Fröndenberg. . Lange hat Künstlerin Ingrid Köhler nur privat ausgestellt. Doch jetzt hat sie neuen Mut gefasst. Die Sparkasse Fröndenberg zeigt ihre Bilder.
Sie ist aufgeregt, im positiven Sinn. Ingrid Köhler freut sich auf die Eröffnung ihrer Ausstellung in der Kleinen Galerie der Sparkasse Fröndenberg. Am morgigen Donnerstag, 17 Uhr, beginnt die Vernissage. Vorstandsvorsitzende Petra Otte und die stellvertretende Bürgermeisterin Monika Kostorz begrüßen die Gäste, und die Künstlerin stellt sich selbst vor. Sie ist 80 – und sehr munter.
Am Montag hat sie gemeinsam mit Michaela Plümper von der Sparkasse gehängt, die Wirkung der Bilder getestet – und die Wirkung des Lichtes.
Am Dienstag erreichen wir sie daheim. Ihre Stimme klingt viel jünger, als es ihre Lebensjahre vermuten lassen. Sie klingt nach Tatendrang und Unternehmungslust. „Hach“, sagt sie vor dem Foto-Termin für die WP, „muss ich mir die Haare machen?“ Die Antwort gibt die Künstlerin selbst: „Ach was“, sagt sie, „ich bleibe, wie ich bin – ich bleibe natürlich.“ Genau das ist ihre Stärke.
Ingrid Köhler ist in ihrem Leben viel herumgekommen – und das durchaus nicht immer freiwillig. Die Künstlerin – sie ist ein Kind der Kriegsgeneration. Die Pommeranerin. geboren in Bütow, wächst in Leslau an der Weichsel auf; heute heißt der Ort Wloclawek. 1945 flieht die Familie vor der Roten Armee der Sowjets. Die Familie wird interniert in Polen, in verschiedenen Lagern. Erst 1947 kommen die Köhlers frei.
Sie hat neuen Mut gefasst
Im selben Jahr siedeln sie ins Sauerland um. Ingrid Köhler wird in Menden eingeschult. Sie spürt schon damals ihre künstlerische Ader, will Dekorateurin werden. Doch Lehrstellen sind knapp. Ingrid Köhler wird Maschinenstrickerin. Das klingt nach unkreativer Arbeit; sie ist es nicht. Ingrid Köhler entwirft Trachten und Jacken.
1960 kommt Ingrid Köhlers Tochter zur Welt. Die junge Mutter gibt, wie so viele Frauen ihrer Generation, den Beruf auf – und auch künstlerische Ambitionen liegen auf Eis.
Was sie nicht ahnt: Die Kunst-Pause wird fast vier Jahrzehnte dauern. Eine Krise, ausgerechnet, entpuppt sich als Chance. Ein Bandscheibenvorfall ändert Ingrid Köhlers Leben. Sie kurt in Bad Schwalbach. Dort entdeckt sie ihre Liebe zur Aquarell-Malerei. Ingrid Köhler hat ihre Berufung gefunden, malt und lernt, lernt und malt, Pastell, Öl, Acryl. Und sie traut sich, ihre Bilder, mal abstrakt, mal gegenständlich auszustellen.
2006 gibt es einen erneuten Einschnitt in Ingrid Köhlers Leben. Die Fröndenbergerin zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück, stellt nur noch privat aus. Doch jetzt hat sie neuen Mut gefasst. Mit 80.