Frömern. . Evangelische Jugend sorgt ihrer politischen Strandparty für Aufsehen. Landtagskandidaten stellen sich den Fragen der 200 jungen Teilnehmer.

Von Politikverdrossenheit keine Spur. Bei der evangelischen Jugend in Frömern bereiten sich junge Laute auf die Landtagswahl vor, auch wenn sie ihr Kreuz noch gar nicht setzen dürfen. Indem sie Politiker ausquetschen, aber anschließend auch einfach mal die Sau rauslassen.Wobei es eigentlich um ganz andere Tiere bei der Aktion geht.

Die Aktion, mit der die evangelische Jugend Frömern schon bei der vergangenen Wahl für Aufsehen sorgte, nicht nur Preise dafür gewann, sondern auch die Wahlbeteiligung im Ort signifikant steigern konnte, heißt: „Sei kein Schaf – geh wählen!“ – und sie wird für den Urnengang am 14. Mai wieder belebt.

Eimer voller Sand

Dazu hatte das vielköpfige Helferteam um Jugendreferent Sebastian Richter am Samstagnachmittag eingeladen. Und dazu einen der Jugendräume im Pfarrheim mit ungezählten Eimern Sand in eine Strandlandschaft verwandelt.

„Mal ehrlich, wer liest denn die Wahlprogramme?“, stellte Lars Frese eine wahrscheinlich nicht aus der Luft gegriffene Frage. Der junge Mann ist Stammgast und ehrenamtlich Mitarbeiter bei der evangelischen Jugend Frömern.

Ein Aufkleber zur Aktion „Sei kein Schaf - geh wählen
Ein Aufkleber zur Aktion „Sei kein Schaf - geh wählen © Martina Dinslage

Und er macht sich Gedanken um Politik und darum, wem er mit seinem Kreuz das Vertrauen geben soll. „Für diese Entscheidung habe ich heute auf jeden Fall noch einige Anregungen bekommen, über die ich mir bis zur Wahl Gedanken mache.“ Denn statt den Papierwust der schriftlichen Programme durchzuarbeiten, waren am Samstag Politiker aus Fleisch und Blut erschienen um sich den Fragen, Anregungen oder der Kritik der Jugendlichen und jungen Erwachsene zu stellen.

Im Einzelnen waren das die heimischen Landtagskandidaten Hartmut Ganzke (SPD), Bianca Dausend (CDU), Herbert Goldmann (Grüne), Hanns-Jörg Rohwedder (Piraten), Susanne Schneider (FDP) sowie Walter Wendt-Kleinberg (Linkspartei) sowie aus den jeweiligen Fraktionen auch jugendpolitische Sprecher.

Feuerprobe bestanden

Eine Umfrage unter den jungen Besuchern ergab, dass die Politiker sich gut präsentiert haben. „Die Politiker haben uns ernst genommen, wir haben auf Augenhöhe mit ihnen gesprochen“, schilderte etwa Milena Krause ihre Eindrücke nach den Diskussionsrunden, bei denen die fast 200 Jugendlichen den Gesprächspartnern zugelost worden waren. Die Atmosphäre war locker.

Die Teilnehmer brachten Themen ein, die sie selbst interessieren und betreffen. Zum Beispiel wünscht sich Sara Paffrath eine dem Semesterticket vergleichbare günstige Bus- und Bahnkarte. „Denn ein bisschen abgeschnitten ist man in Frömern ja schon.“

Schul- und Bildungspolitik brannte auch vielen auf den Nägeln, ebenso die Inklusion. Danach konnte bei der Beachparty aber auch genauso ausgelassen gefeiert wie vorher ernsthaft diskutiert werden.

Kontroverse Diskussionen

Kontroverse Diskussionen vor allem unter den Jugendlichen hatte es im Vorfeld um die Frage gegeben, welche Politiker man einladen möchte.

„Rassistische und ausgrenzende Positionen möchten wir nicht haben. Dann können wir eher mit dem Vorwurf leben, nicht gesprächsbereit zu sein“, schrieb Jugendreferent Sebastian Richter über die abschließende Entscheidung, hauptsächlich bezogen auf die AfD.

Am Wahltag selbst, dem 14. Mai, lädt die evangelische Jugend Frömern ab 10.30 Uhr zum Muttertagsbrunch ein (Anmeldung erforderlich). Später gibt es eine Wahlparty mit Livemusik und Tombola.