtmauern. „Dass es auch in Ostbüren solch eine Landwehr gab, wusste aber bis zu meinen Nachforschungen niemand“, so Höneise. Drei Bücher hat der Ortsheimatpfleger schon über Ostbüren veröffentlicht.
Pastorenbrücke im Bimbergtal
Dasselbe Amt hat in Frömern Alfred Leider inne. Von ihm sind in dem Jahrbuch zwei Beiträge zu finden. Der eine handelt von dem alten Weg zwischen Frömern und Fröndenberg, der größtenteils in der Nähe, aber keineswegs identisch mit der heutigen Straße verläuft. Vor allem geht es um die Geschichten, die sich entlang dieses Weges abspielten, und die Leider aus eigenem Wissen oder mit Unterstützung der Kirchchronik zusammenstellte. So wurde etwa Ende des 18. Jahrhunderts, als der Weg wegen eines Jahrmarktes in Fröndenberg ganz besonders belebt war, ein Findelkind an der Strecke aufgelesen. Es kam in die Obhut einer Amme und erhielt – weil ja sonst gar nichts über das Mädchen bekannt war – den Nachnamen „Buschholz“ nach der Stelle, wo sie gefunden wurde sowie die Vornamen ihrer Paten. Wegen Pocken wurde das Kind aber kaum älter als ein Jahr. Leiders zweite Schilderung handelt von der Pastorenbrücke im Bimbergtal, die ihren Namen deswegen trägt, weil die Geistlichen hier die Grenzen der Kirchspiele zwischen Kessebüren und Ostbüren überquerten, um dort jeweils für ihre Schäfchen zu predigen.
Eheweg und Totenweg
Von Wegen ins Gotteshaus hat auch Stadtarchivar Jochen von Nathusius geschrieben. Über die Bedeutung Fröndenberger Straßennamen hat er gar seine Diplomarbeit verfasst. Nun geht es speziell um solche, die unmittelbar mit den kirchlichen Festen verbunden sind. Wege zu den vier alten Urkirchen der Ruhrstadt (Stiftskirche, Dorfkirche Bausenhagen, Johanneskirche Frömern und Dorfkirche Dellwig) oder im Todesfall auch auf die dem Gotteshaus umliegenden Friedhöfe.
Damals gab es tatsächlich die Namen „Eheweg“ oder „Totenweg“. Der Kirchweg in Bausenhagen ist bis heute erhalten. Ein weiterer Beitrag setzt die durch von Nathusius bereits anderweitig begonnene Medizinalgeschichte Fröndenbergs fort.
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Im aktuellen Jahrbuch des Kreises Unna liegt der Fokus auf dem Arzt Dr. Friedrich Bering (ebenfalls durch eine Straße in Westick gewürdigt), der viele älteren Fröndenbergern noch bekannt ist.
Das Jahrbuch ist ab sofort für 9,80 Euro in der Buchhandlung Kern am Markt, jetzt am Wochenende am Stand des Heimatvereins auf dem Christkindelmarkt und im Büro von Stadtarchivar Jochen von Nathusius erhältlich.