Fröndenberg/Unna. . Die Stadt braucht Platz für Flüchtlinge, der Evangelische Kirchenkreis Unna will sich von einer teuren Immobilie trennen. Doch glücklich sind nicht alle.
Vor fünf Monaten hatte der Evangelische Kirchenkreis Unna beschlossen, die Tagungsstätte Oase Stentrop zu schließen – nach mehr als sechs Jahrzehnten. Zunächst tat sich nichts, doch dieser Tage ging alles ganz schnell. Die Stadt Fröndenberg kauft das Gebäude. Im kommenden Frühjahr wird es umgebaut zum Flüchtlingsquartier.
„Dass es letztlich so schnell ging, hat uns überrascht“, sagte Kirchenkreis-Sprecher Dietrich Schneider der WP am Montag. „Wir hatten ein Wertgutachten erstellen lassen und sind uns schnell einig geworden.“ Klar ist, dass die Oase nicht für Gotteslohn den Besitzer wechselt. Nur über den konkreten Betrag schwiegen beide Seiten.
Für den Kirchenkreis lohnt sich der Verkauf. Der Betrieb der Oase war aus seiner Sicht bereits „seit Jahren nicht mehr wirtschaftlich“. Bei einem Weiterbetrieb wären Investitionskosten aufgelaufen, die der Kirchenkreis letztlich nicht mehr tragen mochte.
Die Stadt Fröndenberg verschafft sich mit dem Kauf der Immobilie Luft in der Flüchtlingsproblematik mit weiterhin ungebremstem Handlungsdruck. „Wir vermeiden damit für die Unterbringung der Menschen“, berichtete Beigeordneter Günter Freck, „Zwischenlösungen wie Turnhallen oder Container.“ Die Oase sei ideal, erläuterte er der WP, das Gebäude verfüge über ausgebaute Zimmer und Sanitäranlagen. Die Stadt will 80 bis 90 Flüchtlinge in Stentrop unterbringen.
Als Übergabe-Termin ist der 1. Mai kommenden Jahres angepeilt – aus Sicht der Stadt gern schon früher.
Der Kirchenkreis zeigte sich gesprächsbereit. Bereits gebuchte Tagungen und Feiern werden abgesagt. „Wir hoffen auf Verständnis“, erklärte Kirchenkreis-Sprecher Schneider. Dabei weiß der Kirchenkreis durchaus darum, dass Absagen Unannehmlichkeiten bedeuten.
„Wir hätten gerne einen späteren Zeitpunkt für die Schließung des Hauses gewählt, um bereits zugesagte Belegungen nicht in Frage zu stellen“, teilte Verwaltungsleiter Thomas Sauerwein vom Kirchenkreis mit, „doch hier sind wir der Stadt im Sinne der Flüchtlinge entgegen gekommen.“
Im vorigen Jahr Notunterkunft
Im vergangenen Jahr beherbergte Stentrop schon einmal vorübergehend Flüchtlinge. 45 Frauen, Männer und Kinder lebten zeitweilig im Haus der Mitte dort eingezogen, nachdem drei große Zentraleinrichtungen in der Region wegen eines Masern-Ausbruchs für die Aufnahme geschlossen worden waren.
Immerhin machte das Deutsche Rote Kreuz damals eine positive Erfahrung. DRK-Zugführer Jörg Gemballa bilanzierte nach dem Einsatz freudig: „Die Unterstützung aus der Bevölkerung war phänomenal.“