Ennepetal/Schwelm. Trennungen sind schwer. Oft sehr schwer. Die 40-jährige Ennepetalerin und ihr 43-jähriger Ex-Mann, die gemeinsam eine 15-jährige Tochter haben, sind sich seit weit über einem Jahr spinnefeind.
Bei der Trennung ging es so weit, dass die Klutertstädterin beim Familiengericht eine einstweilige Anordnung verfügte, ihr Ex dürfe keinerlei Kontakt zu ihr aufnehmen, sich ihr nicht nähern und die Wohnung an der Deterberger Straße nicht ohne Erlaubnis befahren, oder begehen.Hinzu kam natürlich das Verbot – unter Androhung von Freiheitsstrafe – seine damalige Frau in irgendeiner Form technisch zu kontaktieren oder andere Verbindung aufzunehmen.
Ihm war das egal. Unter anderem, wegen 25-fachen Verstoßes gegen das Gewaltschutzgesetz, saß der Ennepetaler, der mittlerweile in Schwelm eine neue Unterkunft bei seinen Eltern gefunden hat, auf der Anklagebank.
Mehrfach der Ehefrau aufgelauert
Mehrfach hatte er der Frau trotz des Verbotes aufgelauert und sie per SMS nachweislich zum Teil auf massivste Weise bedroht. Ein Beispiel: „Du dickes, dreckiges Miststück. Wenn ich vor dir stehe, schlage ich dir erst den Kiefer und dich dann komplett kaputt.“
Was der bislang unbescholtene 43-Jährige vor Gericht vorbrachte, raubte jedoch allen Anwesenden zunächst in Atem.
„Versteht mich hier im Saal denn keiner? Sie hat mich Monate lang zuvor betrogen“, begann der in Schwelm Geborene. „An sich war mir das egal, aber schließlich war sie auf dem Papier meine Frau. Und das ist nicht zu tolerieren.“ Weiter: „Ja, ich habe meine Frau bedroht, sie hatte es verdient. Wenn die mich betrügt, dann muss das wie im Iran laufen“, rief der Deutsche. „Fast hätte ich meine Drohungen ja wahr gemacht, sie hatte es echt verdient. Ich war ganz kurz davor!“
Das Opfer, die 40-jährige Rechtsanwalts-Fachangestellte, bestätigte die Anklagepunkte, räumte aber ein, es sei seit Anfang des Jahres zu keinen weiteren Vorfällen gekommen. Auch habe der inzwischen geschiedene Ehemann guten Kontakt zur gemeinsamen 15-jährigen Tochter.
Trotzdem: Noch nie hatte man wohl im Schwelmer Gerichtssaal den Anklagevertreter der Staatsanwaltschaft, Oberamtsanwalt Neumann, derartig emotional in seinem Abschlussplädoyer gehört: „Sie haben sich unter aller Sau verhalten und veranstalten hier ein Affentheater. Wir leben nicht mehr im Mittelalter“, sagte er dem Beschuldigten laut und deutlich ins Gesicht. „Sie haben nicht ansatzweise ein angemessenes Weltbild. Bei ihren Aussagen muss man es ja mit der Angst bekommen, sie sind eine tickende Zeitbombe.“
Der Angeklagte wiederholte nur bei seinem letzten Wort: „Ich bin froh, dass nichts passiert ist.“
Richterin Dr. Fligge folgte dem Antrag von Neumann und verhängte sechs Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie 1000 Euro Geldbuße.