Gevelsberg. .

Generationen durstiger Nachschwärmer hat Armin Becker mit Alkohol und lauter Musik versorgt. Der Inhaber der Gevelsberger Kult-Disco „Rockpommels Land“, kurz RPL, ist am Mittwoch nach schwerer Krankheit im Alter von 58 Jahren verstorben. Die Anteilnahme seiner Gäste und ehemaligen Besucher ist enorm.

Obwohl das RPL von vielen harten Kerlen und oft erst ab 1 Uhr in der Nacht besucht wurde, war Armin Becker vor allem für seine Ruhe bekannt. Lange Haare und John-Lennon-Brille waren seit mehr als 30 Jahren die Markenzeichen des sympathischen Wirts, den kaum etwas aus der Ruhe bringen konnte.

Sein Privatleben verbrachte er gemeinsam mit seinem Lebensgefährten sehr zurückgezogen, war allerdings stets freundlich und hilfsbereit. Eine seiner hervorstechendsten Eigenschaften war mit Sicherheit, dass er sehr sorgenfrei und entspannt durch das Leben gegangen ist. Er hat seine Jahre auf der Erde genossen, sich keine Vorschriften machen lassen. Auch nach der Diagnose ließ er sich nicht verbiegen. „Ich lebe bis zum letzten Tag, so wie ich mich wohlfühle. Jetzt muss ich auch nichts mehr ändern“, hat Armin Becker gesagt. So lange wie es seine Krankheit zuließ, war er auch oft selbst noch im RPL präsent, liebte es, seine Musik aufzulegen und auf der erhöhten DJ-Empore für rockige Klänge zu sorgen.

Nachdem Armin Becker das Haus, in dem sich bereits seit einigen Jahren die Disco befand, von seinen Eltern ebenso geerbt hatte, wie das angrenzende Wohnhaus, übernahm er am 11. Juni 1982 schließlich das Rockpommels Land. Im Jahr 1988 kaufte er das hinten angrenzende Gebäude, wo die Ewald Krefting Bürsten- und Pinselfabrik zuvor produziert hatte. Fortan hatten Theke und Tanzfläche in diesem neuen Teil des RPL ihren Platz gefunden.

Bis auf Weiteres geschlossen

Die Disco hatte schnell einen legendären Ruf, der nicht immer der beste war. Armin Becker war das jedoch stets halb so wichtig. Es gab Zeiten, da waren Drogenrazzien und Prügeleien nichts Außergewöhnliches im RPL. Der Popularität der Disco schadete das jedoch nicht. Ohne dass Armin Becker für das RPL groß die Werbetrommel rühren musste, erlangte es in Windeseile einen Ruf, der weit über die Gevelsberger Stadtgrenze hinausging.

In gewissem Maße alterte mit dem Wirt auch das Stammpublikum, doch auch bei den Jüngeren sorgte der Laden mit den 80er-Jahre- und 1-Euro-Partys für Begeisterung. Die Rock- und Metal-Szene fühlt sich hier sowieso generationsübergreifend heimisch. Wie es mit dem RPL nun weitergeht, steht in den Sternen. Aktuell prangt ein Zettel an der Tür: „Das RPL bleibt bis auf Weiteres geschlossen.“ Wann und ob es überhaupt weitergeht, ist offen.

Klar ist: Diese Kult-Disco wird auf ewig mit dem Andenken an Armin Becker verbunden sein.