Ennepe-Ruhr. . Der Aufruf zum Warnstreik im öffentlichen Dienst zeigt schon jetzt Wirkung. Die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr kündigt für Dienstag einen Notfahrplan an. Der Schülerbusverkehr wird ersatzlos gestrichen. Die Kreisverwaltung rechnet mit langen Wartezeiten im Kreishaus und bei der Kfz-Zulassung und rät Bürgern, auf andere Tage auszuweichen.
Auf erhebliche Einschränkungen müssen sich am Dienstag die Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis einstellen. Der Warnstreik im öffentlichen Dienst legt fast den kompletten Busverkehr im Ennepe-Ruhr-Kreis lahm. Davon betroffen ist vor allem der Schülerbusverkehr. Er findet am Streiktag nicht statt. Im Ennepe-Ruhr-Kreis gilt der Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi außerdem für die Beschäftigten der Kreisverwaltung, der Stadtverwaltungen und des Landesbetriebs Straßen-NRW.
Der Streik-Aufruf erreichte die rund 330 Beschäftigten der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) am Montagvormittag gegen 9.30 Uhr. Die VER informierte ihre Kunden daraufhin, „dass am Dienstag aufgrund des von Gewerkschaftsseite angekündigten Warnstreiks von Betriebsbeginn bis -ende im gesamten Verkehrsgebiet das reguläre Fahrtenangebot im Busverkehr entfällt. Der gesamte Schülerverkehr wird an diesem Tag nicht gefahren“, heißt es auf der VER-Homepage.
Private Unternehmen im Einsatz
Aufgrund des Einsatzes privater Busunternehmen ist es der VER aber gelungen, für den Streiktag einen Notfahrplan auf die Beine zu stellen. Das teilte VER-Geschäftsführer Thomas Schulte mit. Statt der regulären 120 könnten so immerhin 22 bis 24 Busse auf die Straße gebracht werden, so der Geschäftsführer. Schulte sprach von einem Kraftakt für die VER.
Zumindest zwölf von 49 Linien können so in der Zeit von etwa 6 bis 20 Uhr entsprechend einem angepassten Sonntagsfahrplan bedient werden. Dabei handelt es sich um die Linien 141, 371, 511 (Ennepetal Busbahnhof - Hagen Stadtmitte), 550 (Ennepetal-Voerde Mitte - Breckerfeld Busbahnhof), 551 (Ennepetal-Voerde - Sprockhövel-Hiddinghausen), 552 (Gevelsberg Rathaus - Wetter-Loh), 553, 561 (Ennepetal Busbahnhof - Ennepetal-Rüggeberg), 568 (Schwelm Rathaus - Schwelm-Oberloh), 608 (Ennepetal Busbahnhof - Wuppertal Dieselstraße Schleife), SB37 (Ennepetal Busbahnhof - Hattingen Mitte) und SB67. Die VER weist jedoch darauf hin, dass auf den Gemeinschaftslinien nur bis zur Stadtgrenze gefahren wird. Der letzte Streik, an dem es zu ganztägigen Ausfällen bei der VER kam, liegt zwei Jahre zurück.
Keine Einschränkungen sind im Zugverkehr zu befürchten. Darauf weist die Deutsche Bahn hin. Die Bahnbeschäftigten sind von den Tarifverhandlungen nicht betroffen.
In der Stadt Ennepetal
„In Ennepetal werden aller Voraussicht nach keine städtischen Bereiche geschlossen,“, erklärte am Montag Stadtsprecher Günter Adrian auf Nachfrage. Die kommunalen Kindertageseinrichtungen werden geöffnet sein, der offene Ganztag an den Schulen werde stattfinden, und auch die Straßenreinigung sei unterwegs. Zwar würden sich städtische Mitarbeiter an dem von Verdi aufgerufenen Warnstreik beteiligen, da aber auch viele in anderen Gewerkschaften organisiert seien, geht Adrian davon aus, dass die Zahl der Streikenden begrenzt sei. Es sei aber nicht auszuschließen, dass es im Rathaus in manchen Abteilungen zu längeren Wartezeiten kommen könne. Auch das Platsch soll am heutigen Dienstag wie gewohnt öffnen.
