Essen-Kettwig. Eine große Aufforstungsaktion findet an einem Hang in Essen-Kettwig statt. Welche Baumsorten jetzt dem Klimawandel trotzen sollen.
Verkehrsteilnehmer auf der Werdener Straße und der Charlottenhofstraße dürften sich gewundert haben: Eine Reihe von Menschen mit gelben und orangefarbenen Warnwesten waren zu Wochenbeginn im Steilhang Richtung Laupendahler Höhe unterwegs. Und dies unweit des abgesperrten Bereichs, an dem Geröll, Steine und Bäume aufgrund massiver Regenfälle Anfang Februar einen Hang hinab gerutscht waren. Also eine Sicherungsmaßnahme? Ja und nein.
Ausgerüstet mit Schaufeln, Spitzhacken und anderen Werkzeugen ging es für die mehr als 30 Freiwilligen an die Arbeit: Nicht weniger als 1000 Bäume sollten in die Erde gebracht werden. Auszubildende von Grün und Gruga waren dabei, Jugendliche der Johanniter Unfallhilfe sowie Mitglieder des Kreisjägerschaft.
Baumarten kommen mit dem Klimawandel besser zurecht
„Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat sich an die Stadt gewandt und diese Aufforstungsaktion angeregt“, berichtet Armin Halilovic von Grün und Gruga. Denn nicht erst seit dem Hangrutsch einige Meter entfernt Richtung Werden steht dieses Areal unter genauer Beobachtung.
Ein Gutachten wurde erstellt, in Folge dessen bereits Bäume mit mangelhafter Stabilität und Vitalität aus dem Bestand entnommen worden sind, erklärt Halilovic weiter. Die Pflanzung von Eiben, Weißtannen und Eichen, die auf insgesamt 3000 Quadratmetern an vier Standorten am Hang neu angesiedelt werden, ist nun der zweite Schritt. Es sind zwar kleine Bäumchen, die in den nächsten Jahrzehnten erst noch wachsen müssen. Aber sie werden sehr nah beieinander gepflanzt, um künftig vom Hang abrutschendes Material besser abfangen zu können.
Ausgewählt worden seien diese Arten, weil sie mit dem Klimawandel besser zurecht kommen, erläutert Sebastian Schulz, bei Grün und Gruga zuständig für solche Fangsicherungen. Diese Arten ergänzten den dortigen Bestand von Buche, Bergahorn und Hainbuche, so Armin Halilovic. Die Kosten, die etwa 7500 Euro für Pflanzen, Pfähle und Verbissschutz betragen, teilten sich die Stadt Essen und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, ergänzt er.
Der steinige Boden stellt eine große Herausforderung dar
Die Freiwilligen haben gut zu tun. Nicht nur, weil der Hang 30 bis 40 Prozent Neigung aufweist, sondern Hacken und Schaufeln äußerst schwer in die Erde zu treiben sind. „Es ist rutschig, aber die größere Herausforderung ist der steinige Boden. Die Hänge haben es wirklich in sich“, sagt Stefan Schulte, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit der Kreisjägerschaft Essen.
Doch die Bereitschaft, sich einzubringen, ist bei Schulte wie auch seinen Kolleginnen und Kollegen der Kreisjägerschaft an diesem Vormittag hoch. „Ich habe selbst einen Garten, ist doch klar, dass ich mit anpacke“, sagt Barbara Alhelm vom Hegering Borbeck. Auch Inge Fitscher, Obfrau für Naturschutz bei der Kreisjägerschaft, sieht die Pflanzung als weiteres wichtiges Projekt der Biotoppflege.
Netz und Auffangschürze werden demnächst installiert
Fit gegen Starkregen und Erdrutsche soll die bewaldete Fläche werden. Aber allein ausreichen wird das nicht. Denn das benachbarte Gelände, an dem es zu einem Hangrutsch gekommen ist, muss noch auf andere Weise gesichert werden – weshalb die Werdener Straße im Bereich zwischen der Charlottenhofstraße und der weiter östlich gelegenen Felsquelle gesperrt bleibt.
Die oberen Bodenschichten und Gesteinsmaterial dort sind weg, sie wurden inzwischen von einer Spezialfirma abgetragen. Auch viele Bäume mussten gefällt werden. Zusätzlich soll die gesamte Böschung demnächst mittels einer Übernetzung, einer Auffangschütze sowie eines Steinschlagzaunes gesichert werden, teilt die Stadt mit. Die Arbeiten sollen bis Anfang April erledigt sein.
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