Fröndenberg/Unna. . Der Bedarf an Wohnunungen ist groß. UKBS-Chef Fischer spricht von Leerstand null. Wie er auf die Nachfrage reagiert.
Matthias Fischer, Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsgesellschaft im Kreis Unna (UKBS), kündigt einen überproportional großen Bau von Wohnungen an. Die Hintergründe erläutert der Immobilien-Manager im Gespräch mit Jürgen Overkott.
Wenn ich mal in den sozialen Netzwerken umsehe, entsteht für mich der Eindruck, als hätten Zuwanderer den heimischen Wohnungsmarkt eng gemacht. Stimmt das?
Matthias Fischer: Tatsächlich haben Städte und Gemeinden Wohnraum gesucht, um Flüchtlinge – Einzelne oder Familien – unterzubringen. Zugleich ist es aber so, dass die Zahl der Haushalte steigt. Die Wohnungsgrößen werden zwar im Durchschnitt, aber die Zahl der Wohnungen steigt. Das wird auch in den nächsten Jahren noch so sein.
Es gibt also einen Trend zu kleineren Wohnungen. Welche Altersgruppe sucht denn?
Erst mal: Fast 60 Prozent unserer Wohnungen sind unter 65 Quadratmetern. Was die Interessenten angeht: Das ist ein breites Spektrum. Auf der einen Seite suchen Senioren. Sie wollen umziehen, weil ihre Wohnungen nicht barrierefrei oder doch zumindest barrierearm sind. Ungefähr 30 Prozent der Senioren wären bereit, noch mal umzuziehen, wenn Ausstattung, Lage und Preis passen. Sie suchen allerdings nicht ganz kleine Wohnungen, sondern Wohnungen, bei denen ein zweites oder drittes Zimmer noch dabei sind. Und dann steigt der Bedarf an Single-Wohnungen. Für Migranten werden auch Wohnungen gesucht. Aber da gibt es durchaus den Trend, dass Wohngemeinschaften gebildet werden.
Nun ist es ja so, dass die Preise für Wohnraum in den Ballungsgebieten steigen. Wie sieht es denn im Kreis Unna aus?
Sie haben sich sehr moderat entwickelt. Im Kreis Unna gibt es noch bezahlbaren Wohnraum. Wir haben, als kommunale Wohnungsgesellschaft, sowieso den Auftrag, bezahlbaren Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zur Verfügung zu stellen. Das erkennt man schon daran, dass unsere Durchschnittsmiete bei 4,78 Euro liegt. Das ist ein guter Wert – auch im Vergleich zu anderen Wohnungsunternehmen.
Wie sieht die Vermietungsquote aus?
Unser Leerstand geht fast gegen null. Bei uns gibt es, beispielsweise, keine Notwendigkeit, größere Wohnungen in kleinere umzubauen.
Leerstand gegen null – das ist für eine Wohnungsgesellschaft klasse, für Wohnungssuchende mittel. Wie lange sind Ihre Wartezeiten?
Ganz unterschiedlich. Das hängt davon ob, in welche Stadt Sie wollen – oder in welchen Stadtteil. Und es hängt davon ab, in welches Objekt Sie wollen – beispielsweise ein Mehr-Generationen-Projekt. Da gibt es schon Wartelisten. Da muss schon gelegentlich ein paar Monate rechnen.
Im Nordkreis gibt es andere Bedingungen als im Südkreis. Wie sieht es in Fröndenberg aus?
Gefragte Bereiche sind Holzwickede, Unna, Kamen. Sie profitieren von der Nachbarschaft zu Dortmund und liegen verkehrstechnisch günstig. Für Fröndenberg gilt das teilweise auch.
Nun höre ich aber, dass der Bedarf an kleinen Wohnungen groß ist. Was reagiert die UKBS darauf?
Wir hatten unseren (kommunalen, Red.) Gesellschaftern schon 2015 angeboten, zu unserem normalen Wohnunsprogramm noch 200 Wohnungen zusätzlich zu bauen. Es war aber nicht einfach, freie Grundstücke zu finden. Da stellte sich schon mal die Frage, ob abreißen und neu bauen sollten. Da mussten wir ein bisschen suchen.
Was planen Sie für die nächsten fünf Jahre?
Wir planen den Neubau von 320 Wohnungen, im gesamten Kreis Unna. Das ist eine sehr hohe Quote. Das sind mehr als zehn Prozent unseres Bestandes. Wir haben einen Bestand von fast 2900 Wohnungen. Das ist für uns eine große Hausmarke.
Im Fröndenberger Ortsteil Ardey haben Sie ein Ausrufezeichen gesetzt: mit der Neuen Mitte. Welcher Gedanke stand dahinter?
Uns geht es beim Wohnungsbau nicht nur um die Wohnungen – wir gucken uns auch das Quartier an. Wir wollen die Lebensqualität zumindest erhalten. In Ardey haben wir das erste Projekt überhaupt gemacht, bei dem wir mit den Bürgern sehr intensiv im Gespräch waren. Erst mal ging es uns darum, ein Ladenlokal zu vermieten – aber keiner wollte es machen. Und dann haben wir das „Bielefelder Modell“ entdeckt.
Was ist das?
Es geht betreutes Wohnen. Beim „Bielefelder Modell“ übernimmt der Pflegedienst auch gewisse Quartiersarbeit. Und dann haben wir ein Gebäude der Evangelischen Kirche gekauft und überlegt, was wir damit machen können. Und dann kam uns die Idee mit dem Bürgercafé, das super läuft.
Das heißt...?
Der Kuchen ist super. Im Ernst: Ich war letztens da und habe mich mit der Leiterin Sibylle Fleitmann unterhalten, und sie hat mir gesagt, dass dort der neue Treffpunkt entstanden ist. Da treffen sich Leute wieder, die zwar in Ardey wohnen, die sich aber seit Jahren nicht mehr gesehen hatten.
Ein Blick in die Zukunft: Was hat die UKBS vor?
Wir werden Kitas bauen, wahrscheinlich in Holzwickede. Dann haben wir in Unnas Gartenvorstadt ein ähnliches Projekt vor wie in Ardey: Da haben wir ein Ladenlokal gekauft. Da machen wir mit der Werkstatt Unna etwas zusammen. Die Werkstatt Unna kümmert sich um Jugendliche, die auf Umwegen in den Arbeitsmarkt wollen. Die Jugendlichen werden in der Gartenvorstadt ein Bistro betreiben, von montags bis freitags. Das soll Mitte nächsten Jahres fertig werden.