Fröndenberg. . Stiftskirche feiert Orgelgeburtstag mit einem Improvisationskonzert. Kleine Musikfreunde gehen den mehr als 1600 Pfeifen auf den Grund.
Sie trägt den Beinamen „Königin der Instrumente“ – nicht nur wegen ihrer Klangvielfalt. Eine Orgel ist für Jahrhunderte gebaut. Den 325. Geburtstag des Instrumentes in der Stiftskirche feierte die Gemeinde mit einem beeidruckenden Improvisationskonzert und einer Entdeckungsreise für kleine Musikfreunde.
Tobias Bader, Orgelbaumeister aus Unna, begann 1673 mit dem Bau einer Pfeifenorgel in der Stiftskirche, erlebte aber ihre Fertigstellung 1692, also vor 325 Jahren, nicht mehr. Sie wurde bis zum heutigen Tag im Kirchenraum versetzt auf ihren heutigen Standpunkt auf der Empore, immer wieder renoviert und erweitert. „Welche Teile oder Pfeifen noch aus der Anfangszeit erhalten sind, weiß ich gar nicht genau“, berichtet Ramona Timmermann, die als Kantorin der evangelischen Kirchengemeinde nun ihren Arbeitsplatz an dieser Orgel innehat.
Originaler Bestand
Eine Schrift zur Fröndenberger Stadtgeschichte schätzt, dass von aktuell über 1600 Pfeifen gut 540 originaler Bestand sind. Letztlich ist auch eine Orgel nie wirklich fertig, der Kölner Dom lässt grüßen.
Beispiel und Anekdote: Der Regensburger Kirchenmusiker Markus Rupprecht, der am Sonntag zum Jubiläumskonzert in der Stiftskirche zu Gast war, hatte während seiner Darbietung bemerkt, dass eine kleine hölzerne Zugleiste etwas schwergängiger ist als normal. Kein großes Problem, Ramona Timmermann muss trotzdem genauer nachschauen.
Das Schmankerl des Konzertes
Und auch wenn diese Orgel klanglich an den Barock (und durch die Erweiterungen an den Neobarock) angelehnt ist, so sind auch moderne Klangerlebnisse möglich. Was nämlich Rupprecht bei der Komposition „Miroirs“ (Spiegel) des zeitgenössischen Künstlers Ad Wammes zu Gehör brachte, das klang fast wie elektronische Tanzmusik: flirrend und rhythmisch zackig. Ausgelassen Heiteres stand überhaupt auf dem Programm dieses Konzertes.
Das besondere Schmankerl dieses Konzertes aber waren die vier Improvisationen Rupprechts über von Zuhörern gewünschte Lieder, alle in einem anderen historischen Stil. „Geh aus mein Herz und suche Freud“ erfreute mit einem Spieluhr-mäßigen Beginn, schwebender und melancholischer gestaltete sich die Elegie über „Nun will der Lenz uns grüßen“ bevor sich ein mächtiger Pedalbass erhob. Und die Improvisation über den Osterchoral „Christ ist erstanden“ ging selbstbewusst und aufbrausend moderne tonale Wege.
Knapp 40 Gäste waren aber leider nur gekommen zu diesem herausragenden Konzert. „Ein paar mehr hätte ich mir schon gewünscht“, so Ramona Timmermann.