Fröndenberg. . Kinder, Eltern und Beschäftigte der katholischen Kita St. Marien mit Bewohnern und Personal des Schmallenbach-Hauses demonstrieren vor dem Rathaus.

Ein lautes Hupkonzert mit Trötentönen holte Friedrich-Wilhelm Rebbe am Dienstagmittag aus dem Bürgermeisterbüro: Wie angekündigt, hatten sich Kinder, Eltern und Beschäftigte der katholischen Kita St. Marien mit Bewohnern und Personal des Schmallenbach-Hauses auf der Rathaustreppe zur Demo eingefunden. Groß und Klein hielten Transparente hoch: Die Kita-Vertreter prangerten die ungewisse Zukunft ihrer Einrichtung an, die Senioren warben für das geplante Projekt einer „Fusion“ von Jung und Alt mit dem geplanten Kita-Neubau unmittelbar vor dem Betreuten Wohnen am Hirschberg.

Heinz Fleck, Geschäftsführer des Schmallenbach-Hauses, und Kita-Leiterin Margit Schlürmann hatten 299 bzw. 250 Unterschriften dabei, die in ihren Einrichtungen gesammelt worden waren. Elternvertreter brachten dazu noch 300 Unterschriften mit, die binnen 24 Stunden unter einer Online-Petition zusammengekommen waren.

Rebbe sieht Lösungsmöglichkeit

Friedrich-Wilhelm Rebbe begrüßte die Demonstranten freundlich, nahm die Listen entgegen und erläuterte das weitere Vorgehen. In der heutigen Ratssitzung stehe der Aufstellungsbeschluss für das Projekt auf der Tagesordnung. Er sei sicher, dass sich der Stadtrat mit dem Thema auseinandersetzen werde, zumal zur Sitzung ab 16 Uhr sowohl Befürworter wie auch Gegner des Projekts zu erwarten seien.

Nach seiner persönlichen Einschätzung gefragt, erklärte Rebbe, man müsse sehen, ob die Kinder nicht doch noch einige Zeit länger im jetzigen Gebäude am Kirchplatz bleiben könnten. Es sei zwar betagt, aber keineswegs baufällig. Damit wäre die Zeit gewonnen, die das Projekt nun in einem ordentlichen Verfahren mutmaßlich brauchen werde, sagte Rebbe weiter. Denn die Irritationen darum hätten inzwischen dafür gesorgt, dass der Landschaftsverband Westfalen-Lippe Fragen dazu stelle. Damit könne es das vom Pastoralverbund angestrebte beschleunigte Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplanes ohnehin nicht mehr geben.

Heute sollen alle Glocken läuten

Wie berichtet, wollte die Kirche ihre Kita bis zum Beginn des Kindergartenjahres im Sommer vis à vis der Alteneinrichtung bauen. Dies soll nicht nur ein Miteinander von Jung und Alt, sondern auch einen Standortvorteil für die Pflegeeinrichtung bringen. Denn die könnte künftig mit Kita-Plätzen vor der Haustür um junge Pflegekräfte werben. Die Beschleunigung gibt es indes nur, wenn die Träger öffentlicher Belange keinerlei Einwendungen haben.

Gegenüber den Anwohnern der Nell-Breuning-Straße, die sich in einer Initiative zusammengeschlossen haben, seien unterdessen einige Bedenken gegen das Projekt bereits ausgeräumt worden – etwa die weiterhin ungefährdete Rigolen-Entwässerung, erklärte Rebbe weiter.

Anders sehe es bei der Zufahrt aus. Hier sei sehr wohl zu prüfen, ob die vorhandenen Verkehrswege am Schmallenbach-Haus ausreichen, wenn sie die An- und Abfahrten von Eltern einer Vier-Gruppen-Einrichtung mit 100 Kindern aufnehmen müssten. Bekanntlich fürchten die Anlieger, dass ihre kleine Siedlung am Ende durch eine Anbindung der Nell-Breuning-Straße zur Durchfahrtszone werden könnte.

Ungeachtet des von Rebbe aufgezeigten Lösungsweges, über den der Kreis Unna als Jugendbehörde befinden muss, soll es im Vorfeld der Ratssitzung beim großen Glockengeläut aller katholischen und evangelischen Kirchen in Fröndenberg bleiben. Punkt 15.45 Uhr sollen die Glocken die Ratsmitglieder auf dem Weg zum Stiftsgebäude daran erinnern, dass es für die Kita St. Marien jetzt ums Ganze geht.

Die Ratssitzung beginnt um 16 Uhr, die Kita-Problematik steht derzeit noch auf Platz 17 der Tagesordnung. Ob sie angesichts des enormen öffentlichen Interesses nach vorn gerückt werden kann, konnte Rebbe noch nicht sagen. Falls nicht, erleben mutmaßlich zahlreiche Zuschauer vorab auch die Debatten und Beschlüsse zu Haushalt und Hebesatz sowie Straßenreinigung-, Abfall- und Friedhofsgebühren.