Fröndenberg. . Die Fröndenbergerin hat ungezählte Sozialprojekte vorangetrieben. Ihr sprichwörtlich liebstes Kind wurde mehrfach ausgezeichnet.
Es klingt wie der Titel ihrer Biografie: „Ein Leben für das Ehrenamt.“ Mit diesen Worten fasst Barbara Streich, während wir das Haus der Familie verlassen, das Gespräch beiläufig in ein paar Worten zusammen. Ihre Lebenserinnerungen hat die Fröndenbergerin noch nicht aufgeschrieben – obwohl sie alles archiviert hat. Dabei wäre ein Anlass da: Barbara Streich wird in Kürze 70.
Die gebürtige Kielerin hat ungezählte Projekte vorangetrieben. Noch heute geht ohne sie im sozialen Sektor – sei’s in Fröndenberg, sei’s im Kreis Unna – wenig. Am meisten Herzblut steckt Barbara Streich offenkundig in ihren Arbeitskreis „Kinder.Essen.Gesund“. Kein Wunder, dass die Arbeit des Netzwerks mehrfach ausgezeichnet worden ist.
Um Barbara Streichs Motivation zu verstehen, müssen wir zurück in die 70er Jahre. Barbara Streich gehört damals zur Generation Willy Brandt. Sie will, vom ersten sozialdemokratischen Kanzler ermuntert, „mehr Demokratie wagen“. Auch wenn Barbara Streich längst für die Grünen Kommunalpolitik macht – ihr SPD-Parteibuch hat sie immer noch. Dafür hat sie einen guten Grund: Willy Brandt hat es, am Rande eines Parteitages in Hannover, signiert.
Große Politik und Alltagsprobleme
Eigentlich will die gelernte Krankenschwester Lehrerin werden, studiert Biologie und Chemie. Doch es soll anders kommen. „Mein erstes Staatsexamen war mein Sohn“, stellt Barbara Streich trocken fest.
Doch sie will mehr sein als nur Hausfrau. Barbara Streich engagiert sich ehrenamtlich. Frauenrechte sind ihr Ding: „Für die Abschaffung von Paragraf 218 bin ich auf die Straße gegangen.“ Große Politik. Und dann, zunächst in Wickede, sind es Alltagsprobleme, die die Kümmerin angeht. Sie kämpft für die Öffnung der Kinderkrippe in der Mittagszeit, um berufstätigen Frauen das Leben zu erleichtern. Kurz darauf übernimmt die Frau, die offensichtlich die Kraft von zwei Herzen besitzt, den Vorsitz des Kindergarten-Rates. Sie setzt durch, dass das Gebäude ein neues, dichtes Dach erhält.
Ungewohnte Zuwendung
Das geht nicht ohne Konflikte ab. Dass Frauen Berufsarbeit leisten, ist keineswegs überall akzeptiert. Doch Barbara Streich vertraut auf das, was ihr Mann Martin auf eine Formel brachte: „Charme und große Klappe.“
Am Ende kommt sie nicht zu Ämtern. Vielmehr kommen die Ämter zu ihr. Klassenpflegschaft, Schulpflegschaft, Kommunalpolitik, Beirat Justizvollzugskrankenhaus, Anonyme Drogenberatung, Initiative ProSicherheit, Frauennetzwerk – und das ist längst nicht alles.
Gibt es Situationen, in denen ihr die Ehrenämter über den Kopf wachsen? Barbara Streichs wasserblaue Augen nehmen einen leicht entgeisterten Ausdruck an, so als könne sie den Sinn der Frage nicht ganz ergründen. „Nein“, entgegnet sie lachend, „aber ich brauche schon einen Terminkalender.“
Das Ehrenamt hat Barbara Streich erklärtermaßen nie als Belastung gesehen. Im Gegenteil: Als sie an Krebs litt, erfuhr sie, wie sie sagt, „unglaublich viel Zuwendung – selbst von Leuten, zu denen ich gar keinen Kontakt hatte“.