In Gevelsberg
„Wir können natürlich einen Tag vorher nicht einschätzen, wie der Streikaufruf von Verdi befolgt wird“, erklärte am Montag Gevelsbergs Kämmerer Andreas Saßenscheidt auf Anfrage unserer Zeitung. Beamte wie er dürften sich sowieso dem Arbeitskampf nicht anschließen. Das Schwimm In würde wie gewohnt geöffnet sein, weil die Beschäftigten dort Tarifverträge haben, über die nicht verhandelt wird. Die Schulen würden wie gewohnt geöffnet sein. Es dürfte für die Eltern kein Problem sein, glaubt Saßenscheidt, für einen Tag die Anreise ihrer Kinder zu organisieren, auch wenn die Busse nicht fahren. Wie es mit der Müllabfuhr aussehe, sei ungewiss: „Wenn dort jemand zur Arbeit erscheint, dann werden wir ihn auch einteilen. Wir werden aber keine Mitarbeiter für einen Tag versetzen.“ Wer im Rathaus etwas erledigen möchte, dem rät der Stadtkämmerer, vorsichtshalber auf einen anderen Tag auszuweichen.
In Schwelm
Auch in Schwelm haben das Rathaus, die drei städtischen Kindertageseinrichtungen und das Hallenbad wie gewohnt geöffnet. Der Schulbetrieb läuft ebenfalls regulär ab. Die Schulverwaltung bittet die Eltern wegen des ersatzlos gestrichenen Schülerbusverkehrs jedoch, den Schulweg ihrer Kinder in Eigenregie zu organisieren. Weil der Transport von Kindern und Jugendlichen von der Schule zum Schwimmunterricht an private Busunternehmen beauftragt ist, seien auch hier keine Einschränkungen zu befürchten, teilte die Stadtverwaltung mit.
Auch TBS-Vorstand Markus Flocke geht davon aus, dass die Arbeit der Technischen Betriebe „recht reibungslos funktioniert.“ Mit Blick auf die Abfallentsorgung sagt er: „Wir werden alles tun, dass das Problem nicht auf die Straße kommt.“ Generell blickt er dem Streikaufruf gelassen entgegen: „Ich halte es mit Konrad Adenauer: Et hät noch immer jot jejange!“
Im Kreishaus
Besucher der Kreisverwaltung müssen mit eingeschränkten Angeboten und längeren Wartezeiten rechnen, teilt die Verwaltung mit. Betroffen sein können alle Dienstleistungen des Kreises im Schwelmer Kreishaus sowie in den Nebenstellen in Gevelsberg, Hattingen und Witten. Keine Ausnahmen bilden dabei die besucherintensiven Bereiche der Kfz-Zulassung in Schwelm und Witten und des Jobcenters EN, das dem Kreishaus angegliedert ist.
Der Ratschlag aus dem Kreishaus ist daher eindeutig: „Wer sein Fahrzeug nicht zwingend an-, um- oder abmelden muss oder ganz dringend auf eine Dienstleistung des Ennepe-Ruhr-Kreises angewiesen ist, sollte sich dafür möglichst einen anderen Tag als den morgigen Dienstag aussuchen“, teilt Pressesprecher Ingo Niemann mit.
Beim Arbeitsamt
Ulrich Brauer, Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Hagen, die auch für den EN-Südkreis zuständig ist, sagt: „Wir können nicht ausschließen, dass unsere Geschäftsstellen in Gevelsberg und Schwelm bestreikt werden.“ Die Öffnungszeiten und das Angebot sollen aber unverändert gelten. Lediglich die Wartezeit könne sich heute möglicherweise ganz erheblich verlängern.