Ennepetal. . Es klingt wie etwas Alltägliches: Der Bus fährt die Haltestelle an. Die Leute steigen aus, die Leute steigen ein. Und weiter geht’s. Doch für ältere Menschen ist genau das ein Abenteuer. Hilfestellung, auch das zu meistern, gab es am Dienstag. Eine Handvoll Rentner und Senioren, alle auf einen Rollator angewiesen und teils aus der Curanum-Seniorenresidenz, fanden sich auf dem VER-Betriebsgelände zusammen.
Thomas Müller, der auch die VER-Busschule für Schüler leitet, und Polizeihauptkommissar Jörg Reifenschneider gaben Senioren hilfreiche Tipps, um sicher von Haltestelle zu Haltestelle zu kommen. Manchmal braucht es da nur Kleinigkeiten. „Reden sie mit dem Busfahrer“, sagte Müller. Die Senioren sollen einfach nur Bescheid geben, wenn sie aussteigen möchten, damit der Busfahrer vor allem überprüfen kann, ob der Bus sich richtig abgesenkt hat. „Denn manchmal reagiert die Automatik nicht. Der Fahrer kann das aber korrigieren.“ Ganz selten könne es vorkommen, dass ein Busfahrer nicht angemessen reagiere. Eine Dame erzählte: „Ich habe Bescheid gegeben und gefragt, ob der Bus nicht noch weiter abgesenkt werden könne.“ Die Antwort des Fahrers war barsch. Solle er etwa noch die Luft aus den Reifen lassen? Müller beschwichtigte. „Rufen sie mich dann einfach an. Das kann man klären, denn Busfahrer sind auch nur Menschen.“
Zu der Schicht eines Busfahrers gehören um die 600 Stopps. Laufe auch nur eine Kleinigkeit schief, so Müller, kriege es der Busfahrer ab. Das zehre an der Geduld. Dann nicht angemessen zu reagieren, sei zwar grundsätzlich falsch, könne aber mal passieren. Eine ganz andere Sache sei es dagegen, wenn ein Busfahrer nicht helfe. „Der ist dann nicht faul. Das darf er einfach nicht“, wusste Thomas Müller und erinnerte sich an eine Geschichte, die ihm selbst widerfahren ist. „Ich half einer älteren Dame hinten beim Aussteigen und kaum war ich wieder vorne, hat jemand mir den Wechsler geklaut.“ Müller warnte die Senioren eindringlich davor, während der Fahrt den Rollator als Sitzplatz zu verwenden.
„Suchen sie sich einen Sitzplatz. Der Busfahrer wird so lange warten.“ Die Zweckentfremdung des Rollators als Sitzplatz mag vielleicht praktisch sein. Ist aber unsicher, sogar gefährlich. „Viele Senioren haben mir schon gesagt, dass sie sich ja direkt an ihrem Rollator festhalten und nichts passieren könne.“ Der Busfahrer muss aber nur einmal unvermittelt bremsen oder ausweichen, „und sie haben eben keinen Halt mehr.“
Müller riet ebenso davon ab, morgens um 8 Uhr mit den Schülern zu fahren. „Tun sie sich den Stress nicht an.“ Zusätzlich zu den vielen, aber durchweg theoretischen Tipps gab es auch Praxisübungen. Die Senioren mussten mit ihrem Rollator rein- und wieder aussteigen. „Setzen sie erst den Rollator in den Bus, stellen sie die Bremsen fest und ziehen sich dann an den beiden Türgriffen hinterher“, sagte Müller. Beim Aussteigen riet er dazu, es rückwärts zu machen und auch wieder die Haltegriffe an den Türen zu nutzen. „Keine Angst davor, wenn sich die Tür doch mal versehentlich schließt.“ Müller demonstrierte es und hielt den Arm in die Tür. Die Tür schloss und öffnete sich augenblicklich wieder, als sie den Arm traf. „Das tut nicht mal weh.“ Für den Ausstieg habe jeder Senior auch viel Zeit. „Solange die Tür nicht geschlossen ist, löst die Bremse nicht.“
„Mit einem Rollator führt man eben ein anderes Leben“, sagte eine Kursteilnehmerin zum Abschluss, als es in einer Führung über das Gelände ging.