Essen. Weiterhin droht in Essen Hochwasser, in Werden und Kettwig ist der Fluss noch mal leicht angestiegen. Die Feuerwehr hält die Lage im Blick.

  • Durch die anhaltenden Regenfälle kommt es weiter zum Anstieg der Pegelstände in Essen.
  • Bürger und Bürgerinnen können sich auf einer Gefahrenkarte informieren oder das Gefahrentelefon bei der Feuerwehr unter 0201 1238 888 erreichen.
  • Die Feuerwehr ist im Einsatz, um neuralgische Orte im Blick zu haben.
  • Wir halten Sie hier auf dem Laufenden

Etwas entspannt hat sich Hochwasser-Lage laut Feuerwehr in den Essener Stadtteilen nahe der Ruhr nach der Nacht zu Sonntag (24.12.). Der Wasserstand sei trotz andauernder Regenfälle nur gering um zehn bis 15 Zentimeter gestiegen, so Feuerwehrsprecher Christian Schmücker am Morgen. „Die Kurve hat sich deutlich abgeflacht“, sagt er. Am für Essen relevanten Hattinger Pegel (sechs Meter) verzeichne man über Nacht einen Anstieg auf 5,93 Meter. Das sei für die Lage ein guter Wert.

Viele Essener nutzen den Heiligabend, um sich bei einem Spaziergang die Hochwassersituation anzuschauen. Besonders in Werden gab es einiges zu sehen, denn ungeachtet der relativ stabilen Gesamtlage gibt es Stellen, an denen das Wasser stärker gestiegen ist. Das gilt auch für Kettwig, wo ebenfalls mehrere Zentimeter mehr oder weniger einen Unterschied machen können, ob ein Weg absäuft oder begehbar bleibt.

Die Westspitze der Brehminsel, an der sich das Rondell mit den vielen Bänken befindet, steht unter Wasser, die Brücke zur Insel ist gesperrt.
Die Westspitze der Brehminsel, an der sich das Rondell mit den vielen Bänken befindet, steht unter Wasser, die Brücke zur Insel ist gesperrt. © Essen | Frank Stenglein

In Werden hinter dem Stauwehr des Baldeneysees ist das Wasser dem parallel zur Ruhr verlaufenden Weg am Sonntag spürbar näher gekommen. Die Brehminsel wurde gesperrt, die Westspitze, an der sich das Rondell mit den vielen Bänken befindet, steht mittlerweile ebenso unter Wasser wie andere Teile der Insel. Die Betreiber des Bierwagens „Werdener Wiesn“ haben den Bierwagen in Sicherheit gebracht, obwohl ihnen gesagt wurde, das sei nicht nötig. War es aber doch.

Gelände des Steeler Freibads steht ebenfalls wieder unter Wasser

Auch das Gelände des bei Hochwasser mittlerweile leidgeprüften Steeler Freibads steht teilweise wieder unter Wasser, die Becken sind aber noch nicht betroffen. Sie sind leicht erhöht, das brackige Ruhrwasser fließt vorbei.

Wie Feuerwehrsprecher Christian Schmücker berichtet, wird die Hochwasserlage derzeit dennoch als insgesamt stabil bewertet, die Pegelstände seien nicht weiter gestiegen. Deshalb gebe es derzeit keine Einsätze und es würden aktuell keine Maßnahmen ergriffen. Man habe die Frequenz der Lage-Updates ein bisschen zurückgefahren, bleibe aber aufmerksam und in kürzester Zeit einsatzbereit.

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An der Neukircher Mühle in Werden sind Sandsäcke zu sehen - sicher ist sicher

Manch einer in Werden traut dem Braten nicht, weil man die Unberechenbarkeit des Flusses schon kennengelernt hat und die große Flut vom Juli 2021 noch in relativ frischer Erinnerung ist. An der Straße Neukircher Mühle haben die Besitzer der am meisten exponierten Häuser Sandsäcke vor die Türen gelegt. Rund einen Meter müsste der Fluss aber noch ansteigen, bevor die Ruhr wieder anklopfen würde, das scheint derzeit eher unwahrscheinlich. Schwimmbad und Gymnasium in Werden waren vor zwei Jahren Opfer der Flut geworden, das scheint sich dieses Mal nicht zu wiederholen.

Schon am Morgen des 24. Dezember erklärte die Feuerwehr, sie habe alle notwendigen Vorbereitungen für den möglichen Hochwasserfall getroffen, es gebe aber derzeit keine aktiven Maßnahmen. Lediglich einige Gullydeckel seien freigeräumt worden.

Die Feuerwehr habe in der Nacht zu Heiligabend in Essen keinen Hochwassereinsatz gefahren, auch nicht wegen vollgelaufener Keller. „Wir haben zum Glück nur leichten Regen und die Anwohner nahe am Fluss sind vorgewarnt“, so der Sprecher.

Einige Straße in Essen bleiben weiterhin gesperrt

Dennoch behalte man die Lageim Blick, es gebe stündlich ein Update mit dem Ruhrverband. Auch Polizei und Stadt würden die Hochwasserlage im Blick behalten. Die Brehminsel in Werden sei nicht komplett überflutet, aber zur Vorsicht inzwischen trotzdem gesperrt.

Überflutet ist dagegen die Umgebung der Ausflugsgastronomie Rote Mühle, die Zufahrtstraße bleibt auch am Sonntag und vermutlich auch am Montag weiterhin gesperrt. Ebenfalls nicht befahrbar sind die Langenberger Straße zwischen Steele und Überruhr zwischen Überruhrstraße und Kurt-Schumacher-Brücke, der Rademacherweg und die Holteyer Straße zwischen Charlottenberg und Holteyerberg.

Ein Afghane singt der Ruhr ein Lied

Und dann ist da noch der junge Mann, der Heiligabend am späten Mittag an der Werdener Ruhrbrücke steht, in die Fluten der Ruhr blickt und zur Verwunderung anderer Passanten in einer fremden Sprache lautstark ein Lied anstimmt. Was er da singe, fragt eine ältere Dame. „Wasser gut“, sagt er und lacht. „Nein, das Wasser ist nicht gut“, entgegnet die Werdenerin. Wie er dazu komme, das zu sagen. „Afghanistan!“, sagt der Mann. Sie versteht. Manchmal zu viel Wasser ist immer noch allemal besser als zu wenig oder gar keins.

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