Fröndenberg/Unna. . Schon als Kind wusste der Maler um die Kraft der Bilder. Heute verkauft der Mittvierziger international. Dennoch bleibt er am Boden.
Patrick Lemke gehört zu den kommenden Stars auf dem Kunstmarkt. Der Schüler von Markus Lüpertz verkauft an internationale Kundschaft, inzwischen gar aus Fernost. Auch wenn der Deutsch-Kanadier längst in Berlin lebt, hat er seine Wurzeln zur Wahlheimat Fröndenberg niemals gekappt. Im Gegenteil: Er will für die Stadt ein Kunstwerk zum Freundschaftspreis gestalten. Das Rathaus II mit der Tourist-Information soll ein markantes Wandbild erhalten. Eine Begegnung in Unna.
Morgens auf dem Marktplatz. Unna rüstet sich fürs Stadtfest. Obwohl die Sonne frühherbstlich tief steht, liegt noch Sommer in der Luft. Kein Wunder, dass Patrick Lemke kurze Ärmel trägt.
Das Marvel-Universum inspiriert
Seine Erinnerungen an Kanada haben indes eher mit Winterszenen zu tun. Patrick Lemke wächst in Montréal auf. Sein Vater hat einen Lehrauftrag an der Uni. Der Junge wächst englischsprachig auf.
Dann der Wechsel nach Fröndenberg. Vater Lemke unterrichtet am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Unna, Mutter Lemke an der Gesamtschule Fröndenberg. Patrick Lemke, damals viereinhalb, geht so wie heutzutage Flüchtlingskindern: „Ich konnte kein Wort Deutsch.“ Der Junge ist pfiffig. Schon damals zeigen Bilder, wo Worte fehlen. „Wenn ich mich nicht ausdrücken konnte“, sagt der Mann mit dem offenen Gesicht, „habe ich Zeichnungen gemacht: mal eine Banane, wenn ich Hunger hatte, mal eine Schaufel, wenn ich im Sandkasten spielen wollte.“ Deutsch fiel ihm schwer; noch heute spricht er mit leichtem Akzent.
Der junge Lemke liebt Comics aus der US-Szene, Marvel-Comics. Superhelden wie Batman haben’s ihm angetan. „Comics waren beim Zeichnen meine erste Wahl“, sagt Walram-Schüler Lemke im Rückblick. Der Mix aus Wort und Bild prägt seine frühe künstlerische Phase. Noch heute liebt der Maler Zeichner wie Dave McKean, der als Experte für verfremdete Videostandbilder in Hollywood-Produktionen gilt.
Der Künstler hatte die Wahl
Kein Wunder, dass Patrick Lemke in Berlin zunächst die Kunst der Karikatur studiert. Der schnelle Strich reizt ihn, die Dynamik in den Bildern, Bewegung durch Bilder-Folgen. Zudem hat Patrick Lemke Sinn für Unsinn, für Ironie.
Die Liebe zur Bewegung: Sie prägt noch immer den Stil des unkompliziert wirkenden Künstlers – durch extreme Porportionen von kleinen Figuren in großen Räumen und durch gekippte Linien.
Expressionisten wie Klee und Kandinsky
Zugleich häutet Patrick Lemke sich. Comcis sind passé. Stattdessen lockt die Abstraktion. Aus der Ferne hallt ein Echo von Expressionisten wie Klee und Kandinsky nach; auch Bauhaus inspiriert. „Ich finde Armaturenbretter von Autos faszinierend“, bekennt der reisefreudige Künstler, „und Computerdesign.“
Lemke wechselt die Uni, geht von Berlin nach Düsseldorf. Kunst-Stars wie Immendorff und Lüpertz werden auf ihn aufmerksam. Der Student hat die Wahl; Lüpertz erhält den Zuschlag.
Inzwischen arbeitet Lemke in Berlin. Der Mittvierziger lebt gut von seiner Kunst. „Der deutsche Kunstmarkt wächst“, freut er sich.
Dennoch hat Patrick Lemke die Bodenhaftung nicht verloren. Dass seine Entwürfe für Fröndenberg durch die Mühle von Ausschüssen und Rat laufen, stört ihn nicht. Für ihn zählt das Ergebnis. Und er hat ein klares Ziel: „Kunst gehört auch in den öffentlichen Raum.“