Gevelsberg.

Manchmal reicht ein Wörtchen, um jemanden den Schweiß auf die Stirn zu treiben. In diesem Fall war es: „schief“ - und auch wieder nicht. Die Wasserwaage führte zu zusätzlicher Verzweiflung. Schließlich mündete alles in einer neuen Idee. „Und aus dem Palast wurde ein Schiff“, sagte Stefan Ziegler, Geschäftsführer der Kirmesgruppe „Vie ut Asbi ´eck“.

Viele Fragen gestellt

Es waren genau diese Geschichten, die den Tag der offenen Bauplätze so interessant machten. Am Fronleichnam ließen alle zwölf Gruppen in ihr Allerheiligstes blicken. Klar: Die Wagen waren Blickfang und Hauptattraktion. „Der Zug wird Granate“, versprach auch Michael Sichelschmidt, Chef des Gevelsberger Kirmesvereins. Doch das Drumherum machte den Charme aus.

Wie und wo organisierten die Gruppen die Materialien? Planten sie erst am Reißbrett oder bauten direkt drauf los? Wie viel Zeit floss in den Wagen? Lief alle reibungslos? Und nein, reibungslos lief es nicht immer. Unter dem missmutigen Blick von Bauleiter Sven Otte erzählte Stefan Ziegler die ganze, teils traurige, teils witzige Geschichte. Stefan Zieglers Frau Barbara Wölling-Ziegler liege im Krankenhaus. „Vom Bauplatz und den Wagen zum Thema Ägypten kennt sie nur Bilder.“ Barbara Wölling-Ziegler schickte ihre Meinung zu den Bauten per Handy. Bei einer Nachricht war sich Otte sicher: Da stand „schief“! Ziegler griff sich die Wasserwaage und fluchte. Das könne seine Frau anhand der Bilder gar nicht beurteilen. „Ich fand nichts und lies mir die Nachricht zeigen.“ Das vermeintliche „schief“ war eigentlich ein völlig harmloses „Schiff“. Otte hatte falsch gelesen. Ziegler kann über die Geschichte herzhaft lachen.

Die Kirmesgruppe „Im Dörnen“ hatte sich für das Thema „Zurück in die Zukunft“ entschieden, nach den bekannten Filmen. Da gingen bereits am Weg hinunter zum Bauplatz Kindheitsträume in Erfüllung. Wenn er auch außer Konkurrenz mit dem Zug fährt: Dort stand ein echter DeLorean – mit Fluxkompensator! Doch auch das Rathaus, in dem der Blitz einschlägt oder die riesige Dampflok aus Teil 3 gehörte zu den Aufbauten. „Wir sind auch gut im Zeitplan, das habe ich schon schlimmer erlebt“, sagte Bauleiter Stefan Bußmann.

Täglich auf dem Bauplatz

Anfangs bauten sie dreimal in der Woche, jetzt fast täglich. Vor allem auf die Lok sind sie alle stolz. „Sie hebt ab. Die Konstruktion entstand am Reißbrett und war recht früh fertig.“ Dazu kommen weitere Details: Zum Filmsoundtrack spie sie Rauch, die Räder klappten ein. „Wir wollten so nah wie möglich am Original bleiben.“ Wie viel Zeit und Geld in den Wagen stecke, können er nur vorsichtig schätzen und wollte sich nicht festlegen. Bei einer Sache war er sich aber ziemlich sicher. „Diesen Wagen werde ich nur schweren Herzens wieder einreißen können.“

Vom Tag der offenen Bauplätze zog Sichelschmidt ein vorläufiges Resümee. „Die Besucherzahlen erreichten wohl die des letzten Jahres. auf manchen Bauplätzen war noch mehr los.“ Für das kommende Jahr habe der Kirmesverein ein zusätzliches Rahmenprogramm ins Auge gefasst. „Das muss nicht unbedingt auf den Bauplätzen stattfinden.“ Dabei soll der Tag der offenen Bauplätze nicht missverstanden werden: „Er ist nicht nur dafür da neue Mitglieder zu werben. Wir freuen uns auch, wenn einfach so jemand seine Hilfe anbietet, ohne Mitglied in einer Gruppe zu werden.“ Dass der Tag aber gut geeignet ist, Unterstützung zu finden, zeigt ein Beispiel von vor zwei Jahren, als das erste Mal der Tag stattfand. Die Kirmesgruppe Börkey bekam gleich 17 neue Mitglieder.