Ennepetal. . Die Stadt und die Sozialarbeiter vom Verein ZOF (Zukunftsorientierte Förderung) haben am Donnerstagmorgen eine Bestandsaufnahme bei den Roma gemacht. Ein halbes Jahr nach ihrem Wegzug aus Duisburg-Marxloh leben von einst 115 Menschen aktuell noch 70 in Hasperbach. Es bleiben damit acht Familien, von denen weitere ihren Wegzug aus Ennepetal ankündigten.

Die Situation in Hasperbach ist für alle Beteiligten schwierig einzuschätzen. Es liegen verschiedene Aussagen vor, wie es mit den Roma weitergeht. ZOF-Sozialarbeiter Eduard Pusic sprach von zwei Familien, die in den nächsten Tagen nach Herne beziehungsweise nach Gelsenkirchen umziehen wollen. Ihr Wegzug sei auch als eine Reaktion auf die von Vermieterseite ausgesprochene, jedoch nicht rechtskräftige Kündigung zu betrachten.

Bei der Stadt Ennepetal kannte man diese Fälle nicht. Dort berichtete man aber von einem Mieter, der erklärt habe, dass er in drei Wochen nach Hagen ziehen wolle, sobald sein neuer Vermieter aus dem Urlaub zurück sei. Man könne nicht sagen, hieß es bei der Stadt, ob dies in Zusammenhang mit der ausgesprochenen Kündigung stehe.

Wie berichtet, will der Vermieter die Roma, die er im April dieses Jahres in seine Häuser einziehen ließ, wieder loswerden. Weil die Kündigung weder schriftlich noch begründet überreicht wurde, gilt sie nach Auffassung von Mietrechtlern als nicht gültig. Fachleute halten auch die zeitliche Befristung in den Mietverträgen für nicht gültig, weil die Befristung nicht ausreichend begründet wird. Ihrer Meinung nach handele es sich damit um unbefristete Mietverträge, auf die sich die Roma berufen könnten.

Gespräch mit Vermieter angestrebt

Die Tatsache, dass seit dem Ablauf der vom Vermieter gesetzten Frist zum 30. September nichts mehr geschehen ist, lasse die Roma hoffen, erklärte Eduard Pusic. Man wolle versuchen, mit dem Vermieter noch einmal wegen des weiteren Verbleibs der Familien zu sprechen. Die meisten Roma würden gern in Ennepetal bleiben, so Pusic. Das sei allein für die Kinder und Jugendlichen wünschenswert, für die hier Strukturen geschaffen und eine Beschulung organisiert wurde, was ihnen eine Perspektive verschaffe.

Beim Termin am Donnerstagmorgen mit dabei waren auch Vertreter der AVU. Ihre Aufgabe: Klärung der Situation bei den Stromanschlüssen. Künftig soll mit jeder einzelnen Mietpartei ein Versorgungsvertrag abgeschlossen werden.

Bis dato herrschte diesbezüglich ein „Kuddelmuddel“, so ein Beteiligter. Etliche Mieter hätten die Energiekosten über den Vermieter beglichen, der das Geld dann an die AVU abführen musste. Andere hätten direkt bei der AVU eingezahlt. Fakt sei, so der Energieversorger, dass Stromzahlungen auch ausblieben und Stromsperren vorgenommen wurden. Ob das Verschulden von Vermieter oder Mieter war, sei im Nachhinein nicht ermittelbar.

Nach Informationen unserer Zeitung soll der Vermieter alle Stromanschlüsse, die auf seinen Namen liefen, inzwischen sperren lassen haben. Das betrifft die zentralen Anschlüsse wie für das Flur- und Kellerlicht. Beteiligte werten das als Zeichen, dass er damit Druck auf die Roma ausüben wolle.